Ölpreise
- aktuelle Preisentwicklungen, Trends und Prognosen am Ölmarkt

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News Heizölpreise

Heizölpreise legen zu - Ölpreise im Aufwärtstrend


von tanke-günstig Redaktion

Nach dem Rückgang zum Wochenbeginn sind die Heizölpreise in der zweiten Wochenhälfte gestiegen.  Aktuell kostet eine Bestellung von 2.000 Litern Heizöl im bundesweiten Durchschnitt 111,39 €uro/100 Liter. Dabei sind die Heizölpreise in allen Regionen Deutschlands ähnlich stark gestiegen. Kalkuliert man in die Preise unsere heute noch laufende Winterrabattaktion ein, so ergibt sich aktuell noch ein vergleichsweise guter Kaufzeitpunkt für Heizöl. Dies gilt um so mehr, weil sich die Lage am Ölmarkt in dieser Woche verändert hat.

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Wie funktioniert der Ölmarkt?

Rohöl behält eine herausragende Bedeutung für die Weltwirtschaft

Der Ölmarkt hat für die Weltwirtschaft eine ganz besondere Bedeutung, denn rund 34 % des globalen Bedarfs an Primärenergie werden nach wie vor durch Mineralöl gedeckt. Erdöl ist somit nach wie vor der wichtigste Energieträger der Erde. Zudem ist Öl als Energieträger und auch in der Produktion von Gütern teilweise kaum ersetzbar. Viele Akteure sind jedoch bemüht, die Abhängigkeit vom Rohöl aus politischen und/oder ökologischen Motiven zu verringern.

Zum einen werden alternative Energieträger erschlossen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien. Zudem wird durch ständige Effizienzsteigerung in den Produktionsprozessen auch der Energieaufwand in der Industrie für einzelne Güter gedrosselt. Durch den Trend zur Elektromobilität könnte sogar die enorme Bedeutung von Ölprodukten wie Benzin und Diesel für den Transportbereich in Zukunft abnehmen. Gleichzeitig drängen durch die erfolgreiche Armutsbekämpfung und das rasante wirtschaftliche Wachstum in Schwellenländern wie Indien, China und Brasilien aber auch immer neue Konsumenten auf den Ölmarkt.

Der Ölmarkt ist globalisiert

Der Ölmarkt ist ein weitgehend globalisierter Markt, denn Rohöl ist relativ leicht zu transportieren, vielseitig verwendbar und kann bisher in vielen Bereichen nur durch sehr teure Maßnahmen ersetzt werden. Daher können die Öl-nachfragenden Marktakteure bei Lieferengpässen oder in besonderen politischen Situationen relativ leicht auf andere Anbieter ausweichen. Die großen Tankerflotten können, abhängig von den Marktentwicklungen, das Erdöl relativ flexibel transportieren und sogar als vorübergehende Öllager auf den Weltmeeren dienen. Der Markt für Erdgas (genauer für LNG) ist hingegen weniger globalisiert. Die Infrastruktur des Gasmarktes besteht im Wesentlichen aus Pipelines, sodass Anbieter und Nachfrager stärker und langfristiger aneinander gekettet sind.

Der Ölmarkt wird grob in zwei Geschäftsfelder unterteilt, das Upstream- und das Downstream-Geschäft. Upstream wird dabei die Wertschöpfung zwischen dem Bohrloch und den Raffinerien genannt. Ab der Raffinerie bis zum Endverbraucher spricht man dann vom Downstream-Geschäft. Hier wird kein Rohöl, sondern Ölprodukte wie Heizöl, Diesel oder Benzin vermarktet und vertrieben. Im Upstream-Geschäft findet der Schwerpunkt des Ölhandels an den großen Rohstoffbörsen in New York und London statt. Hier werden knapp 60 % der weltweiten Transaktionen durchgeführt und die Rohölpreise festgelegt.

Gekauft und verkauft wird in Dollar pro Barrel und in der Regel werden sogenannte Future-Kontrakte abgeschlossen. Der am meisten gehandelte und damit für die Anleger wichtigste Future-Kontrakt läuft über einen Monat. Bei dieser Art des Handels, der auch als Termingeschäft bezeichnet wird, erwerben Käufer Rohöl, das erst in der Zukunft geliefert wird. Allerdings kommt es bei den meisten Käufen gar nicht zur physikalischen Abnahme des Rohöls. Anstatt dessen wird die zukünftige Öllieferung weiterverkauft, sodass letztlich jede physikalische Öllieferung im Vorfeld viele Male den virtuellen Besitzer gewechselt hat. Neben dem Terminmarkt gibt es noch den Spotmarkt, an welchem ausschließlich kurzfristige Lieferungen gehandelt werden.

Ölpreis geht runter
Ölpreis geht rauf

Wie wird die Höhe des Ölpreises bestimmt?

Die Preise auf dem Weltölmarkt folgen grundsätzlich dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Allerdings sind hier einige Aspekte zu berücksichtigen, die verhindern, dass sich die Ölpreise frei im Markt bilden können. Diese Aspekte werden im Abschnitt "Welche Faktoren beeinflussen die Ölpreise" näher betrachtet.

Ölpreise der verschiedenen Sorten orientieren sich an den Oil Markers

Auf dem weltweiten Ölmarkt gibt es sehr viele verschiedene Ölsorten mit verschiedenen Eigenschaften. Wenn man über konkrete Preise auf dem globalen Ölmarkt spricht, orientieren sich diese Angaben jedoch im Wesentlichen an zwei Ölsorten. Diese Ölsorten sind Brent aus der Nordsee sowie West Texas Intermediate (WTI) aus den USA. Wegen ihrer Leitfunktionen für die globalen Ölpreise werden die Ölsorten Brent und WTI auch als Oil Markers bezeichnet. Alle Faktoren, die Einfluss auf diese Leitsorten haben, beeinflussen daher auch die Preise für alle anderen Ölsorten. Aus diesem Grund spricht man, wenn man allgemein über den internationalen Ölhandel oder die Ölpreise redet, im Wesentlichen über die Preisentwicklung der Rohöl-Leitsorten Brent und WTI. Brent ist dabei die maßgebliche Rohölsorte in Europa und WTI in Nordamerika.

Darüber hinaus kommt auch dem OPEC-Basketpreis, der sich aus allen Ölsorten und Preisen der OPEC-Mitglieder zusammensetzt, eine richtungsweisende Bedeutung zu. Von der OPEC-Zentrale in Wien wird einmal täglich ein Mischpreis aus allen Preisen der 14 OPEC-Sorten ermittelt, für den alle Mitgliedstaaten des Ölkartells ihre jeweiligen Ölpreise an die Zentrale melden. Dieser Durchschnittspreis wird allerdings immer mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht und spiegelt daher nicht die aktuellste Entwicklung der Ölpreise wider.

Warum fällt oder steigt der Ölpreis häufig sehr schnell?

Ein stets an Wichtigkeit zunehmender Grund für Preisveränderungen am Ölmarkt ist der Börsenhandel mit seinen zunehmend automatisierten Handelsmöglichkeiten, die von sich aus zu Übertreibungen bei den Kursbewegungen führen. Vor allem aber auch die „Stimmung“ an den Börsen im Allgemeinen und an den Rohstoffbörsen im Speziellen, hat einen immer größeren und kaum vorhersehbaren Einfluss auf die Ölpreise. So kommt es häufig vor, dass die Ölnotierungen plötzlich und ohne erkennbaren Grund anziehen, weil ein gewisses Maß von Spekulationen auf steigende Preise überschritten wurde.

Ist dieser Zug erst einmal ins Rollen gekommen, springen immer mehr Händler und technische Systeme auf, was dazu führt, dass die Ölpreise noch deutlicher anziehen und sich teilweise kräftige Übertreibungen bei den Preisbewegungen ergeben. Häufig ist der Spuk zum Wochenschluss dann wieder beendet, wenn viele Spekulanten ihre rein durch das Handelssystem entstandenen Gewinne mitnehmen. Infolgedessen sinken die Ölpreise zumeist wieder ebenso schnell, wie sie zuvor in die Höhe geschossen sind.

Genau dieser unberechenbare Aspekt des kollektiven und/oder technisierten Börsenhandels führt dazu, dass eine sichere Prognose über die Entwicklung der Ölpreise fast unmöglich ist. Zudem sind auch geopolitische Eskalationen und militärische Auseinandersetzungen zumeist nicht vorhersehbar und auch das Ölkartell OPEC kann, sofern alle Mitglieder an einem Strang ziehen, durch tiefgehende Markteingriffe zu unvorhersehbaren Preisentwicklungen beitragen. Ein Ausblick über eine Woche kann daher noch gelingen, doch sobald man über Monate, Quartale oder Jahre redet, handelt es sich nur noch um Tendenzen oder Wahrscheinlichkeiten. Dennoch setzen wir alles daran, Verbraucher über unsere aktuellen News zum Ölmarkt so ausführlich wie möglich zu informieren.

