Rohöl BRENT wieder über 70-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.04.2018

um 08:44 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am gestrigen Handelstag kräftig zugelegt. Heute Morgen im frühen Handel beruhigte sich die Lage aber erstmal wieder und die Ölpreise erfuhren einen leichten Rücksetzer. Zwischenzeitlich waren die BRENT-Notierungen über 71 Dollar und somit auf den höchsten Stand seit über drei Jahren gestiegen. Am heutigen Mittwochmorgen notierte die Nordsee-Ölsorte BRENT dann 1,2 $/b höher als gestern Morgen und wurde bei 70,7 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI kletterte um gut 1,0 $/b und stand am Mittwochmorgen bei 65,3 Dollar/Barrel.

Die jüngsten Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China machten gestern den Weg frei für Spekulationen auf weiter steigende Ölpreise, denn das wichtigste Argument gegen einen Ölpreisanstieg wurde dem Markt entzogen, durch die zuletzt entgegenkommenden Äußerungen von Xi Jinping. Dementsprechend beflügelte die Aussicht, dass der Handelskonflikt zwischen der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt vermieden werden kann, gestern erneut die Ölpreise.

Zudem gab die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf informierte Kreise bekannt, dass Saudi Arabien einen Ölpreis von 80 Dollar je Barrel ins Auge gefasst haben soll und daher zurzeit mit Russland und anderen Förderländern über die Ausweitung der bestehenden Förderkürzung diskutieren soll. Konkret bedeutet dies Nachricht vorerst nichts, dennoch sollte man sie zur Kenntnis genommen haben, um ein besseres Gefühl für die häufig schwer nachvollziehbare und schwankungsanfällige Stimmung der Börsenhändler zu bekommen. Besonders vor dem Hintergrund das Saudi-Arabien und Russland ihre Zusammenarbeit, im Bezug auf den Ölmarkt, langfristig intensivieren wollen.

 

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Der gestern veröffentlichte Monatsreport der Energy Information Administration (EIA) brachte hingegen eindeutig preisstützende Impulse. In diesem gab die US-Statistikbehörde bekannt, dass man für dieses und das nächste Jahr von einem stärker steigendem Ölverbrauch ausgeht und gleichzeitig ein geringeres Ölangebot erwartet als dies noch der Fall im letzten Bericht war. Dementsprechend wurde die Prognose für die Ölpreise angehoben.

Heute richten sich die Blicke der Händler wieder auf den US-Ölmarkt und wie in den Vorwochen auch, werden allgemein wieder deutlichere Wachstumssignale von der dortigen Ölindustrie erwartet. Sollten diese Signale kommen, dann hätten die Ölpreise ein nicht zu unterschätzendes Potential für Preisrückgänge, doch in den vergangenen Wochen blieben die Zahlen zumeist hinter den Erwartungen zurück, was dazu führte, dass die Position des US-Ölmarkt als Gegengewicht zur Förderkürzung der OPEC-Allianz zuletzt schwächer geworden ist.

Zwar befindet sich die US-Ölförderung mit 10,46 Mio. Barrel pro Tag auf einem Rekordhoch und steigt zudem weiter an. Auch die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher ist nach einer lange Phase ohne nennenswerte Bewegungen in der letzten Wochen um zehn auf aktuell 808 Anlagen gestiegen. Dafür war bei den Öllagerbeständen zuletzt jedoch der vierte Rückgang in Folge zu verzeichnen. Aktuell lassen die Zahlen des private Institutes API einen Zuwachs bei den US-Öllagern erwarten. Nicht selten weichen die offiziellen Zahlen des Energieministeriums, die heute Nachmittag veröffentlich werden, jedoch erheblich von den API-Zahlen ab, weshalb diese Zahlen zumeist erst für Preisbewegungen sorgen.

Neben den genannten Faktoren sorgen zurzeit auch geopolitischen Risikoaufschläge für steigende Ölpreise. Hierbei steht besonders das zuletzt auf dem Weltölmarkt wieder an Bedeutung zunehmende Ölförderland Iran im Fokus. So könnten die USA ihre derzeitige Politik ändern und wieder Sanktionen gegen das Land verhängen. Auch militärischen Interventionen gegen den Iran in Syrien oder dem Jemen können unter dem neuen US-Sicherheitsberater Bolton nicht ausgeschlossen werden. Den Schulterschluss zu Saudi-Arabien, dem regionalen Erzrivalen des Iran, hat die US-Führung bereits vorgenommen.

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