Rohölpreise entwickeln sich uneinheitlich | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.06.2018

um 08:46 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Preise der beiden Rohöl-Leitsorten haben sich am gestrigen Handelstag unterschiedlich entwickelt. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT um 0,4 $/b zulegte, gab die US-Ölsorte WTI um einen Dollar je Barrel nach. Die für Europa relevantere Ölsorte BRENT notierte somit am Freitagmorgen bei 77,5 Dollar/Barrel und das amerikanische Leichtöl WTI wurde bei 67 Dollar/Barrel gehandelt. Mit rund 10,5 Dollar je Fass ist der Preisunterschied zwischen den beiden Ölsorten damit auf ein Langzeithoch angewachsen. OPEC-Rohöl ist im Wochenverlauf teurer geworden und steht zurzeit bei rund 75 Dollar/Barrel.

Der Preisrückgang für US-Rohöl kam gestern überraschend, denn die neuen Daten zu den US-Öllagerbeständen waren tendenziell preisstützend ausgefallen. So gab das amerikanische Energieministerium bekannt, dass die gesamten US-Öllager in der vergangenen Woche um 2,5 auf 783,5 Mio. Barrel zurückgegangen waren. Dabei wurden vor allem die Rohöllager um 3,6 Mio. Barrel abgebaut, während die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 1,1 Mio. Fass zulegten.

Seit dem Rekordhoch vom Februar 2017 sind die gesamten US-Öllagerbestände damit um rund 164 Mio. Barrel bzw. gut 17 Prozent gesunken. Auch global gesehen sind die Öllager der OECD-Staaten innerhalb von gut eineinhalb Jahren um rund 340 Mio. Fass gesunken und sind somit wieder auf das Fünf-Jahresmittel gesunken.

In den USA befindet sich die Rohölförderung jedoch weiterhin im Aufschwung. Zwar nicht so schnell und umfangreich wie dies von einigen Analysten bei dem aktuellen Preisniveau erwartet wurde, aber dennoch kletterte die Ölproduktion in den USA in dieser Woche wieder auf ein neues Rekordhoch und auch die Zahlen zu den Ölbohraktivitäten verzeichneten zuletzt einen deutlichen Anstieg. Heute Nachmittag werden dazu die neuen Daten des US-Ölausrüsters Baker Hughes veröffentlicht.

In den schwelenden Handelskonflikten zwischen den USA und der EU sowie China geht US-Präsident weiter auf Konfrontationskurs. In einem Krisengespräch zwischen der EU-Handelskommissarin und dem US-Handelsminister konnte keine Lösung gefunden werden, so dass allgemein erwartet wird, dass die EU nicht mehr von den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen wird und daher Gegenmaßnahmen ergreifen wird. Auch in Bezug auf China will Trump an seinen Plänen von milliardenschwerer festhalten, obwohl es zuletzt nach Entspannung ausgesehen hatte. Welche Auswirkungen der wohl kommende Handelskonflikt auf den Ölmarkt haben wird, bleibt abzuwarten.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Dominiert wird das Geschehen am Ölmarkt weiterhin durch die Frage ob die OPEC und Russland ihre aktuellen Förderobergrenzen anheben werden um das Angebot auf dem Weltölmarkt zu erhöhen. Zuletzt hatten Aussagen von OPEC-Leader Saudi-Arabien und Russlands darauf hingedeutet, dass die Ölförderung in der zweiten Jahreshälfte steigen könnte. Besonders für Saudi-Arabien, das die Hauptlast der Förderkürzungen trägt und seine Ölförderung zudem schnell und umfangreich hochfahren kann, wäre ein solcher Schritt wirtschaftlich und politisch sinnvoll, denn neben steigende Staatseinnahmen kann das Land auch seinen Erzrivale Iran schwächen.

Ob es bei der nächsten OPEC-Sitzung am 22. Juni jedoch tatsächlich zu einem Beschluss zur Lockerung der aktuellen Förderobergrenzen kommt ist noch fraglich. Im April wurde die Förderkürzung deutlich übererfüllt, so dass zunächst lediglich die unplanmäßigen Ölförderrückgänge in Staaten wie Venezuela ausgeglichen werden könnten. Zudem wird Saudi-Arabien einen preisdämpfenden Eingriff in die Ölpreisentwicklung wohl davon abhängig machen, ob es zu einem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte beim Erzrivalen Iran kommen wird.

Insgesamt rechnen Marktbeobachter zurzeit eher damit, dass das Ölkartell die Ölpreise auf dem jetzigen Niveau stabilisieren wird, aber wohl keinen deutlichen Rückgang der Ölpreise, durch eine übermäßige Ausweitung des Ölangebotes, riskieren will. So wies der saudische Energieminister bereits darauf hin, dass eine Lockerung der Förderobergrenzen nur gering ausfallen könne, um einen Marktschock zu vermeiden und Investitionen in neue Ölförderprojekte nicht zu gefährden. Zurzeit soll jedoch eine Steigerung der Ölproduktion um bis zu eine Million Barrel pro Tag im Raum stehen.

Am Devisenmarkt hat sich der €uro zuletzt wieder gegen die Ölwährung Dollar etwas erholen können. Nach dem Rückfall auf ein 10-Monats-Tief kletterte die Gemeinschaftswährung in dieser Woche wieder auf 1,167 Dollar/€uro. Allerdings ist die Regierungskrise in Italien, der der drittgrößten Volkswirtschaft der EU, auch noch nicht überstanden. Nach den nun anstehenden Neuwahlen drohen weitere Turbulenzen an den Aktien- und Devisenmärkten, die sich auch auf die Ölpreise auswirken werden.

Zurück