Welche Faktoren beeinflussen den Ölpreis?

Ölpreise hängen auch von den Kapazitäten der Länder ab

Bei der Preisbildung am Ölmarkt ist eine Vielzahl von Faktoren zu beachten. Bei den Ölpreisfaktoren, die auf messbaren Zahlen und klar definierten Daten beruhen, spricht man auch von Fundamentaldaten. Zu diesen gehören z.B. Förderkapazitäten, Produktionskosten, Öllagerbestände oder auch Im- und Exportzahlen der Öl-nachfragenden Wirtschaftsräume und Öl-anbietenden Förderländern. Neben den zumeist nachvollziehbaren Auswirkungen der Fundamentaldaten wird der Ölpreis aber auch durch geopolitische Konflikte sowie durch Devisenkurse und den wechselnden Stimmungen an den Börsen beeinflusst.

Globales Ölangebot - Fördermenge für Rohöl

Die globale Ölfördermenge ergibt sich aus den Fördermengen der Öl-produzierenden Staaten. Viele der wichtigsten Öl-produzierenden Staaten sind in der Organization of the Petroleum Exporting Countries (OPEC) zusammengeschlossen. Das Angebotskartell der OPEC verfolgt das Ziel, die auf dem Weltmarkt angebotene Ölmenge zu kontrollieren. Durch diese Kontrolle will die OPEC erreichen, dass die Weltmarktpreise den Interessen ihrer Mitglieder entsprechen. Das heißt im Normalfall, dass die OPEC-Länder weniger Mineralöl auf dem Weltmarkt anbieten, als sie eigentlich fördern könnten.

Der Anteil der OPEC-Staaten an der globalen Rohölproduktion betrug im Jahr 2017 knapp 43 Prozent. Dabei kam allein Saudi-Arabien, das mit Abstand größte Ölförderland der OPEC, auf einen Anteil von rund 13,5 Prozent an der weltweiten Ölförderung. Iran und Irak, die zweit- und drittgrößten Ölförderer des Kartells kommen auf einen Anteil von jeweils rund fünf Prozent. Dies entspricht auch fast der Ölförderung der Nicht-OPEC-Staaten Kanada und China, die mit derzeit 4,8 und 4,3 Prozent ebenfalls einen erheblichen Anteil an der globalen Ölförderung haben.

Neben den OPEC-Staaten nehmen jedoch insbesondere die Weltmächte USA und Russland eine wichtige Rolle als Ölproduzenten ein. Vor allem die USA haben sich zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen und kommen (Stand 2017) auf einen Anteil von rund 13,5 Prozent an der globalen Ölförderung. Dies ist hauptsächlich auf die boomende US-Schieferölförderung (Fracking) zurückzuführen, durch welche die USA in den letzten Jahren eine neue, preisregulierende Rolle auf dem Weltölmarkt eingenommen haben. Mit preisregulierend ist hierbei jedoch im wesentlichen Preis drückend gemeint, denn die USA haben, wie im Abschnitt Rolle der USA beschrieben, ein sehr starkes Interesse an niedrigen Ölpreisen.

Russland könnte zwar ebenfalls eine stärker preisregulierende Rolle einnehmen, allerdings ist das Land sehr stark von seinen Öleinnahmen abhängig. Daher hat Russland einerseits zwar ein großes Interesse an hohen Ölpreisen, kann andererseits aber seine Ölförderung auch nicht so stark nach unten fahren, dass sich dies deutlich preissteigernd auf den Weltölmarkt auswirken würde. Mehr zur Rolle Russlands am Ölmarkt finden Sie im entsprechenden Abschnitt.

Förderländer unterscheiden sich nach Exportquote

Unter den großen Ölförderländern lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Zum einen gibt es Länder wie die USA und China, die zwar viel Öl fördern, aber aufgrund der hohen Bevölkerungszahl und der industriellen Aktivitäten im Land auch einen sehr hohen Verbrauch haben. Auf der anderen Seite gibt es Länder wie Saudi-Arabien, Norwegen oder Kuwait, die fast die gesamte Fördermenge exportieren. Diese Staaten haben einen vergleichsweise höheren Einfluss auf den Weltmarkt. Daher kann die OPEC, wenn sie geschlossen handelt, tatsächlich den Weltmarkt stark beeinflussen, auch wenn sie weniger als die Hälfte des weltweit benötigten Öls fördert.

Insbesondere Saudi-Arabien ist in der Lage, kurzfristig die angebotene Fördermenge zu erhöhen oder zu verringern, ohne die einheimische Wirtschaft in Gefahr zu bringen. Wenn zum Beispiel der Ölpreise zu hoch wird, kann Saudi-Arabien relativ schnell die Fördermenge erhöhen und somit die Preise wieder senken. Dies ist möglich, da Saudi-Arabien seine Förderkapazitäten normalerweise nicht komplett ausreizt. Man spricht hier auch von swing producers. Ein Land wie Angola hingegen kann nicht durch eine kurzfristige Erhöhung der Fördermenge die Ölpreise beeinflussen, da die angolanische Ölwirtschaft permanent am Limit der Förderkapazitäten arbeitet.

Förderkapazitäten

In Zeiten erhöhter Nachfrage sind es jedoch häufig gar nicht die Ölförder-Kapazität aus den Ölquellen, die den eigentlichen Flaschenhals darstellen, sondern eher die begrenzten Kapazitäten der Ölraffinerien und Transportsysteme bis zum Hafen. Da Investitionen in Ölförderung und -verarbeitung teuer und aufwendig sind, haben viele wichtige Ölförderländer sehr große Defizite, wenn es um die Verarbeitung des Öls geht. So müssen Länder wie Nigeria, Angola und Iran, die viel Rohöl exportieren, zum Beispiel teures Benzin und andere Ölderivate importieren, da ihre Kapazitäten in den eigenen Raffinerien zu gering sind.

 


Kosten der Ölproduktion

In Bezug auf die Ölförderung muss man sich zunächst von der Vorstellung lösen, dass es riesige unterirdische Seen aus Erdöl geben würde, die man einfach leer pumpen kann. Erdöl ist immer in Gesteinsformationen gebunden und muss diesen behutsam entzogen werden. Dieser Prozess kann nicht in einer beliebigen Geschwindigkeit geschehen, sondern muss, unter Berücksichtigung des umgebenden Gesteins, zumeist verhältnismäßig langsam erfolgen. Nach der sogenannten Primärförderung verbleiben zudem rund 80 Prozent des Ölvorkommens im Gestein gebunden.

Danach beginnt die Sekundärförderung. Dabei wird zum Beispiel Wasser in die Ölquelle eingeschossen, um so den Druck auf das Öl zu erhöhen und dieses förderbar zu machen. Auch das in Nordamerika viel praktizierte Fracking gehört zur Sekundärförderung. Hierbei werden auch feste, flüssige oder gasförmige Chemikalien in das Gestein eingeschossen, um das Öl fließfähig zu machen. Doch obwohl die Sekundärförderung in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, können auch nach jetzigem Stand der Technik nur maximal 60 Prozent einer "Ölquelle" ausgebeutet werden.

Unterschiedliche Produktionskosten ermöglichen unterschiedliche Gewinnspannen

Grundsätzlich können alle ölexportierenden Länder ihr Erdöl zum gleichen Weltmarktpreis verkaufen, allerdings haben alle diese Länder sehr unterschiedliche Förderkosten. In Großbritannien wird Mineralöl z.B. durch Ölplattformen in der Nordsee gewonnen, ein Verfahren das vergleichsweise teuer ist. Auf der arabischen Halbinsel hingegen kann Öl häufig auf dem Festland und recht nah an der Oberfläche gewonnen werden. Dadurch fallen deutlich geringere Produktionskosten an. Wenn also britisches Öl für 50 Euro pro Barrel verkauft wird und z.B. 15 Euro reine Produktionskosten anfallen, stehen 35 Euro Überschuss an.

Arabisches Öl einer vergleichbaren Ölsorte kann zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls für 50 Euro verkauft werden, auch wenn beispielsweise nur 5 Euro Produktionskosten angefallen sind. Daher können Länder mit günstigen Produktionskosten pro Barrel deutlich mehr Geld verdienen. Ökonomen sprechen hier von Differenzialrenten, die diese bevorzugten Länder abschöpfen können. In der Regel kommt es Ölförderländern mit niedrigen Produktionskosten daher sehr entgegen, wenn teure Fördertechniken den Ölpreis am Weltmarkt in die Höhe drücken.

