Rohöl-Leitsorten entwickelten sich unterschiedlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.10.2017

um 08:19 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI haben sich zum Ausklang der vergangen Handelswoche unterschiedlich entwickelt. Während sich die US-Ölsorte leicht nach oben bewegte und am Montagmorgen mit 51,5 kaum verändert gehandelt wurde, gab die europäische Leitsorte BRENT um deutliche 0,9 $/b nach und notierte am Montagmorgen bei 56,5 Dollar/Barrel.

Die Unterschiedliche Preisentwicklung trägt zu einer Normalisierung des Preisunterschiedes zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten bei. In diesem Jahr hatte die Differenz zumeist bei rund drei Dollar je Barrel gelegen. Im Zuge von Hurrikans Harvey und der Drohung der Türkei Öllieferungen aus dem kurdischen Nordirak zu blockieren,  war der Unterschied zwischen den Leitsorten auf bis zu sieben Dollar/Barrel angewachsen.

Die Preisentwicklung der zurückliegenden Woche war klar zweigeteilt. In der ersten Wochenhälfte sorgte das Unabhängigkeitsreferendum, der in einem Autonomiegebiet lebenden Kurden im Nordirak, für einen starken Anstieg der Ölpreise. Im Zuge dessen war BRENT sogar auf ein Zwei-Jahres-Hoch gestiegen. Allerdings wurde dieser Anstieg in der zweiten Wochenhälfte wieder vollständig zurückgenommen. Im Vergleich zum vergangenen Montag hat BRENT sogar leicht nachgegeben, WTI notiert hingegen einen Dollar höher.

Unabhängig vom kommenden europäischen Winter, der für sich genommen nur wenig Einfluss auf die globalen Ölpreise hat, hat sich die Stimmung am Ölmarkt im September spürbar verändert, denn zum ersten Mal seit Beginn der Förderreduzierung der OPEC scheint ein Ende der Überversorgung des Weltölmarktes möglich zu sein. Begründet wird diese Erwartung einerseits mit der Einhaltung der Förderreduzierung durch die OPEC und Russlands. Gleichzeitig entwickelt sich die Konjunktur in den westlichen Industrienationen und in China gut, was zu einem Anstieg der globalen Ölnachfrage führt.


Zudem stellt der US-Ölmarkt zurzeit insgesamt nicht mehr ein ganz so starkes Gegengewicht zur OPEC-Förderkürzung dar, wie es im bisherigen Jahresverlauf der Fall war. So scheint der stets unter erheblichen Preisdruck arbeitenden US-Schieferölindustrie eine leichte Erholung der Ölpreise zurzeit auch nicht ungelegen zu kommen. Zumindest haben einige Schieferölförderer ihre Investitionen zuletzt zurückgefahren und auch die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher ist in den vergangenen drei Wochen stetig gesunken.

Darüber hinaus gab das US-Energieministerium zur Wochenmitte bekannt, dass amerikanischen Öllagerbestände um 1,6 Mio. Barrel auf nunmehr gut 826 Mio. Barrel gesunken sind. Insgesamt sind die US-Öllager seit ihrem Rekordhoch von Februar dieses Jahres nun bereits um 121 Mio. Barrel gesunken und stehen aktuell auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren. Nach den Verschiebungen, die die US-Raffinerieausfälle nach Tropensturm Harvey mit sich gebracht hatten, normalisieren sich die Daten der US-Öllagerbestände zudem langsam wieder und sind daher auch wieder belastbarer um Rückschlüsse auf das Angebots-Nachfrage-Verhältnis in der größten Volkswirtschaft der Welt zu ziehen.

Auch die Geopolitik sorgte zuletzt für preisstützende Impulse. Besonders die Bestrebungen der im ölreichen Nordirak lebenden Kurden einen eigenen Kurdenstaat aufzubauen, könnte die Region weiter destabilisieren. Trotz scharfer internationaler Kritik hatten die irakischen Kurden in der vergangen Woche über ihre Unabhängigkeit abgestimmt und somit für viel Aufregung gesorgt, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und der Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen. Um dies zu verhindern und die kurdischen Bemühungen zu untergraben haben sich die türkische Regierung und die Regierung in Bagdad darauf verständigt, dass Ölexporte aus dem Irak in die Türkei nur noch über die Behörden der irakischen Zentralregierung abgewickelt werden.

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