Rohöl-Leitsorten entwickelten sich uneinheitlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.06.2018

um 09:01 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten OPEC-Meeting in Wien suchen die Ölpreise weiterhin nach einer klaren Richtung. Im Tagesrhythmus wechseln sich Preisanstiege und –Rückgänge am Ölmarkt ab, so dass sich insgesamt ein recht stabiles Ölpreisniveau ergibt. Am gestrigen Handelstag entwickelten sich die Rohöl-Leitsorten unterschiedlich. Die Nordsee-Ölsorte BRENT gab um 0,6 $/b nach und wurde am Freitagmorgen bei 75,9 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte legte hingegen um 0,3 $/b zu und stand am Morgen bei 66,9 Dollar/Barrel.

Händler reagieren zurzeit empfindlich auf jede neue Nachricht, was den Ölpreisen in dieser Woche einen volatilen Verlauf beschert hat. Gestern sorgte der starke Dollar für einen Rückgang der Ölpreise, zumindest bei der für Europa relevanteren Ölsorte BRENT. Der Preisrückgang  ist darauf zurückzuführen, dass Rohöl weltweit in Dollar gehandelt wird. Steigt der Dollar wird Öl in andern Währungsräumen teurer, was die Nachfrage und somit auch die Ölpreise fallen lässt.

Auslöser für die Dollar-Stärke bzw. die €uro-Schwäche waren die unterschiedlichen Aussagen der Notenbanken in den USA und Europa zu ihrer zukünftigen Geldpolitik. Während in den USA die Zinswende schon lange eingeläutet ist und die FED in dieser Woche die siebte Zinserhöhung seit Ende 2015 bekannt gab, lässt sich die EZB deutlich mehr Zeit um aus der lockeren Geldpolitik der vergangenen zehn Jahre auszusteigen.

Immerhin gab EZB-Chef Draghi gestern bekannt, dass die Zentralbank das Billionen-schwere Anleihekaufprogramm ab dem kommenden Jahr beenden werde. Von Zinserhöhungen im Euroraum ist jedoch auf längere Sicht noch keine Rede. Die FED hat die US-Leitzinsen hingegen, mit einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent, auf den höchsten Stand seit zehn Jahren angehoben. Die Kombination der Meldungen setzte den €uro kräftig unter Druck und ließ ihn gegen die Ölwährung Dollar wieder auf 1,157 Dollar/€uro zurückfallen.

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport

 

 

Das aktuell zentrale Thema am Ölmarkt hat die Ölpreise in dieser Woche ebenfalls belastet. So verdichtet sich die Aussicht, dass die OPEC und Russland ihre Förderpolitik verändern werden. Laut neuesten Medienberichten will das Nicht-OPEC-Mitglied, aber an der aktuellen Förderkürzung beteiligte Russland, auf dem am 22. Juni anstehenden OPEC-Meeting eine Anhebung der Ölförderung um bis zu 1,8 Mio. Barrel vorschlagen. Damit würde die gesamte Förderkürzung auf einen Schlag zurückgenommen. Auch OPEC-Leader Saudi-Arabien sowie die USA setzten sich für eine Anhebung der Ölförderung ein.

Allerdings haben die drei größten Ölförderer der Welt ihre Produktion in den letzten Wochen auch schon ausgeweitet. Die Ölförderung in Russland soll bereits wieder auf 11,1 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein und auch Saudi-Arabien pumpt wieder mehr als 10 Mio. Barrel Rohöl an der Erdoberfläche. Die US-Ölförderung erreichte zuletzt ein neues Rekordhoch von rund 10,9 Mio. Barrel/Tag, so dass die USA weiterhin auf dem Weg sind Russland als größtes Ölförderland der Welt abzulösen.

Abgesehen von der Ölförderung haben die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt die Ölpreise in dieser Woche jedoch eher gestützt. So fielen die gesamten US-Öllager überraschend deutlich auf 784 Mio. Barrel zurück. Die Ölbohraktivitäten stagnierten zuletzt auch wieder, nachdem sie zuvor deutlich zugenommen hatten. Zudem stütze die IEA die Ölpreise, weil die Agentur davon ausgeht, dass im kommenden Jahr ein 30-prozentiger Rückgang bei der Ölförderung in Venezuela und dem Iran feststellbar sein wird. Begründet wird dies im Iran mit US-Sanktionen und in Venezuela mit der schweren Wirtschaftskrise.

Wie stark die OPEC in diesem Umfeld die Ölförderung anheben wird und wie sich dies auf die Ölpreise auswirken wird bleibt somit weiterhin offen. Eine geringe Fördererhöhung könnte bei der aktuellen Marktlage sogar verpuffen, denn globale Ölnachfrage liegt aufgrund der guten Wirtschaftsentwicklungen zurzeit über den Erwartungen. So werden weltweit aktuell etwa zehn Millionen Liter Rohöl pro Minute verbraucht.

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