Allerdings können Förderländer mit niedrigen Produktionskosten, teure Fördertechniken theoretisch auch aus dem Markt drängen, wenn sie bereit sind dafür auf höhere Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu verzichten. Um unbeliebte Wettbewerber oder politische Rivalen loszuwerden oder sich Marktanteile zu sichern, müssen diese Förderländer das Angebot auf dem Weltmarkt so weit erhöhen bis die Ölpreise auf ein so niedriges Preislevel gefallen sind, dass Ölproduzenten mit hohen Förderkosten nicht mehr rentabel arbeiten können. Genau dies hat Saudi-Arabien Ende 2014 mit der damals boomenden US-Schieferölindustrie versucht und eine wahre Ölschwemme auf dem globalen Ölmarkt ausgelöst. Allerdings zeigte sich die amerikanische Schieferölförderung durch technologische Weiterentwicklungen und effizienzsteigernde Maßnahmen als sehr viel preisrobuster als zunächst angenommen wurde. Daher profitieren ölimportierende Länder, Autofahrer und Heizölverbraucher immer noch von den niedrigen Ölpreisen, die sich durch diesen Marktverdrängungskampf ergeben haben.

Das Verhältnis von Produktionskosten und Ölpreis diktiert, welche Ölfelder ausgebeutet werden können

Wegen der sehr unterschiedlichen Produktionskosten und den schwankenden Ölpreisen wird nicht jedes Ölvorkommen zu jeder Zeit ausgebeutet. Teurere Produktionsverfahren, wie zum Beispiel die Gewinnung aus Ölschiefern, lohnen sich nur, wenn der Ölpreis über einem gewissen Level steht. Gleiches gilt für die Förderung von Öl aus zunehmend tiefer liegenden Offshore-Feldern. Mittlerweile kann Öl aus bis zu zehn Kilometern Meerestiefe gefördert werden. Dies ist aber nur wirtschaftlich, wenn der Ölpreis die hohen Produktionskosten rechtfertigt.

Gleichzeitig zeigt das Zusammenspiel von Ölpreis und möglichen Fördermethoden aber auch, dass steigende Ölpreise stets zur Folge haben, dass auf dem Weltmarkt theoretisch wieder mehr Erdöl zur Verfügung steht. Denn wenn die Ölpreise steigen, werden Fördertechnologien rentabel, die eine Ausbeutung von zuvor unwirtschaftlichen Ölquellen ermöglichen. Dies wird auch im Abschnitt Wie lange reichen die weltweiten Ölreserven noch aus? thematisiert.

Potenzielle ökologische Kosten verhindern die Ausbeutung von Ölvorkommen

Neben den wirtschaftlichen Aspekten verhindern zudem auch ökologischen Risiken die Ausbeutung von bestimmten Ölvorkommen. So zeigte zum Beispiel die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahre 2010, bei der die Bohrplattform Deepwater Horizon versuchte ein ca. 1.500 m tiefes Ölfeld zu erschließen, die ökologischen Risiken der Ölförderung auf. Als Folge der damaligen Naturkatastrophe sank die Bereitschaft in den USA, vergleichbar riskante Ölförderprojekte zu genehmigen.

In vielen Staaten gibt es seitdem umfangreiche gesetzliche Vorgaben und gewichtige politischen Widerstände, welche die Erschließung von Ölvorkommen in ökologisch sensiblen Gebieten verhindern. Sehr umstritten sind derzeit zum Beispiel die Pläne, dass Abschmelzen des Eises in der Arktis zu nutzen, um neue Offshore-Felder in dem Gebiet zu erschließen. Viele Staaten und Umweltorganisationen befürchten dramatische Folgen für das globale Ökosystem. Der Ausgang dieses Konflikts ist weiterhin offen und hat, seit der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident, einen neuen Spin bekommen.

Globale Ölnachfrage

Die Nachfrage nach Öl besteht weltweit. Allerdings sind große Volkswirtschaften mit sehr wenig eigenen Ölvorkommen besonders wichtige Nachfrager. Typische Beispiele sind die großen, industrialisierten Volkswirtschaften Japan und Deutschland, aber zum Beispiel auch zunehmend Schwellenländer wie Indien.

Nach den Ölkrisen von 1973 und 1979 haben die damals wichtigsten Ölverbraucher versucht, sich ähnlich wie die OPEC in einem Kartell zu organisieren. Dieser Versuch ist politisch gescheitert und übrig blieb die Internationale Energieagentur (IEA). Die IEA ist eng an die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) angeschlossen und hält im Auftrag führender Industrienationen den Ölmarkt im Auge. Durch die bessere und belastbare Datenlage sowie durch eine Reihe von Marktanalysen soll der Ölmarkt transparenter werden und ein Ölschock wie 1973 durch Frühwarnmechanismen verhindert werden.

Nachfrage Ölverbraucher

Land tb/d Anteil
USA 19.631 20,3 %
China 12.381 12,8 %
Indien 4.489 4,6 %
Japan 4.037 4,2 %
Saudi Arabien 3.906 4,0 %
Russland 3.203 3,3 %
Brasilien 3.018 3,1 %
Südkorea 2.763 2,9 %
Deutschland 2.394 2,5 %
Kanada 2.343 2,4 %
Iran 1.848 1,9 %
Frankreich 1.602 1,7 %
UK 1.597 1,7 %
Indonesien 1.615 1,7 %

Quelle: BP Statistical Review of World Energy, Juni 2017

Die wichtigsten Staaten, die Öl nachfragen und verbrauchen

Öltransport für Rohöl in alle Regionen der Welt

Die traditionell wichtigsten Volkswirtschaften, die Öl nachfragen, sind die drei großen Industrieregionen Nordamerika, Westeuropa und Japan. Dieses Bild hat sich durch das enorme wirtschaftliche Wachstum in vielen Schwellenländern allerdings leicht verschoben. Besonders China, Südkorea, Indien und Brasilien müssen nun auch als wichtige Nachfrager berücksichtigt werden, wie man aus der untenstehenden Tabelle erkennen kann.

Geringe Preiselastizität der Nachfrage

Die nachfragenden Wirtschaftsräume können nur sehr bedingt mit einer Verminderung des Konsums auf gestiegene Ölpreise reagieren, da sie das "Schwarze Gold" unbedingt benötigen, um das Funktionieren ihrer Volkswirtschaften in den Bereichen Industrie, Transport, Energieversorgung (Heizen) und Militär garantieren zu können. Die Preiselastizität der Nachfrage ist daher sehr gering, was bedeutet, dass bei einem Anstieg der Ölpreise viele Nachfrager weiterhin hohe Mengen abnehmen.

In Verbindung mit der zentralen Rolle des Erdöls, als Primärenergieträger in den meisten Ländern, ist der Ölpreis von immenser Bedeutung. Durch volatile, also stark schwankende Ölpreise, können in vielen Ländern wirtschaftliche Probleme und politische Spannungen ausgelöst werden, wie die Ölkrisen der 1970er-Jahre in Europa und regelmäßige Unruhen bei der Beschränkung von Benzinsubventionen in Ländern wie Ägypten gezeigt haben.

Transport von Rohöl zu den abnehmenden Nationen

Rund 50 % der globalen Ölproduktion wird mit Öltankern zu ihrem jeweiligen Bestimmungsort transportiert. Auf diesen Routen können acht neuralgische Punkte identifiziert werden, die in der nebenstehenden Tabelle aufgeführt sind. Es handelt sich hierbei um geografische Orte der globalen Wasserstraßen, die nur sehr aufwendig zu umgehen sind und deren Störung unmittelbar Einfluss auf den globalen Ölpreis nehmen würde. Die Piraterie vor der somalischen Küste hat eine Zeit lang einer dieser Routen schwer zugesetzt.

Durch beträchtlichen Aufwand und eine weitreichende internationale Koalition wurde die Piraterie in dieser Region allerdings wieder eingedämmt. Die hohe Kooperationsbereitschaft verschiedener geopolitischer Rivalen auf der einen Seite sowie die Beitragsbereitschaft klassischer sicherheitspolitischer Trittbrettfahrernationen auf der anderen Seite haben demonstriert, wie zentral die Sicherheit der wichtigsten Routen für die Staatengemeinschaft ist.

