Rohölpreise verzeichneten Rückgang | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.04.2018

um 08:56 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise suchten am Donnerstag zunächst nach einer Richtung, legten schlussendlich jedoch leicht zu. Heute Morgen im frühen Handel gaben die Ölnotierungen dann jedoch deutlich nach, so dass unterm Strich ein Minus zu Buche steht. Die Nordsee-Ölsorte BRENT ging um 0,5 $/b zurück und stand am Freitagmorgen bei gut 67,8 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI gab um 0,6 $/b nach und wurde am Morgen bei 63 Dollar/Barrel gehandelt.

Seit einigen Wochen stützen die hinter den Erwartungen bleibenden Daten vom US-Ölmarkt die Ölpreise. Jeweils zur Wochenmitte wurden deutliche Wachstumssignale vom US-Ölmarkt erwartet, die dann zu fallenden Ölpreise hatten führen können. Doch Woche für Woche blieben genau diese Wachstumssignale aus. Auch in dieser Woche konnten die Zahlen vom US-Ölmarkt nicht überzeugen.

Zwar gab das US-Energieministerium wieder ein neues Rekordhoch bei der US-Ölförderung in Höhe von 10,46 Mio. Barrel pro Tag bekannt, dafür war bei den Öllagerbeständen nun bereits der vierte Rückgang in Folge zu verzeichnen. So kam es bei den US-Rohöllagern zu einem überraschend deutlichen Abbau in Höhe von 4,6 Mio. Barrel. Gleichzeitig gingen auch die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) in Summe um 0,6 Mio. Fass zurück. Insgesamt sanken die US-Öllager somit um 5,2 auf aktuell gut 793 Mio. Barrel.

Für Preisdruck sorgt aktuell der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Nachdem es zwischenzeitlich nach Entspannung aussah, scheint sich die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wieder zuzuspitzen. So sprach US-Präsident Trump von „unfairen Vergeltungsmaßnahmen“ und drohte zusätzliche Strafzölle in Höhe von 100 Milliarden Dollar an. China konterte daraufhin, dass man "um jeden Preis" gegen den einseitigen Protektionismus der USA ankämpfen werde.

 



Für den Ölmarkt bedeutet der Handelskonflikt, dass es zu einem Abflauen der Weltwirtschaft kommen könnte, was sich auf die globale Ölnachfrage auswirken und somit Druck auf die Ölpreise ausüben würde. Zudem trübt sich durch den Handelskonfliktes die Stimmung an den Börsen grundlegend ein, was die Ölpreise ebenfalls unter Druck setzt. Denn die Ölpreise können sich auf Dauer nicht der schlechteren Stimmung an den Börsen entziehen, auch weil Anleger in solchen Situationen zumeist Investitionen in riskantere Anlageformen meiden, zu denen auch die Spekulationen auf den Ölpreis zählen.

Laut einer Bloomberg-Umfrage verzeichnete die OPEC im März wohl einen überraschenden Rückgang der Ölförderung um 0,17 auf rund 32 Mio. Barrel/Tag, was der niedrigste Stand seit einem Jahr wäre. Der Großteil des Rückgangs beruht allerdings auf ungeplanten Förderausfällen im krisengeschüttelten Venezuela.

Die OPEC arbeitet unterdessen weiter an einem neuen Bündnis. Unter Führung von Saudi-Arabien soll vor allem die Zusammenarbeit mit Russland, dem zurzeit größten Ölförderland der Welt, intensiviert werden. So soll ein Förderabkommen für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre getroffen werden und zudem sollen sich sechs weitere Ölförderländern an der aktuellen Förderkürzung beteiligen.

Nachdem die OPEC in den letzten Jahren stetig an Einfluss verloren hatte und zudem untereinander zerstritten war, hat sich die zuletzt zusammengefundene Allianz rund um Saudi-Arabien und Russland als tatkräftig und preisbeeinflussend erwiesen. In dem zurzeit vielleicht entstehenden, neuen Bündnis könnte der Iran eine deutlich geringere Rolle spielen. Dies würde für mehr Stabilität auf dem Weltölmarkt sorgen, denn dann müssten sich die beiden wichtigen Ölförderländern und politischen Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran nicht mehr einigen, wenn es um Fragen der Ölpolitik geht. Auch jetzt schon ist der Iran von den laufenden Förderkürzungs-Maßnahmen ausgenommen.

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