Talfahrt der Ölpreise nahm wieder Fahrt auf | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.11.2018

um 11:22 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in der ersten Wochenhälfte nur leicht nachgegeben hatten, nahm die jüngste Talfahrt der Ölpreise am Mittwoch und Donnerstag wieder an Fahrt auf. Zwar legten die Ölpreise am Freitagmorgen leicht zu, doch auf Wochensicht bleibt dennoch ein deutliches Minus der Ölpreise von rund vier Prozent stehen. Im gesamten Oktober sind die Ölpreise um rund zwölf Prozent gefallen und haben damit den größten Monatsverlust seit Juli 2016 hinnehmen müssen. Insgesamt kann somit aktuell von einer überraschenden Talfahrt der Ölpreise gesprochen werden.

Noch vor einem Monat hatte kaum jemand daran gedacht, dass die Nordsee-Ölsorte BRENT in diesem Jahr nochmal unter 80 Dollar/Barrel fallen würde, im Gegenteil peilten die Ölpreise damals sogar die 90-Dollar-Marke an. Nun allerdings bewegt sich BRENT auf die 70-Dollar-Marke zu. So gab BRENT auf den heutigen Freitag um weitere 2,2 $/b nach und steht mit aktuell 73,2 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit über zwei Monaten. Noch deutlicher fiel der Rückgang der US-Ölsorte WTI aus, die gestern ein Halbjahrestief markierte und am heutigen Freitagmorgen bei 63,8 Dollar/Barrel gehandelt wurde.

Der aktuelle Preissturz kommt auch deshalb so überraschend weil sich an der Angebots- und Nachfragesituation am Ölmarkt kaum etwas verändert hat. Im Wesentlichen werden die Ölpreise zuletzt belastet durch die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten und den Rückzug von Börsenhändlern aus risikoreichen Anlagen, zu denen auch die Ölpreise zählen. Auch gestern lösten zunächst wieder schwache US-Konjunkturdaten den erneuten Rückgang der Ölpreise aus. So fiel der Einkaufsmanagerindex ISM gestern auf einen sechsmonatigen Tiefstand und zeigt damit auf, dass sich nun auch die Stimmung in der US-Industrie eingetrübt hat.

Auslöser dieser pessimistischen Stimmung in der Wirtschaft und am Finanzmarkt ist vor allem der weiterhin schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China, welcher sich negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken könnte. Doch genau in dieser Auseinandersetzung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt scheint nun Bewegung zukommen. So wollen Washington und Peking laut Medienberichten auf dem Ende November stattfindenden G20-Gipfel ein Handelsabkommen schließen. Diese Nachricht ließ die nicht nur die Kurse der asiatischen Börsen steigen und könnte in der Folge auch den Ölpreisen wieder Auftrieb geben.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Zudem könnten im November wieder die Angebotsrisiken am Ölmarkt stärker in den Fokus geraten, wenn ab Sonntag die US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor in Kraft treten. Faktisch handelt es sich um ein Ölembargo gegen den Iran, denn die USA drohen auch anderen Ländern und Unternehmen mit Strafmaßnahmen, wenn diese weiterhin Rohöl vom drittgrößten Ölproduzenten der OPEC beziehen. Doch auch bei diesem Thema gab es gestern deeskalierende Neuigkeiten aus den USA.

So gab der Sicherheitsberater von US-Präsident Trump bekannt, dass es zahlreiche Ausnahmegenehmigungen für Länder gaben könnte, die dann weiterhin iranisches Rohöl importierten dürften. Laut Bolton seien einige Staaten schlicht nicht in der Lage ihre Ölimporte aus dem Iran zu reduzieren. Ausnahmeregeln soll es daher nicht nur für die Großabnehmer Indien und Südkorea gaben sondern darüber hinaus noch für weitere sechs Länder, die dann weiterhin Öl aus dem Iran importieren dürften.

Darüber hinaus hatte der saudische Ölminister in den vergangenen Wochen mehrfach zugesichert hatte, das Saudi-Arabien und seine Verbündeten in der OPEC alle weiteren Angebotsausfälle ausgleichen werden, die sich aus dem Ölembargo gegen den Iran ergeben. Auch der russische Energieminister hatte zuletzt Fördererhöhungen ins Spiel gebracht. Mit aktuell knapp 11,4 Millionen Barrel pro Tag befindet sich die russische Ölproduktion jedoch auf einem post-sowjetischen Rekordhoch und wurde im September bereits leicht erhöht. Auch Saudi-Arabien fördert mit aktuell 10,5 Barrel pro Tag auf einem hohen Niveau, könnte seine Ölförderung nach eigenen Aussagen jedoch auf rund 12 Mio. Barrel pro Tag erhöhen.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche leicht preisstützende Meldungen. Zwar waren die Rohöllager in den USA um weitere 3,2 Mio. Barrel und damit zum sechsten Mal in Folge gestiegen, doch fiel der Rückgang der Ölproduktelager (Heizöl, Diesel und Benzin) mit 7,2 Mio. Barrel mehr als doppelt so stark aus. In Summe verzeichneten die US-Öllagerbestände somit in der vergangenen Woche einen Abbau um vier auf aktuell 778,5 Mio. Barrel. Zudem stagniert die US-Ölförderung und die Anzahl der aktiven Ölbohrungen ging zuletzt zurück.

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