Transportrouten Erdöl

Neuralgische Punkte der globalen Ölrouten
Wasserstraße Mio. b/Tag
Straße von Hormuz 17,0
Straße von Malakka 15,2
Kap der Guten Hoffnung 4,9
Bab al-Mandab 3,8
Dänische Meerengen 3,3
Suezkanal 3,2
Bosporus 2,9
Panamakanal 0,9

Transportaufkommen (2013)


Globale Öllagerung - Öl als strategische Ressource

Öllagerdaten

Private und nationale Akteure auf dem Ölmarkt

Anders als in vielen anderen Märkten spielen auf dem Ölmarkt die Staaten eine sehr wichtige Rolle. Tatsächlich fördern überwiegend private Unternehmen wie ExxonMobil oder joint ventures aus privaten, globalen Ölkonzernen und staatlichen Firmen das meiste Rohöl. Ebenso sind die wichtigsten Konsumenten ebenfalls private Akteure, wie Unternehmen oder die privaten Haushalte. Da fast alle Regierungen aber ausgeprägte strategische Interesse und Sicherheitsbedenken mit dem Energieträger Öl verbinden, müssen die staatlichen Akteure bei der Betrachtung des Weltölmarktes besonders berücksichtigt werden.

Besondere strategische Bedeutung von Öl

Die besondere strategische Rolle des Öls ergibt sich aus mehreren Eigenschaften. Erdöl ist unverzichtbar zu Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Prozesse, es wird sowohl als Treibstoff für den Transport, als Energiequelle für die Industrie, zum Heizen und als Rohstoff für die weitere Verarbeitung gebraucht. In fast allen dieser Bereiche ist Öl nur sehr langfristig ersetzbar. Daraus folgt, dass eine unzureichende Versorgung mit Öl schnell das grundlegende Funktionieren einer Volkswirtschaft infrage stellt. Erdöl ist damit unverzichtbar für die Stabilität eines Landes und darüber hinaus auch unverzichtbar für das Militär. Ohne Zugang zu Treibstoff sind weder moderne Luft-, Landes-, noch Seestreitkräfte handlungsfähig. Damit ist die ungehinderte Verfügbarkeit von Öl eine zentrale Bedingung der nationalen Sicherheit.

Strategische Ölreserven

Aus diesem Grund halten alle Staaten, die dazu finanziell und organisatorisch in der Lage sind, große strategische Ölreserven vor. Durch die Terminologie können hier schnell Verwechslungen entstehen. Strategische Ölreserven bezeichnen bereits gefördertes Rohöl, welches in großen Tanks in den Verbraucherländern gespeichert wird. Es handelt sich also um etwas völlig anderes als die gesicherten Reserven, die lediglich die geologischen Ölvorkommen bezeichnen, die noch nicht ausgebeutet wurden.

Die strategischen Reserven sollen in erster Linie im Falle von Naturkatastrophen, Kriegen oder Produktionszusammenbrüchen den Fortbestand der Wirtschaft und die Wehrfähigkeit sichern. Gelegentlich werden die Reserven aber auch verkauft. Ein solcher Reservenverkauf durch große Industriestaaten wird meistens von der International Energy Agency (IEA), die die Interessen der größten Verbraucherländer vertritt, koordiniert. Die IEA zielt darauf ab, im Falle von unvorhergesehenen geopolitischen Ereignissen die kurzfristige Überhitzung des Marktes zu verhindern. Es handelt sich also um eine bescheidene Möglichkeit der Verbraucherländer, für kurze Perioden auf die Ölpreise Einfluss zu nehmen.

Die strategischen Reserven der Bundesrepublik Deutschland sind darauf ausgerichtet, den deutschen Bedarf im Fall einer unterbrochenen Ölzufuhr für 90 Tage zu decken. Viele andere Verbraucherländer wie Japan halten Ölreserven für ähnliche Zeiträume zurück. Der vermutlich größte Bestand an strategischen Ölreserven wird in den USA gehortet. Allerdings sind die USA nur bemüht, einen Zeitraum von 35 Tagen überbrücken zu können, da sie als einer der größten Ölproduzenten der Welt weniger stark vom stetigen Import von Rohöl abhängig sind.

Öllagerdaten der USA

Öllagerdaten USA, Stand 25. Oktober 2022
DOE Öllagerdaten der USA in Mio. Barrel

Den amerikanischen Öllagerbeständen kommt am Ölmarkt eine besondere Bedeutung zu. Einerseits sind die USA die größte Volkswirtschaft und der größte Ölverbraucher der Welt, darüber hinaus werden die Zahlen aber auch sehr transparent bekannt gegeben, was z.B. nicht für China gilt, also für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Mithilfe der Öllagerdaten lassen sich Rückschlüsse auf das aktuelle Angebots-Nachfrage-Verhältnis am Ölmarkt ziehen. Fallen die Öllagerbestände spricht dies zumeist für eine starke Nachfrage oder ein zu geringes Angebot, was in der Folge zu steigenden Ölpreisen führt. Nehmen die Öllager hingegen zu, so kann dies auf ein zu hohes Angebot hindeuten und die Rohölpreise geben in der Regel nach.

In den USA werden allwöchentlich die dortigen Öllagerbestände der Vorwoche vom Department of Energy (DOE), dem amerikanischen Energieministerium veröffentlicht. Einen Tag zuvor gibt auch das private American Petroleum Institut (API) seine Daten zu den Öllagerbeständen in den USA bekannt. Da diese Zahlen jedoch häufig deutlich von den offiziellen Daten des Energieministeriums abweichen, dienen die API-Zahlen zumeist nur als erster Indikator und Börsenhändler warten im Allgemeinen noch einen Tag länger auf die belastbaren Zahlen des DOE, bevor die Ölpreise auf Basis der Öllagerbestände in die eine oder andere Richtung gehandelt werden.

Geopolitik und Erdöl sind eng verzahnt

Öllagerdaten

Neben den genannten Faktoren sind auch geopolitische Aspekte ein Faktor für kurz- und mittelfristige Preisentwicklungen am Ölmarkt. Erdöl ist ein Machtmittel und eine Quelle von Reichtum. Daher ist Öl auch immer eine politisch umkämpfte Ressource. Aus diesem Grund können politische Konflikte einen erheblichen Einfluss auf den Ölmarkt haben. Allerdings hat die, von den wichtigsten Öl-nachfragenden Ländern sehr aktiv vorangetriebene, Diversifizierung der Ölimportmöglichkeiten dazu geführt, dass große Volkswirtschaften viel weniger auf einzelne Ölexporteure angewiesen sind.

Kann ein Ölanbieter heutzutage nicht liefern, so findet sich am Markt sehr schnell ein andere Anbieter, der die Lücke schließen kann. Dies war in den 1980er-Jahren noch nicht der Fall, weshalb viele große Volkswirtschaften sehr stark von den Öl-fördernden Ländern abhängig waren. In den letzten Jahrzehnten hat die Geopolitik jedoch erheblich an Einfluss auf die Ölpreise verloren.

Gegenseitige Abhängigkeiten bei den Öl-Nationen

Dennoch ergibt sich die spezifische geopolitische Bedeutung des Öls grundsätzlich aus den Tatsachen, dass sich die wichtigsten Ölvorkommen zum einen in wenigen Gegenden der Welt konzentrieren und zum anderen dadurch, dass der Großteil des Öls in anderen Regionen der Erde verbraucht wird. Sieht man von militärischen Aktionen ab, so sind starke Wirtschaftsräume darauf angewiesen Handelsbeziehungen und politische Beziehungen zu den ölreichen Regionen der Erde zu unterhalten, auch wenn in diesen Ländern ganz andere gesellschaftlichen Werte gelten.

So ergibt sich eine gegenseitige Abhängigkeit, die teilweise auch bis hin zu militärischen Aktionen reicht und recht häufig dazu führt, dass aus besonders ölreichen Staaten, regionale Großmächte werden. Zudem muss Öl auch in die nachfragenden Regionen transportiert werden. Auch hier sind wieder ganz andere politische Akteure zu berücksichtigen. Aus der Kombination von Ölförderung, Ölnachfrage und Transportrouten ergibt sich ein komplexes geopolitisches Gefüge mit immenser Bedeutung für die Weltpolitik in den letzten hundert Jahren, in denen sowohl die Fördergebiete als auch die Transportrouten immer wieder im Fokus gestanden haben.

Sanktionen gegen Öl-Länder

Auch zwischen den Öl-nachfragenden Ländern haben sich, auf Basis des gemeinsamen Interesses nach stetigen Öllieferungen, neue Kooperationen gebildet. So waren in den vergangenen Jahrzehnten Sanktionen ein zentrales Werkzeug für die Öl-nachfragenden Länder, wenn es zu Konflikten zwischen den Öl anbietenden und nachfragenden Nationen gekommen ist. Hierfür war ein gemeinschaftliches Handeln der Ölverbraucher unumgänglich, denn nur durch koordinierte Sanktionen der Verbraucherstaaten können Ölanbieter gezwungen sein, ihr Öl zu niedrigeren Preisen zu verkaufen oder auch weniger Öl zu verkaufen, als sie produzieren könnten.

