Talfahrt der Ölpreise vorerst gestoppt | Aktuelle Ölmarkt-News vom 28.01.2020

um 11:31 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem bis vor einer Woche am Ölmarkt berechtigterweise noch von einem impulsarmen Handel gesprochen wurde, hat das Thema „Coronavirus“ den gesamten Ölmarkt innerhalb kürzester Zeit ins Wanken gebracht. Zuvor befanden sich die Notierungen zwar bereits in einem übersichtlichen Abwärtstrend, jedoch waren die Preisrückgänge auf einen schmalen Preiskanal beschränkt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Rohölpreise seit Jahresbeginn mit zehn Prozent bei der Ölsorte Brent und sogar dreizehn Prozent bei der US-Ölsorte WTI kräftig gefallen sind.

Die Ausbreitung des "Coronavirus“ in China hatte bis gestern einen massiven preisdrückenden Effekt, sodass es im Verlauf einer Woche bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zu Preisrückgängen von mehr als fünf Dollar/Barrel auf 53,2 $/b gekommen ist. Die für Europa relevanten Nordsee-Ölsorte BRENT notiert aktuell bei auf 59,3 $/b, sodass die Preisreduzierung mit rund sechs Dollar je Fass sogar noch deutlicher ist. Die fast unveränderten Preise zu heute sind auf Wochensicht dementsprechend kaum beachtenswert.

Das beherrschende Thema am Ölmarkt bleibt die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des „Coronavirus“ und die damit verbundenen negativen Folgen für die Wirtschaft in China. Aktuell ist das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen nicht abschätzbar, da sich die neuartige Lungenkrankheit trotz umfangreicher Maßnahmen weiter ausbreitet. Es wird jedoch bereits jetzt davon ausgegangen, dass als Konsequenz die Rohölnachfrage mittelfristig rückläufig sein wird und die ohnehin schwächelnde Weltwirtschaft erneut „ins Stocken“ gerät.

Nachdem festgestellt wurde, dass die Lungenkrankheit ihren Ursprung auf einem Lebensmittelmarkt in der Stadt Wuhan hatte, wurde die Millionenmetropole praktisch abgeriegelt. Hierfür wurden in Wuhan sämtliche Flüge, Fähren und Züge gestoppt. Die chinesische Regierung hat sich bereits kurz darauf dazu entschlossen, die Maßnahmen auf den gesamten Landesteil Hubei ausweiteten. Neben der Absage von Großveranstaltungen, hat die chinesische Regierung darüber hinaus veranlasst, dass die Schulferien auf unbestimmte Zeit verlängert wurden.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen



Trotz dieser massiven Maßnahmen, konnte die weitere Verbreiterung des Virus bisher nicht gestoppt werden. Die offizielle Zahl der Toten ist zuletzt bereits auf 106 gestiegen, wobei sich rund 1.000 Patienten in einem ernsten Zustand und somit zeitnah mit weiteren Todesopfern gerechnet werden muss. Neben den 4.500 bestätigten Infektionen innerhalb Chinas, erreicht die Lungenkrankheit in der Zwischenzeit auch zahlreichen chinesischen Nachbarländern, sowie die USA und erste Länder Europa. So wurde gestern Abend auch die erste Ansteckung innerhalb Deutschlands bestätigt. Der Erkrankte steckte sich bei einer Frau aus China an, die zu einer Fortbildung in Bayern gewesen ist.

Anfang letzte Woche sorgte die Schließung einer wichtigen Pipeline in Libyen, die das größte Ölfeld des Landes mit Verladeanlagen am Mittelmeer verbindet, sowie die Meldung über eine zwischenzeitliche Förderungsunterbrechung auf einem iranischen Ölfeld noch für nervöse Stimmung am Ölmarkt, sodass der Markt zumindest vorübergehend mit steigenden Notierungen reagierte. Im Moment werden preistreibende Meldungen von den Marktteilnehmern an den Finanzmärkten lediglich zur Kenntnis genommen bzw. weitestgehend ignoriert.

Auch wenn nach nahezu kontinuierlich sinkenden Notierungen in den letzten Wochen, heute erstmals fast unveränderte Rohölpreise vorliegen, sollte aktuell noch nicht von einer Stabilisierung am Ölmarkt gesprochen werden. Vielmehr handelt es vermutlich nur um eine „Verschnaufpause“, da die Mischung aus anhaltender Nachfrageschwäche, einem unerwartet kräftigen Anstieg der US-Lagerbestände in den letzten Wochen, sowie noch nicht abzuschätzenden Folgen des „Coronavirus“, aktuell mit weiter sinkenden Rohölpreisen gerechnet wird.

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