Stimmung am Ölmarkt kippt auf bärisch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 23.05.2019

um 08:41 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport


Nachdem die Ölpreise in der vergangenen Woche einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen hatten, kam es im Verlauf der aktuellen Handelswoche zu einem ebenso deutlichen Preisrückgang. Auf den heutigen Donnerstag verstärkte sich der Preisrückgang noch, in dem die Nordsee-Ölsorte BRENT um weitere 1,4 $/b nachgab und am Donnerstagmorgen bei 70,3 Dollar/Barrel gehandelt wurde. Die US-Ölsorte WTI fiel aufgrund der bärisch ausgefallenen Öllagerdaten sogar um weitere 2,1 $/b zu und notierte am Morgen bei 60,9 Dollar/Barrel.

Aktuell befinden sich die Rohölnotierungen somit wieder auf dem gleichen Preislevel wie vor zehn Tagen bzw. zwei Wochen. Trotz der turbulenten Nachrichtenlage, präsentieren sich die Ölpreise somit erstaunlich stabil, auch weil mit dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie den politischen Spannungen im Nahen Osten zurzeit zwei wichtige, preisbestimmende Faktoren gegeneinander wirken.

Zum Wochenstart war es zunächst noch zu Preiserhöhungen gekommen, weil sich der saudische Ölminister erneut klar dafür ausgesprochen hatte die aktuelle Förderkürzung des OPEC+ Verbundes in der zweiten Jahreshälfte beizubehalten. Erst recht wenn der Ölpreis weiter fällt, gehen Analysten davon aus, dass es zu einer Verlängerung des Kürzungsabkommens bis zum Jahresende kommen wird, auch wenn aus Russland zuletzt keine eindeutige Zusage für die Vorgehensweise zu hören war. Die Einhaltung der Förderkürzung wird der OPEC jedoch auch insgesamt erleichtert, weil es immer wieder zu ungeplanten Produktionsausfällen in zahlreichen Mitgliedsländern kommt.

 

 

Ebenfalls preisstützend hatte zunächst die Aussage von US-Präsident Trump gewirkt, der via Twitter das „offizielle Ende des Iran“ verkündete, wenn sich das Land militärisch gegen die USA stellen sollte. Insgesamt sind die politischen Beziehungen zwischen den USA und Iran auf einem Tiefpunkt angekommen, was die Ölpreise tendenziell stützt. Dies gilt jedoch ebenso für die Beziehungen zwischen den USA und China, was die Ölpreise hingegen unter Druck setzte.

Die gegenseitig verhängten Strafzölle und die Eskalation in Bezug auf den chinesischen technologie-Konzern Huawei, lassen zurzeit keine Einigung am Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt erwarten. Dies lässt die Sorgen vor einem konjunkturellen Abschwung und einem Rückgang der Nachfrage nach Erdöl wachsen. Zuletzt hatte auch die OECD auf die wirtschaftlichen Gefahren hingewiesen, die von den Handelskonflikten ausgehen.

Wie immer zur Wochenmitte richteten sich die Blicke der Rohstoffhändler gestern Nachmittag wieder auf die neuen Daten vom US-Ölmarkt. Diese brachten in dieser Woche eindeutig preisdrückende Impulse, nachdem das US- Energieministerium bekannt gegeben hatte, dass die Rohöllager in den USA um 4,8 auf knapp 477 Mio. Barrel und somit auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren gestiegen sind. Gleichzeitig war auch ein Aufbau bei den Lagerbeständen für Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) in Höhe von 4,5 Mio. Barrel zu verzeichnen. Die gesamten US-Öllager legten somit um deutliche 9,3 auf aktuell 832 Mio. Barrel zu und befinden sich somit auf einem 10-Wochen-Hoch.

Der deutliche Anstieg der gesamten US-Öllagerbestände kam umso überraschender, weil die Auslastung der amerikanischen Raffinerien unter 90 Prozent gesunken war und auch die Rohölimporte um fast zehn Prozent zurückgegangen waren. Dafür war jedoch die eigene Ölförderung der USA leicht gestiegen und somit zurück auf das Rekordhoch von 12,2 Mio. Barrel geklettert. Diese Entwicklungen auf dem US-Ölmarkt trugen dazu bei, dass die Ölpreise in dieser Woche spürbar unter Druck gesetzt wurden. Trotz der jüngsten, kräftigen Abwärtsbewegung der Ölpreise bleiben die weiteren Preisentwicklung stark von politischen Entscheidungen abhängig, so dass die Stimmung im Ölhandel schnell wieder umschlagen könnte.

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