Ein wichtiges Beispiel für Sanktionen mit beträchtlichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Konsequenzen waren die Sanktionen gegen den Irak unter Saddam Hussein. Hier wurde einer der größten potenziellen Ölproduzenten weitgehend aus dem Markt gedrängt. Weitere Beispiele sind die Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland oder den Iran. Aber auch regionale Mächte, die selber zu den Öl-fördernden Ländern und nicht zu den größten Wirtschaftsräumen der Welt zählen, können Druck auf Ölproduzent ausüben, wie Saudi-Arabien am Beispiel von Katar gezeigt hat.

Innere Stabilität und Fluch der Ressourcen

Länder wie Venezuela, Libyen oder Nigeria leiden hingegen unter heftigen innenpolitischen Problemen. Dies führt zu Produktionsausfällen durch Entführungen, Streiks oder Anschlägen und zu einer massiven Zurückhaltung von in- und ausländischen Investoren. Libyen ist derzeit ein besonders krasses Beispiel. Hier ist die (offizielle) Ölförderung weitgehend zum Erliegen gekommen, obwohl das Land in etwa drei Prozent der geschätzten, globalen Ölreserven aufweist. Die Konfliktforschung geht davon aus, dass Länder, deren nationales Einkommen besonders einseitig vom Öl abhängt, besonders anfällig für Bürgerkriege und innere Instabilität sind. Dies gilt auch für andere Bodenschätze wie Diamanten (z.B. Liberia) oder Kupfer (Papua-Neuguinea).

Man spricht hier vom „Fluch der Ressourcen“, dem resource curse. Daher bergen niedrige Ölpreise stets auch ein besonderes politisches Dilemma, welches auch nach dem Ölpreisverfall in den Jahren 2014 und 2015 zu erkennen war. Sobald Staatshaushalte, aufgrund von fehlenden Öleinnahmen in Schieflage geraten, wächst die Unruhe in den jeweiligen Ländern. Als Beispiel dafür kann im genannten Zeitraum Venezuela, das ölreichste Land der Erde, aufgeführt werden. Neben der politischen Aufarbeitung kann die Destabilisierung eines Landes und der damit einhergehende, mögliche Zerfall von Staatlichkeit dann auch wieder Einfluss auf die Ölpreise haben.

Lokale und nationale Konflikte in kleineren Förderländern

Bei anderen Konflikten wie in Tschad, Kolumbien oder in Äquatorialguinea spielte Erdöl ebenfalls eine entscheidende Rolle für die lokale Konfliktdynamik, allerdings war der Anteil am Weltmarkt so gering, dass hier kein Einfluss auf den Ölpreis festgestellt werden konnte.

Kriege und bewaffnete Konflikte

Ölkrise kann auch an den verschiedenen Konfliktfeldern bei den Öl-Nationen liegen.

Die meisten bewaffneten Konflikte auf der Erde speisen sich aus einer Vielzahl von Aspekten, die die Konfliktdynamik beeinflussen. Bei vielen spielt aber die geopolitische Frage nach der Kontrolle über Bodenschätze, insbesondere über Öl, zweifellos eine wichtige Rolle. Daher befördern Ölquellen zum einen militärische Auseinandersetzungen, haben auf der anderen Seite aber auch Einfluss auf die Ölpreise. Beispiele für Konflikte, deren Verlauf die Ölpreise direkt beeinflusst haben, finden sich viele. Einige der Schauplätze des jüngsten, geopolitischen Ringens seien hier kurz angerissen.

Golfregion

Die Golfregion bleibt die wichtigste Produktionsregion für die globale Erdölversorgung. Der immensen Produktion steht eine sehr begrenzte lokale Nachfrage gegenüber, daher geht der Großteil des geförderten Öls in den Export. Darüber hinaus weisen die Golfstaaten zusammengenommen weiterhin die größten, leicht zu fördernden, Ölvorkommen der Welt auf. Die politische Dynamik der Region ist daher ganz besonders stark durch die Rolle des Öls beeinflusst. Hier verzahnen sich mehrere Konflikte, die in ihrer regionalen Dimension immer auch Bodenschätze berühren.

Deshalb sind hier an allen Konflikten stets auch die militärisch wichtigsten Staaten der Erde wie USA, Russland und China direkt oder indirekt beteiligt. Dazu kommen die wichtigsten Regionalmächte, wobei hier insbesondere die Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien das Konfliktgeschehen strukturiert. Die beiden Staaten, ihre Verbündeten und Stellvertreter stehen sich derzeit im Bürgerkrieg im Jemen, im Kräftemessen zwischen Katar und seinen Nachbarn (s. u.), sowie insbesondere im syrischen Bürgerkrieg gegenüber.

Russland-Ukraine

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist ein komplexes Geflecht wirtschaftlicher, historischer, geostrategischer und identitätspolitischer Aspekte. Aber die Kontrolle über die Krim hat auch Einfluss auf die Kontrolle über das Schwarze Meer, über welches jeden Tag 3 Mio. Barrel Öl transportiert werden. Viele Ölpipelines zwischen Europa und Russland führen durch die Ukraine. Zudem gibt es kaum eine Sanktion, die Russland so massiv trifft wie ein niedriger Ölpreis. Unterstützer der Ukraine und politische Gegenspieler Russlands könnten daher seit der Annexion der Krim ein ganz besonders starkes Interesse an einem niedrigen Ölpreis haben.

Katar

Die Entwicklungen um das Emirat Katar sind derzeit noch schwer abzusehen. Unter der Führung Saudi-Arabiens haben mehrere Staaten der Region Katar unter heftigen diplomatischen Beschuss gesetzt. Streitpunkte gibt es mehrere. Katars Nachbarstaaten fordern insbesondere ein Ende der katarischen Zusammenarbeit mit dem Iran und für bewaffnete Gruppen wie der Hamas. Gleichzeitig wird aber auch gefordert, dass Katar den Sender Al Jazeera abstellt, der in vielen Ländern sehr regierungskritisch berichtet und für viele Beobachter als zentraler Faktor im sogenannte Arabischen Frühling gilt.

Dieser schwelende Konflikt ist besonders undurchsichtig, da sowohl Katar als auch die wichtigsten Kontrahenten Saudi-Arabien, die Vereinten Arabische Emirate, Bahrain und Ägypten traditionelle Verbündete der USA sind. Darüber hinaus hat die Regionalmacht und NATO-Mitglied Türkei zum Schutz von Katar vor Ort Truppen stationiert.

Libyen

Gehörte Libyen 2010 noch zu den 15 größten Ölproduzenten der Welt, ist der libysche Ölexport heute, zumindest der legale, weitgehend zusammengebrochen. Aus dem Widerstand gegen das Gaddafi-Regime hat sich ein komplexer Bürgerkrieg entwickelt, in den viele regionale Staaten und globale Mächte verwickelt sind. Neben der eigentlichen Tragödie für die betroffene Bevölkerung hat der Konflikt wichtige internationale Konsequenzen. Beobachter befürchten die Verbreitung von Kriegswaffen und Rückzugsräume von Terroristen. Die Fluchtrouten über das Mittelmeer laufen häufig über Libyen, somit hat der Konflikt unmittelbar Einfluss auf die Innenpolitik europäischer Staaten.

Schließlich spielt aber auch das Öl eine zentrale Rolle. Zum einen können sich die verschiedenen bewaffneten Gruppen mit Ölverkäufen im kleinen Stil finanzieren. Langfristig winkt dem Sieger in dem Konflikt aber die Kontrolle über die Ölexporte eines der wichtigsten OPEC-Staaten. Die Wiederaufnahme der großflächigen Ölproduktion in Libyen wird unmittelbar Einfluss auf die Weltmarktpreise nehmen und die wichtigsten Abnehmer haben ein sehr großes Interesse an Beschaffenheit und politischer Ausrichtung einer möglichen neuen libyschen Regierung.

Sudan

Ein weniger beachteter Konflikt spielt sich im Südsudan genauer gesagt dem ehemaligen Sudan ab. Nach einem langen Bürgerkrieg zwischen südlichen und nördlichen Kräften im Sudan, bei dem das Öl eine zentrale Rolle spielte, spaltete sich 2011 der Südsudan ab. Während im Norden eine Stabilisierung der Situation erfolgte, flammen nun regelmäßige erbitterte Kämpfe zwischen verschiedenen Fraktionen der südlichen Kräfte auf.

