Rohölpreise auf 28-Monats-Hoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.11.2017

um 10:02 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zur Wochenmitte hat sich am Ölmarkt nicht viel verändert und die Nachrichtenlage bleibt weiterhin bullisch. Gestützt von der Erwartung, dass die US-Öllagerbestände weiter fallen werden, legten die Ölpreise gestern erneut zu. So kletteren die beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI um weitere 0,8 Dollar/Barrel. Die Nordsee-Ölsorte BRENT notierte dementsprechend am Mittwochmorgen mit 61,2 Dollar/Barrel zum erstem Mal seit 28 Monaten wieder über 61 Dollar und auch die US-Ölsorte WTI wurde mit 54,7 Dollar/Barrel auf dem höchsten Stand seit Juli 2015 gehandelt.

Von Seiten der OPEC wird immer wieder darauf hingewiesen, dass sich alle an der Förderkürzung beteiligten Länder an ihre jeweiligen Förderobergrenzen halten und dass man so langsam den Erfolg, der seit nunmehr einem Jahr laufenden Angebotsverknappung sehen kann. Zuletzt kamen besonders aus Saudi-Arabien Aussagen, dass man die bis März 2018 laufende Förderbegrenzung des Ölkartells mit anderen wichtigen Ölstaaten wie Russland verlängern werde. Aber auch andere Stimmen innerhalb und außerhalb der OPEC lassen erwarten, dass auf dem Ende November anstehenden OPEC-Meeting eine Verlängerung oder sogar Ausweitung der Förderkürzung auf weitere OPEC-Mitglieder beschlossen wird.

Ein wichtiges Ziel der OPEC ist dafür zu sorgen, dass die seit 2014 enorm angewachsenen Öllager in den OECD-Ländern wieder auf einen 5-Jahresdurchschnitt sinken, umso die Ölpreise wieder stabil über 60 Dollar/Barrel zu heben. Dass dieses Ziel in greifbarer Nähe ist erkennt man besonders deutlich an den Öllagerbeständen der größten Volkswirtschaft der Welt, denn in den USA wurden die Öllager im Jahresverlauf massiv abgebaut. So stehen die gesamten US-Öllager mit aktuell gut 803 Mio. Barrel kurz vor der 800er-Marke, die seit Februar 2015 nicht mehr unterschritten wurde. Seit dem Rekordhoch von Anfang dieses Jahres sind die US-Öllager damit um rund 144 Mio. Barrel bzw. rund 18 Prozent gefallen.



Auch im Hinblick auf die US-Ölförderung, die aufgrund des Schieferöl-Booms in den letzten Jahren dafür gesorgt hatte, dass die OPEC-Maßnahmen nicht wirklich greifen konnten, herrscht zurzeit etwas Zurückhaltung in der Branche. Dies könnte sich bei steigenden Ölpreisen im kommenden Jahr zwar wieder ändern, aber in diesem Jahr hatte bereits einige Schieferöl-Unternehmen angekündigt ihre Investitionen vorerst zurückzufahren. Damit bleibt klar ersichtlich, dass der US-Ölmarkt zurzeit nicht mehr ein so starkes Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz darstellt, wie dies noch zur Jahresmitte der Fall war.

Neben der Reduzierung des Angebotes wird allgemein auch damit gerechnet, dass die Ölnachfrage in den kommenden Monaten stärker anziehen wird als dies zuvor erwartet wurde. Darüber hinaus gehen zurzeit auch von geopolitischen Aspekten weitere Risiken für anziehende Ölpreise aus. Mit den Konflikten im Irak und Iran stehen weiterhin gleich zwei der größten OPEC-Ölförderländer im Fokus des Interesses.

Für eine weitere Stützung der Ölpreise sorgt zudem die gute Stimmung an den Börsen. Geld kann man bei den Zentralbanken weiter (fast) zum Nullszins erhalten, was Anleger trotz Rekordhöchststände, wie z.B. beim DAX, und sich teilweise auch abzeichnenden Risiken auf Kursrücksetzer, weiterhin positiv stimmt. Die europäische Zentralbank (EZB) will nur sehr langsam aus dem Krisenmodus rauskommen und wird das Volumen ihres Anleiheprogramms zunächst halbieren. Der Leitzins bleibt weiterhin bei Null Prozent. Dies schwächte den €uro gegen den Dollar, der mit gut 1,16 Dollar/€uro aktuell auf dem tiefsten Stand seit Juli dieses Jahres rangiert.

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