US-Iran-Politik lässt Ölpreise weiter steigen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.05.2018

um 08:50 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben nach der weltweit mit Spannung erwarteten Entscheidung von US-Präsident Trump zum Atomabkommen mit dem Iran kräftig zugelegt und sind wieder auf den höchsten Stand seit November 2014 gestiegen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT kletterte mit 1,1 $/b besonders deutlich und wurde am Mittwochmorgen bei 76,6 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI legte um 0,6 $/b zu und übersprang mit 70,6 Dollar/Barrel am Morgen wieder die 70-Dollar-Marke.

Trotz deutlicher Interventionen der europäischen Partner hat US-Präsident Trump den Atomdeal mit dem Iran gestern aufgekündigt. Die ausgesetzten Wirtschaftssanktionen gegen das Land sollen laut Trump wieder vollumfänglich und „auf  höchster Stufe“ eingeführt werden. Unklar bleibt dabei noch, ob auch Sanktionen gegen Firmen verbündeter Länder verhängt werden, die mit dem Iran weiterhin Geschäfte machen. Sollte dies der Fall sein stehen die US-Verbündeten vor einem Problem. Wenn hier jedoch eine Ausnahmeregelung gefunden wird, könnte das Atomabkommen auch ohne die USA weitergeführt werden.

Aktuell exportiert der Iran sein Rohöl vor allem nach China, Indien, Japan und Südkorea. Sollten diese Länder durch den Handel mit dem Iran keine US-Sanktionen fürchten müssen, so muss es nicht zwangsläufig zu Engpässen durch einen Rückgang des Ölangebotes auf dem Weltmarkt kommen. Außerdem hatte sich der Ölmarkt bereits seit Wochen auf diesen Schritt des US-Präsidenten eingestellt, so dass die „neue“ Situation aktuell schon zu einem Großteil eingepreist ist. Nicht vergessen sollte man auch, dass die US-Ölförderung stetig zunimmt und auch die Reaktion aus Saudi-Arabien deutet darauf hin, dass massive Preisanstiege über die 80-Dollar-Marke hinaus nun nicht die zwangsläufige Folge sein müssen.

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So deutete ein Vertreter des saudischen Energieministeriums gestern indirekt an, dass Saudi-Arabien seine Ölförderung anheben könnte um einem massiven Preisanstieg am Ölmarkt entgegen zu wirken. Im Rahmen dessen ist auch eine baldige Lockerung der Förderobergrenze der Allianz rund um wichtige OPEC-Länder und Russland nicht ausgeschlossen. Politisch wäre eine Ausweitung der Ölförderung durch Saudi-Arabien konsequent, denn dies wäre eine sinnvolle Gegenleistung für die harte Vorgehensweise der USA gegen den saudischen Erzrivalen Iran.

Klar weisen Spekulanten aktuell zu Recht auf die eingebrochene Ölförderung im ölreichen Krisenstaat Venezuela und das insgesamt knappere Angebot auf dem Weltölmarkt, die globale steigende Ölnachfrage und die wachsenden Risiken im Nahen Osten hin, allerdings sind die Ölpreise im zurückliegenden Monat auch bereits um rund 14 Prozent gestiegen.

Wie fragil der jüngste Ölpreisanstiege ist, zeigte sich gestern kurz vor der Rede von Trump, als plötzlich Gewinnmitnahmen einsetzten und die Ölpreise deutlich nachgaben. Auch wenn sich die Ölpreise zurzeit klar in Richtung 80 Dollar/Barrel bewegen, ist ein darüber hinaus gehender Anstieg der Ölpreise aus fundamentaler Sicht zurzeit nicht zwangsläufig erkennbar.

Die Aussicht auf Preisrückgänge am Ölmarkt ist allerdings sehr viel schlechter geworden als dies noch vor einigen Wochen der Fall war. Von dem Gedanken einer Abwärtskorrektur nach den deutlichen Preisanstiegen der vergangenen Wochen sollt man sich daher wohl erstmal verabschieden. Vielmehr ist zu befürchten, dass die grundsätzlich bullische Stimmung der Börsenhändler zu weiteren Übertreibungen beim Ölpreisanstieg führen könnte.

Am Devisenmarkt verstärkt sich der Sinkflug des €uro gegen die Ölwährung US-Dollar fast genauso wie sich der Höhenflug der Ölpreise verfestigt. So ist der  €uro-Dollar-Wechselkurs am Mittwochmorgen mit 1,184 Dollar/€uro auf ein neues Jahrestief gefallen. Weiterhin sorgt die Erwartung, dass es in den USA zu einem schnelleren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik und einer schnelleren Anhebung der US-Leitzinsen kommen wird, für die derzeitige Dollarstärke.

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