Rohöl BRENT kurz vor 60-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 26.09.2017

um 08:00 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind am gestrigen Handelstag kräftig gestiegen, nachdem die Türkei damit gedroht hatte Öllieferungen aus dem Nordirak nach Europa zu blockieren um somit die Unabhängigkeits-Bestrebungen der Kurden zu unterbinden. Besonders die europäische Leitsorte BRENT legte mit 2,5 $/b kräftig zu und notierte am Dienstagmorgen mit 59,2 Dollar/Barrel auf einem neuen Zwei-Jahreshoch. Aber auch die US-Ölsorte WTI  kletterte um deutliche 1,8 $/b und wurde am Morgen bei 52,3 Dollar/Barrel gehandelt.

Neben der insgesamt schon bullischen Stimmung am Ölmarkt sorgte die Nachricht, dass die Türkei Öllieferungen aus dem Nordirak blockieren will dafür, dass die Ölpreise gestern einen kräftigen Sprung nach oben machten. Auslöser für die Drohung der Türkei war ein Referendum der Kurden, die im Nordirak in einem Autonomiegebiet leben und einen eigenen Kurdenstaat anstreben.

Trotz scharfer internationaler Kritik hatten die irakischen Kurden über ihre Unabhängigkeit abgestimmt und somit für viel Aufregung in der Region gesorgt, denn auch in den Nachbarländern Iran, Syrien und Türkei gibt es Bestrebungen der Kurden sich von den genannten Ländern abzuspalten und sich zu einem Kurdenstaat zu vereinen. Dies will besonders die Türkei verhindern, weshalb man die Drohungen zur Blockierung der Öllieferungen sehr ernst nehmen muss und auch ein militärischer Konflikt scheint nicht ausgeschlossen zu sein.

 

Ölpreis an der Börse

 

In Bezug auf den Ölmarkt muss man wissen, dass das kurdische Gebiet im Nordirak sehr ölreich ist. Zudem hat auch die irakische Region Kirkuk, die nicht zum kurdischen Autonomiegebiet zählt, an dem Referendum teilgenommen. Diese Region ist ebenfalls reich an Ölvorkommen und daher auch für die irakische Regierung von besonderer Bedeutung. Der seit langem schwelende Konflikt in der Region, der auch ein Grund für das türkische Engreifen im syrischen Bürgerkrieg war, hat sich nun wieder verstärkt und wird auch für den Ölmarkt eine Rolle spielen.

Auch ohne die aktuellen Entwicklungen im Nordirak sind die Ölpreise seit dem Sommer bereits deutlich gestiegen. So stand die Rohölsorte BENT vor drei Monaten noch auf ihrem Jahrestief und ist seitdem um über 30 Prozent gestiegen. Unabhängig vom kommenden europäischen Winter, der für sich genommen nur wenig Einfluss auf die Ölpreise hat, hat sich die Stimmung am Ölmarkt verändert. So scheint aktuell zum ersten Mal seit Beginn der Förderreduzierung der OPEC ein Ende der Überversorgung des Weltölmarktes möglich zu sein.

Zuletzt hatte die Prüfungskommission der OPEC, die die Einhaltung der beschlossenen Förderobergrenzen überwachen soll, mitgeteilt, dass die Förderkürzung derzeit übererfüllt wird. Vor allem weil Saudi-Arabien noch weniger Öl fördert als das Königreich im Rahmen der Förderreduzierung  zugesagt hatte. Neben der Angebotsverknappung durch die OPEC-Allianz kamen in den vergangenen Monaten auch einige andere Faktoren hinzu, die der OPEC bei der Erreichung ihrer Ziele hilfreich waren. So hatte die Ölwährung Dollar an Wert verloren, was Rohöl in anderen Währungsräumen günstiger machte und die Nachfrage belebte. Zudem hat auch die wirtschaftliche Entwicklung in den westlichen Industrienationen und in China dazu geführt, dass allgemein von einer steigenden globalen Ölnachfrage ausgegangen wird.

Auch Hurrikan Harvey hat seinen Anteil am jüngsten Ölpreisanstieg und der US-Ölmarkt stellt insgesamt nicht mehr ein ganz so starkes Gegengewicht der OPEC-Förderkürzung dar. So sind die US-Öllager seit dem Rekordhoch von Februar dieses Jahres um knapp 120 Mio. Barrel gesunken und stehen mit aktuell 828 Mio. Barrel auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren. Darüber hinaus scheint der stets unter erheblichen Preisdruck arbeitenden US-Schieferölindustrie eine leichte Erholung der Ölpreise auch nicht ungelegen zukommen.

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