Mehreren Nachbarstaaten, Regionalmächten und Weltmächten wie Ägypten, Saudi-Arabien, Äthiopien und den USA wird vorgeworfen, auf den nun lang anhaltenden Konflikt im Sudan und seine verschiedenen Unterkonflikte Einfluss genommen zu haben. China hat sich ganz besonders intensiv engagiert und hat die Förderrechte für die wichtigsten sudanesischen und südsudanesischen Ölfelder erworben. Dies war Teil der chinesischen Politik der 2000er-Jahre, mit afrikanischen Pariah-Staaten wie Sudan, Tschad, Angola und Äquatorialguinea, die mit Sanktionsdrohungen der westlichen Staaten konfrontiert waren, Ölabkommen abzuschließen.

Globale Rivalität zwischen China und der USA

China und die USA sind nicht nur die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, sondern gleichzeitig auch mit Abstand die größten Verbraucher und militärisch führende Länder. Hier ergibt sich ein Kräftemessen, welches verschiedene Streitpunkte zwischen den Staaten beeinflusst. So ist China bemüht, durch Häfen und Militärbasen sowie enge politische Verbindungen zu den jeweiligen Staaten wie Pakistan und Sri Lanka den Transportweg des Öls aus dem Mittleren Osten über den Indischen Ozean abzusichern.

Dieses Bemühen wird als Perlenkettenprojekt bezeichnet. Ebenso streiten sich die beiden Länder um die politische Zukunft mehrerer Inselgruppen im südchinesischen Meer, da hier beträchtliche Ölvorkommen vermutet werden. Der Konflikt zwischen China und den Anrainern sowie der USA wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein zentraler Streitpunkt zwischen den beiden Mächten bleiben.

Indirekter Einfluss durch internationale Spannungen

Darüber hinaus nehmen internationale Spannungen, wie zum Beispiel die Nordkoreafrage, ebenfalls Einfluss auf die Ölpreise. Der Einfluss ist aber nur mittelbar, da Investoren und Spekulanten die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft kalkulieren und entsprechend dieser Kalkulationen für die Weltwirtschaft auch die Ölpreise beeinflusst werden.


Einfluss des Devisenmarktes

Der Euro- und Dollar-Wechselkurs hat Einfluss auf die Ölpreise

Ein weiterer Punkt, der die Ölpreise stark beeinflusst, sind die Wechselkurse zwischen den Währungen der beteiligten Länder. Auf dem globalen Ölmarkt wird in US-Dollar gehandelt. Wenn also z.B. ein deutsches Unternehmen Öl auf dem Weltmarkt einkauft, ist der reale Preis für das Unternehmen auch vom jeweiligen Wechselkurs zwischen Dollar und Euro abhängig. Wenn der Euro gegenüber dem Dollar an Wert zulegt, wird Öl für Händler in der Eurozone also billiger. Damit geht in der Regel eine steigende Nachfrage nach Öl einher. Diese steigende Nachfrage führt dann wieder zu einer Verknappung des Angebotes und somit zu steigenden Ölpreisen. Ölpreise und Wechselkurse beeinflussen sich daher zumeist gegenseitig.

Ein positiver Einfluss auf die europäischen Öleinkäufe ergibt sich also z.B. dann, wenn der Anstieg der Ölpreise geringer ausfällt als der Wertzuwachs des Euros gegen die globale Ölwährung US-Dollar. In diesem Fall wird Erdöl im Euroraum tatsächlich real günstiger. Europa und besonders Deutschland stehen im Hinblick auf die strategische Ressource Öl, bei der Geldpolitik vor einer besonderen Aufgabe. Da der Verbrauch von Öl in den europäischen Ländern deutlich über der eigenen Ölförderung liegt, muss massiv Öl gekauft werden. Deshalb ist ein starker Euro im Vergleich zum Dollar von Vorteil. Auf der anderen Seite sind die Staaten aber auch vom Export abhängig. Damit deutsche Autos in den USA oder in China nicht zu teuer werden, darf der Eurokurs nicht allzu hochsteigen. Das heißt, dass eine stark exportorientierte Industrienation wie Deutschland beim Ankauf von Ressourcen wie Öl von einem starken Eurokurs profitiert, beim Export aber eher von einer schwachen eigenen Währung.

Wert des Öls für Industrienationen ist relativ

Trotz des hohen Ölbedarfs weist Deutschland aber einen stabilen Exportüberschuss auf, da in Deutschland sehr viel Wertschöpfung stattfindet. Es werden also einfache Güter in hochwertigere Güter umgewandelt, sodass bei einer gesamten Betrachtung der Wert des importieren Öls für Deutschland geringer ist als der Wert der exportierten Güter. Obwohl Rohöl ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftsentwicklung ist und sich Urlauber sowie Verbraucher von Heizöl über einen starken Euro freuen, profitiert Deutschland insgesamt eher von einem schwachen Eurokurs.

In einem Land wie Norwegen, welches sowohl Industriegüter als auch Öl exportiert, stellt sich hier eine ganz andere Herausforderung für die exportorientierten Unternehmen. Durch den hohen Anteil des Öls an den Exporten wird die norwegische Krone sehr stark und norwegischen Unternehmen fällt es sehr schwer, auf dem Weltmarkt Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.

Wer kontrolliert die Ölpreise?

Erdöl exportierende Länder - Die USA und Russland haben eine besondere Kontrollfunktion neben den OPEC Ländern.

Rolle der OPEC

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat nach wie vor noch den größten Einfluss auf die Ölpreise. Schon allein die Zahlen über die aktuelle Ölförderung und die derzeit gesicherten Reserven auf dem Ölmarkt sprechen hier eine ganz eindeutige Sprache. So belief sich der Anteil der OPEC an der gesamten, weltweiten Ölförderung im Jahr 2016 auf rund 43 Prozent. Im Hinblick auf die zukünftige Ölförderung könnte das Kartell sogar einen noch größeren Einfluss bekommen, denn zurzeit gehen Marktbeobachter davon aus, dass ca. 80 Prozent der globalen Ölreserven, den Mitgliedern der OPEC zuzuschreiben sind. Man muss allerdings auch sagen, dass die OPEC in den letzten Jahren spürbar an Bedeutung für den Weltölmarkt abgenommen hat.

Dies liegt zum einen daran, dass die Ölförderung der Länder, die nicht in der OPEC organisiert sind, zugenommen hat und sich das Ölkartell gleichzeitig selbst eine Förderobergrenze auferlegt hat. Der Hauptgrund für den Bedeutungsverlust ist aber wohl darin zu finden, dass die Interessenlage innerhalb des Ölkartells sehr unterschiedlich ist. Viele OPEC-Mitglieder sind sich über die Vorgehensweise des Kartells uneinig oder befinden sich in unterschwelligen oder sogar in offenen Konflikten. Herauszuheben ist hierbei wohl der Kampf um die regionale Vormachtstellung im Nahen Osten zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Zwei OPEC-Mitglieder, die zu den größten Ölproduzenten des Kartells zählen.

Die OPEC gibt Impulse für den Rohölpreis

Trotz der internen Streitigkeiten und dem Kampf um Marktanteil, den das Kartell seit 2014 vor allem mit der nordamerikanischen Schieferölförderung führt, kann die OPEC den Weltölmarkt dennoch sehr stark beeinflussen, wenn alle Mitglieder des Ölkartell an einem Strang ziehen. Häufig versuchen Sprecher des Ölkartells die Börsennotierungen allein durch Rhetorik in die gewünschte Richtung zu bewegen.

Ein Kanal dafür ist der OPEC-Bericht, den das Ölkartell im monatlichen Rhythmus veröffentlicht. Dieser am Ölmarkt viel beachtete Bericht zeigt stets die aktuelle Sichtweise der OPEC auf den Ölmarkt auf. Neben den OPEC-Staaten und hier im besonderen Saudi-Arabien, nehmen aber auch die Weltmächte USA und Russland eine prominente Rolle als Ölproduzenten ein.

Veränderte Rolle der USA bei der Ölpreisgestaltung

In den USA wurde seit einigen Jahren die eigene Ölproduktion massiv in die Höhe getrieben. Möglich wurde dies durch die Erschließung von Ölvorkommen, die in Form von Schieferöl vorliegen. Die Ausbeutung von Schieferöl wurde zudem durch technische Fortschritte und Änderungen der US-Gesetze begünstigt. Über mehrere Jahre hinweg wurde in den USA die eigene tägliche Ölproduktion daher um bis zu 1,5 Millionen Barrel/ Tag erhöht.

