Rohölpreise erneut spürbar im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.11.2017

um 09:11 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Der seit Monaten bestehende Aufwärtstrend der Ölpreise hält weiterhin an und hat sich zum Beginn der aktuellen Handelswoche sogar noch verstärkt. So legte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag erneut um deutliche 1,8 $/b zu und wurde am Morgen mit 64,3 Dollar/Barrel auf einem neuen 28-Monatshoch gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI kletterte um weitere 1,4 $/b und notierte am Morgen mit 57,3 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit Juli 2015. Zudem hat die OPEC ein Ziel ihrer Förderkürzung erreicht, denn der Korbpreise des Ölkartells stand in dieser Woche zum ersten Mal seit über zwei Jahren mit 61,1 $/b wieder über der 60-Dollar-Marke.

Gestern hatten politische Unruhen in Saudi-Arabien, dem größten Ölförderland der OPEC, zu einem erneuten, deutlichen Anstieg der Ölpreis geführt. So scheint im ölreichen Königreich zurzeit ein Machtkampf um die politische Führung im Land ausgebrochen zu sein. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman will seine Machtposition wohl festigen und geht gegen politische Gegner vor. So kam es zu einer Verhaftungswelle von zahlreichen Ministern und saudischen Prinzen. Ein Prinz kam sogar zusammen mit einigen Regierungsvertretern bei einem Helikopterabsturz ums Leben.

Politische Turbulenzen innerhalb der Regionalmacht Saudi-Arabien wirken sich zudem auch auf den gesamten Nahen Osten aus, was Sorgen um die Stabilität der Region schürt. So ist der bisher von Saudi-Arabien unterstütze Ministerpräsident des Libanon überraschend zurückgetreten und aus dem Jemen sollen Raketen auf die saudische Hauptstadt Riad abgefeuert worden sein. In beiden Ländern, sowie in der ganzen Region, kämpfen der Iran und Saudi-Arabien um politischen Einfluss. Ein Machtkampf innerhalb der saudischen Königsfamilie könnte die gesamte Region destabilisieren und sich auch auf die OPEC-Förderkürzung auswirken.



Wie dramatisch Lage in Saudi-Arabien ist wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen, dennoch wird am Ölmarkt zurzeit jeder Nachricht, die die Ölpreise stützt, gerne aufgenommen und befeuert die ohnehin schon preistreibende Stimmung bei den Händlern. So sorgten zuletzt vor allem die schwer greifbaren geopolitischen Aspekte für weiteren Preisauftrieb. Neben Saudi-Arabien sind hier vor allem auch die Konflikte im Irak und Iran zu nennen. Sollte der Atomdeal mit dem Iran durch die US-Regierung aufgekündigt werden, so könnte dies eine Rückkehr zum vorherigen Ölembargo gegen den Iran bedeuten, was das Angebot auf dem Weltölmarkt stark reduzieren würde. Und durch den Kurdenkonflikt im ölreichen Nordirak könnte es ebenfalls zu Lieferausfällen kommen, die das Ölangebot spürbar verringern könnten.

Doch nicht nur die Geopolitik und die insgesamt gute Stimmung am Ölmarkt, die von sich aus schon zu Spekulationen auf steigende Ölpreise führt, sorgen zurzeit für Preisauftrieb. Auch aus Sicht der Fundamentaldaten erfährt der Ölpreis Unterstützung. So stellt der US-Ölmarkt insgesamt nicht mehr ein so starkes Gegengewicht zur Angebotsverknappung der OPEC-Allianz dar wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war. Die US-Öllagerbestände befinden sich seit Monaten im freien Fall und mit Investitionen in neue Ölförderanlagen wird sich in den USA zurzeit zurückgehalten.

Unterdessen weisen Vertreter der OPEC immer wieder darauf hin, dass man sich an die vereinbarte Förderreduzierung halte und das man nun auch sehen kann, dass die Maßnahmen wirken. Zudem gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die bis März 2018 laufende Förderbegrenzung, auf dem Ende November anstehenden OPEC-Meeting verlängert wird. Auch eine Ausweitung der Förderkürzung, z.B. auf bisher nicht beteiligte OPEC-Mitglieder, wird für das kommende Jahr nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig steigt die Ölnachfrage stärker als zuvor angenommen wurde.

Zurück