Rohölpreise auf Mittwoch weiter gesunken | Aktuelle Ölmarkt-News vom 30.08.2017

um 08:43 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind am gestrigen Handelstag weiter gefallen und haben auch heute Morgen im frühen Handel wieder nachgegeben. Die Nordsee-Ölsorte BRENT gab um knapp 0,3 $/b nach und wurde am Mittwochmorgen bei 51,8 Dollar/Barrel gehandelt.

Die stärker von den Auswirkungen des tropischen Wirbelsturms "Harvey" betroffene US-Ölsorte WTI fiel sogar um weitere 0,5 $/b und notierte am Morgen bei 46,3 Dollar/Barrel. Mit derzeit 5,5 Dollar/Barrel ist der Preisunterschied zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen.

Trotz der katastrophalen Auswirkungen des Tropensturms "Harvey", der mancherorts einen enormen Niederschlag von mehr als 700 Liter gebracht und weite Teile von Südtexas überflutet hat, ist der Einfluss des Wirbelsturms auf die Preisfindung am Weltölmarkt eher gering.

Doch auch wenn sich "Harvey" nicht so deutlich auf die Ölpreise auswirkt, wie es ähnliche Wetterphänomene im Golf von Mexiko in den letzten Jahren getan haben, so hinterlässt der Tropensturm dennoch seine Spuren am Ölmarkt. So musste die Rohölförderung auf den Ölplattformen im Golf von Mexiko unterbrochen werden und auch die Infrastruktur für den Öltransport wird noch einige Zeit in Mitleidenschaft gezogen werden.

 

 

Außerdem befinden sich im US-Bundesstaat Texas viele Raffinerien, die in Folge der katastrophalen Überschwemmungen geschlossen werden mussten. Aktuell spricht man davon, dass in etwa 1/4 der Raffineriekapazitäten in Texas ausgefallen sind. Und genau dies ist der Grund dafür, warum "Harvey" am Ölmarkt zurzeit eher preisdrückend anstatt preistreibend wirkt. Denn die Nachfrage nach Rohöl ist durch den Raffinerieausfall in den USA spürbar gesunken. Gleichzeitig ist das Angebot nicht so stark zurückgegangen, weil sich der Schwerpunkt der amerikanischen Ölförderung zunehmend in das Landesinnere verlagert hat. Die Fördergebiete am Golf von Mexiko haben daher in den letzten Jahren an Bedeutung verloren.

Dennoch wird der Ausfall der texanischen Rohölförderung und besonders der dortigen Raffinerien spürbare Auswirkungen auf den US-Ölmarkt haben. Einerseits muss damit gerechnet werden, dass die gesamten US-Öllagerbestände und vor allem auch die Lager der Ölprodukte weiter sinken werden. Darüber hinaus entkoppelt sich an den Rohstoffbörsen zurzeit die Entwicklung der Gasölpreise von den Rohölnotierungen, weil durch den Raffinerieausfall in den USA die Nachfrage nach Rohöl sinkt und gleichzeitig das Angebot von Ölprodukten knapper wird. Auch die Benzinpreise sind in den USA, als unmittelbare Auswirkung von "Harvey", bereits auf ein Zweijahreshoch gestiegen.

Aktuell können auch die Entwicklungen am Devisenmarkt die Ölpreise nicht stützten. Zwar ist die Ölwährung Dollar gegen den €uro zurzeit so schwach wie seit Januar 2015 nicht mehr, was das weltweit in US-Dollar gehandelte Öl im Euroraum spürbar günstiger macht. Dennoch führt der schwache Dollar aktuell nicht zu einer steigenden Ölnachfrage im Euroraum.

Zur Wochenmitte hat sich der €urokurs zunächst auf seinem 2,5 Jahreshoch stabilisiert und stand am Mittwochmorgen weiterhin bei 1,197 Dollar/€uro. Ausgelöst wurde der jüngste Höhenflug des €uro gegen den Dollar durch die Zurückhaltung der Notenbank-Chefs der FED und der EZB zur weiteren Geldpolitik (siehe Kommentar von Montag).

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