Mit der aktuellen Fördermenge haben die USA zu den größten Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland aufgeschlossen genauer gesagt diese sogar überholt. Prognosen gehen davon aus, dass die USA in Kürze sogar zum Nettoexporteur von Öl werden könnten. Durch den Schieferöl-Boom hat sich die Rolle der USA am Weltölmarkt in kurzer Zeit fundamental geändert, denn auch wenn die USA weiterhin ein Netto-Ölimporteur bleibt, hat die schiere Größe der US-Schieferölproduktion den USA eine preisregulierende Funktion am Weltmarkt zukommen lassen.

Die USA haben ein großes Interesse an billigem Öl. Zum einen im Interesse der eigenen Wirtschaft, aber auch im Interesse der mit den USA eng verflochtenen Ökonomien wie Japan oder Deutschland. Außerdem spielen geopolitische Interessen eine Rolle, so kann das ausufernde finanzielle Erstarken von Mächten im Nahen Osten eingeschränkt werden und auch die Finanzierung von Terror-Organisationen (wie dem IS) wird massiv eingeschränkt. Zudem trifft Russland der niedrige Ölpreis seit 2015 sehr viel stärker als jede Sanktion der USA oder Europas. Durch die Stärke der heimischen Produktion haben die USA Russland und die Golfstaaten ein Stück weit ihrer sogenannten „Ölwaffe“ beraubt.

Die Rolle Russlands

Nach einem starken Rückgang im Zuges des Zusammenbruchs der Sowjetunion konnte Russland ab Ende der 1990er-Jahre die Ölproduktion kontinuierlich steigern und fördert heutzutage mehr Rohöl als jemals zuvor. Dabei ist der russische Staat allerdings stark von den Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft abhängig. Obwohl Russland der weltweit größte Gasproduzent ist, bleibt Erdöl für den russischen Export dennoch wichtiger als Erdgas. Nach Schätzung der US-Energy Information Administration exportierte Russland im Jahre 2013 Gas im Wert von 73 Mrd. Euro, aber Rohöl im Wert von 174 Mrd. Euro. Gemeinsam mit den 109 Mrd. Euro, die Russland mit dem Export von verarbeiteten Ölprodukten eingenommen hat, machen die fossilen Energieträger nicht weniger als 68 Prozent der Exporterlöse Russland aus.

Daher reagiert die russische Volkswirtschaft sehr sensibel auf Einbrüche des Ölpreises. Tatsächlich beeinträchtigt der seit 2015 sinkende Ölpreis die russische Wirtschaft sehr viel mehr als sämtliche Sanktionen, die westliche Staaten im Zuge der Krim-Donbass-Krise verhängt haben. Aber es gibt auch nationale Faktoren, die die russische Ölindustrie beeinträchtigen. Investitionen in die heimische Ölproduktion sind nicht nur durch den sinkenden Ölpreis, Sanktionen und die mangelnde Stabilität des Rubels bedroht, sondern auch durch ein schwieriges politisches Umfeld.

Unsicherheiten ergeben sich aus unklaren Steuer- und Regulierungsvorschriften sowie die latente Gefahr durch erzwungene staatliche Übernahmen. Für die Versorgungssicherheit Westeuropas und insbesondere Deutschlands ist Russland von besonderer Bedeutung. So gibt das Bundeswirtschaftsministerium den russischen Anteil an den deutschen Rohölimporten derzeit mit 40 % an.

Welche Rohölsorten gibt es?

Auch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch nur über Rohöl gesprochen wird, so ist Öl keinesfalls einfach gleich Öl. Neben den unterschiedlichen Ölprodukten gibt es auch eine Vielzahl von unterschiedlichen Rohölsorten, die je nach Förderregion und –Methode unterschiedliche Qualitäten und Eigenschaften aufweisen. Allein vom Ölkartell OPEC werden beispielsweise folgende Ölsorten angeboten:

Fässer mit Rohöl - es gibt verschiedene Rohölsorten
  • Saharan Blend (Algeria),
  • Girassol (Angola),
  • Oriente (Ecuador),
  • Zafiro (Equatorial Guinea),
  • Rabi Light (Gabon),
  • Iran Heavy (Islamic Republic of Iran),
  • Basra Light (Iraq),
  • Kuwait Export (Kuwait),
  • Es Sider (Libya),
  • Bonny Light (Nigeria),
  • Qatar Marine (Qatar),
  • Arab Light (Saudi Arabia),
  • Murban (UAE) und
  • Merey (Venezuela).

International sind sogar mehrere hundert Ölsorten gelistet, die sich vor allem in ihrer Dichte und ihrem Schwefelgehalt unterscheiden.

Wie bereits unter Oil Markers beschrieben, sind vor allem die Nordsee-Ölsorte Brent sowie das amerikanische Leichtöl WTI preisbestimmend. Zwar spielen diese beiden Ölsorten keine überragende Rolle in Bezug auf ihr Vorkommen, dennoch stellen sie eine Referenzgröße dar, anhand derer sich der Wert von allen anderen Ölsorten näherungsweise bestimmen lässt. Entscheidend für den Wert der Ölsorte sind vor allem Dichte, Schwefel- und Säuregehalt.

In welcher Maßeinheit wird Rohöl gemessen?

Die Maßeinheit für Rohöl wird Barrel genannt. Diese Maßeinheit leitet sich aus der Historie des Ölhandels her. So wurde Öl ursprünglich in Fässern gehandelt und Barrel ist das englische Wort für Fass. Obwohl Rohöl mittlerweile eher in Schiffsladungsgrößen gehandelt wird, hat sich die Maßeinheit in der Ölbranche bis heute gehalten. Ein Barrel entspricht umgerechnet 159 Liter.

Aus welchen Ländern importiert Deutschland Rohöl?

Deutschland ist ein wichtiger Rohölabnehmer, dessen Volkswirtschaft jedoch auch stark vom Ölimport abhängig ist. Aktuell deckt Erdöl ungefähr ein Drittel des Primärenergiebedarfs von Deutschland. Die Herkunftsländer der deutschen Ölimporte werden nicht nur unter finanziellen Aspekten, sondern auch unter politischen Aspekten ausgesucht. Die wichtigsten Lieferanten Deutschlands sind Russland, Norwegen, Großbritannien, Kasachstan, Aserbaidschan, Nigeria, Algerien, Libyen und der Irak.

Wie zu erkennen ist, hat sich Deutschland in Bezug auf seine Ölimporte aus dem Nahen Osten weitestgehend zurückgezogen. Bis auf Libyen sind die wichtigsten Importländer zudem sichere Instanzen für die deutsche Ölversorgung. Aufgrund der breiten Streuung der Bezugsländer erhöht sich die Versorgungssicherheit außerdem noch mehr. Die großen Namen der ölexportierenden Länder, wie Saudi-Arabien, Iran, Kuwait oder auch USA und Kanada, spielen für die Versorgung Deutschlands keine nennenswerte Rolle. Lediglich das Ölschwergewicht Russland ist hier zu nennen, welches dafür aber auch eine herausragende Stellung einnimmt.

Herkunftsländer Ölimporte Deutschland 2016

Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrole, 2017
Land Anteil in
Prozent
Russland 39,6%
Norwegen 12,2%
Großbritanien 10,0%
Kasachstan 9,2%
Aserbaidschan 5,6%
OPEC-Staaten 15,5%
Nigeria 4,2%
Algerien 3,6%
Irak 3,5%
Libyen 2,0%

Russland nimmt überragende Stellung bei der Versorgung Deutschlands ein

So ist Russland der mit weitem Abstand wichtigste Energielieferant für Deutschland. Neben der Spitzenreiterposition unter den Herkunftsländern der deutschen Ölimporte mit einem Anteil von fast 40 Prozent, liefert Russland auch Erdgas in beträchtlichem Umfang. Diese Abhängigkeit von russischen Energieimporten betrifft nicht nur Deutschland, sondern das gesamte europäische Festland. Allerdings ist auch Russland stark auf Europa angewiesen, weil das Land die Einnahmen aus dem Energiehandel dringend benötigt um seinen Staatshaushalt finanzieren zu können.

Während sich Deutschland, auf lange Sicht, nicht von den Erdöllieferungen aus Russland lösen können wird, hat die Abhängigkeit gegenüber Ölimporten aus der Golfregion hingegen seit den 1980ern stetig abgenommen. Die gesamten Öleinfuhren aus OPEC-Staaten beliefen sich im Jahr 2016 nur noch auf 15,5 Prozent. Unter den OPEC-Staaten spielen für Deutschland vor allem noch die afrikanischen Staaten Nigeria, Algerien und Libyen die wichtigsten Rollen. Der größte Importeur des Nahen Ostens ist der Irak.

Deutschland fördert derzeit in etwa zwei Prozent seines Ölbedarfs über einheimische Ölquellen. Von den näher gelegenen Ölexportnationen spielt Norwegen, mit einem Anteil von gut 12 Prozent am deutschen Ölimport, eine große Rolle. Von den Nachbarn der Europäischen Union stammen rund 11 Prozent der Ölimporte, von denen mit 10 Prozent jedoch der Löwenanteil aus Großbritannien und somit bald nicht mehr aus der Europäischen Union kommt. Allerdings stammen die britischen Ölimporte auch jetzt schon nicht wirklich aus Europa, denn Großbritannien beliefert Deutschland lediglich als eine Art Zwischenhändler.


Welche Länder haben die größten Ölreserven?

Neben den Staaten, die im Ölkartell OPEC organisiert sind, sind vor allem Kanada und Russland, aber auch den USA zu nennen, wenn es um die gesicherten Ölreserven der Welt geht. Allerdings spielt die OPEC hierbei eine herausragende Rolle, denn das Ölkartell vereint nach eigenen Angaben und Schätzungen vom Marktbeobachtern ca. 80 Prozent der weltweiten Ölreserven auf sich. Innerhalb der OPEC weisen dann die Mitglieder Venezuela, Saudi-Arabien, Irak, Iran und Kuwait die mit Abstand größten Ölreserven auf.

Schaut man in die Zukunft, so könnte die Industrienationen der Welt in Bezug auf Ölimporte bald von einigen wenigen Ländern abhängig werden. So verfügen allein die fünf Länder mit den größten gesicherten Ölreserven, über mehr als 60 Prozent der aktuell bekannten, globalen Ölreserven. Unabhängig vom Klimawandel ist allein schon vor diesem Hintergrund das Bestreben der westlich geprägten Staatengemeinschaft nachvollziehbar, nach und nach einen Umstieg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien zu erreichen. Allerdings ist gerade auch den Ländern, mit den größten Ölreserven bewusst, dass man bei einem zu schnellen Umbau auf erneuerbare Energien auf dem wertvollen Rohstoff sitzen bleiben könnte, weshalb diese bestrebt sind die Ölförderung verhältnismäßig hoch und die Ölpreise recht gering zu halten.

Gesicherte Reserven, Stand 2017

Quelle: BP Statistical Review of World Energy, Juni 2017
Land in Milliarden Barrel Anteil in %
Venezuela 300,9 17,6
Saudi-Arabien 266,5 15,6
Kanada 171,5 10,0
Iran 158,4 9,3
Irak 153,0 8,9
Russland 109,5 6,4
Kuwait 101,5 5,9
VAE 97,8 5,7
USA 48,0 2,8
Libyen 48,0 2,8
Nigeria 37,1 2,2
Kasachstan 30,0 1,8
Katar 25,7 1,5
China 25,2 1,5

Wichtig für die Betrachtung der gesicherten Ölreserven ist auch der Umstand, dass diese geologisch gesehen in sehr unterschiedlichen Formen vorkommen. Venezuela, Spitzenreiter in der nebenstehenden Tabelle, gibt an, dass der Großteil seiner beträchtlichen Reserven in der Form von konventionellem Erdöl vorkommt. In Kanada hingegen, dem Land mit dem drittgrößten Anteil an den globalen Ölvorräten, liegen 95 % des Erdöls in der Form von Ölsanden vor, deren Ausbeutung deutlich aufwendiger und teurer ist.

Wie lange reichen die globalen Ölreserven noch aus?

Neben der derzeitigen Fördermenge und den Kosten spielen auch die vermuteten und gesicherten Ölreserven auf dem Planeten eine wichtige Rolle für die langfristige Entwicklung der Ölpreise. Die Internationale Energie Agentur ist daher bemüht, die verbleibenden Reserven auf der Welt abzuschätzen. Diese Angaben sind allerdings umstritten. Zum einen wird der Ölindustrie allgemein vorgeworfen, die Schätzungen zu hoch anzulegen, um die Abkehr vom Erdöl als Primärenergieträger zu verlangsamen. Zum anderen wird den einzelnen Staaten vorgeworfen, die eigenen Reserven zu übertreiben. So berechnen sich die Förderquoten der OPEC-Mitglieder auch über ihre gesicherten Reserven, daher gibt es einen finanziellen Anreiz, bei den Reserveangaben zu übertreiben. Allgemein verleiht der Status als sicherer Ölproduzent der Zukunft zudem auch Gewicht in der Staatengemeinschaft. Darüber hinaus sind die beteiligten Ölkonzerne daran interessiert, hohe Reserven in ihren Feldern auszuweisen, da von diesen ganz unmittelbar der Wert des Unternehmens abhängt.

Im Hinblick auf die Frage, wie lange die weltweiten Ölreserven ausreichen werden, muss beachtet werden, welche Vorkommen zu den Reserven gezählt werden. Die in der nebenstehenden Tabelle aufgeführten, gesicherten Reserven, können mit dem jetzigen Stand der Technik, mit großer Sicherheit wirtschaftlich ausgebeutet werden. Hinzu kommen aber noch die wahrscheinlichen und möglichen Ölvorkommen. Bei diesen handelt es sich nicht um Lagerstätten, bei denen man sich nicht ganz sicher ist, ob sie tatsächlich existieren, sondern es geht ausschließlich um die wirtschaftliche Betrachtung.

Demnach bedeutet ein wahrscheinliches oder mögliches Ölvorkommen nur, dass die Ausbeutung der Quelle zu den derzeitigen Bedingungen wahrscheinlich nicht wirtschaftlich wäre. Der Begriff „wahrscheinliches Ölvorkommen“ bezeichnet Lagerstätten, deren Ausbeutung nur mit weniger als 50 % Wahrscheinlichkeit lukrativ ist und der Begriff „mögliches Ölvorkommen“ bezeichnet Vorkommen, die sogar nur mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 5 % wirtschaftlich erschlossen werden können. Trotz der geringen Wahrscheinlichkeiten zur rentablen Ausbeutung der Ölquelle ist das Öl im Gestein vorhanden. Wenn sich die Technologie verbessert und die Ölpreise steigen, könnten also auch diese Vorkommen irgendwann ausgebeutet werden.

Was heißt „Peak Oil“

Der Begriff Peak Oil steht für das Ölfördermaximum. Peak Oil bezeichnet also den Zeitpunkt, bei dem die Ölfördermenge in einer festgelegten Periode ihren Höhepunkt erreicht und in den folgenden Perioden nur noch abnehmen kann. Der globale Peak Oil ist dann das Jahr, in dem vermutet wird, dass die globale Ölfördermenge ihren Höhepunkt erreicht hat. Eine Zeit lang wurde die Debatte um den vermuteten globalen Peak Oil sehr intensiv geführt, ihre Ursprünge lagen bereits in den 1950er-Jahren.

Ausgangspunkt des Konzepts ist die Beobachtung einzelner Ölquellen. Wenn eine Ölquelle erfolgreich ausgebeutet wird, erreicht die Förderung irgendwann einen Höhepunkt und sinkt danach ab. Dieser Peak Oil ist für die Berechnung der wirtschaftlichen Ausbeutung einer Ölquellen ein sehr wichtiger Moment. Dieses Konzept wurde auf die globale Öl-Ökonomie übertragen.

Ölfördermenge und Ausblick auf regenerative Energien

Es wurden verschiedene Berechnungen erstellt, in welchem Jahr die Menschheit mutmaßlich das Ölfördermaximum erreicht haben würde. Das Erreichen des Ölfördermaximums würde bedeuten, dass die verbleibenden Ölreserven immer wertvoller würden. Damit verbunden war die Vorstellung, dass der Welt in absehbarer Zeit das Öl ausgehen würde. Viele Beiträge zur Peak-Oil-Debatte nahmen an, dass das Erreichen des Peak Oil zu massiven Ölpreissteigerungen und möglicherweise panikartigen Reaktionen der Marktteilnehmer führen würde.

Bisher haben sich alle Prognosen für ein bestimmtes Peak Oil-Jahr allerdings als falsch erwiesen. Die globale Ölfördermenge steigt weiterhin an. Außerdem ist der Umfang der gesicherten Reserven in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Fast alle Institutionen sind sich daher mittlerweile einig, dass auf der Erde mehr Öl vorhanden ist als die Menschheit verbrauchen wird, wenn man den Ausbau regenerativer Energien auf dem jetzigen Level weiter vorantreibt.