Rohöl BRENT nur knapp über 60-Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.01.2019

um 08:29 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise zunächst mit moderaten Verlusten in die neue Handelswoche gestartet waren, weiteten sich die Verluste im gestrigen Tagesverlauf aus. Erst heute Morgen legten die Ölpreise dann wieder leicht zu. Unterm Strich blieb bei den Rohölleitsorten BRENT und WTI dennoch ein Rückgang von rund 0,8 Dollar/Barrel stehen. Mit 60,1 Dollar/Barrel wurde die Nordsee-Ölsorte BRENT am Dienstagmorgen nur noch knapp über der 60-Dollar-Marke gehandelt, welche sich vermutlich als untere Widerstandslinie zeigen könnte. Die US-Ölsorte WTI notierte am Dienstagmorgen bei 52,2 Dollar/Barrel und OPEC-Rohöl startete mit 59,6 Dollar/Barrel in die Woche.

Die Ölpreise haben sich in den vergangenen drei Wochen recht stabil gezeigt, weil die Nachrichtenlage keine eindeutige Richtung für die Ölpreise hergegeben hat. Auch jetzt ist noch nicht klar erkennbar in welche Richtung sich die Ölpreise in den kommenden Tagen und Wochen bewegen werden, jedoch verdichten sich die Anzeichen dafür, dass sich die Ölpreise tendenziell wieder aufwärts bewegen könnten. So stehen dem ölpreisbelastenden, schwächelnden Wirtschaftswachstum mit der Krise im ölreichen Venezuela, der deutlichen  Reduktion der OPEC-Ölförderung und der an Schwung verlierenden US-Schieferölförderung, gleich drei Faktoren gegenüber, die für steigende Ölpreise sprechen.

Zwar ist Venezuela das Land mit den größten Ölreserven der Welt, doch aufgrund der seit Jahren bestehenden Wirtschaftskrise wurde die dortige Ölförderung massiv zurückgefahren, so dass sich ein Ausfall der venezolanischen Ölförderung am Weltölmarkt weniger bemerkbar macht als noch vor einigen Jahren. Dennoch werden die Ölpreise tendenziell von den verhängten US-Sanktionen gegen den venezolanischen Ölkonzern PDVSA gestützt, besonders wenn die politische Krise im Land weiter anhält. Und nach einem schnellen Ende im Machtkampf zwischen Präsident Maduro und Parlaments- und Interimspräsidenten Guaidó sieht es derzeit nicht aus.

Andererseits hat sich der Großteil der Weltgemeinschaft in dieser politischen Krise sehr schnell und klar positioniert und auch wenn sich die USA in den vergangenen Jahren vermehrt aus Konflikten im Nahen Osten zurückgezogen, so geht niemand davon aus, dass sich die Weltmacht direkt vor der eigenen Haustür das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen wird. Im Gegenteil scheinen die USA bereits die Strippen zu ziehen und haben neben der sofortigen Unterstützung Guaidós auch bereits den Militärattaché der venezolanischen Botschaft in Washington für sich gewonnen. Der Schüssel zum Machtwechsel scheint aktuell das Militär zu sein, welches bislang noch zu Maduro steht. Aber auch bei diesem Thema könnten die USA wohl ein schnelles Ende der Krise herbeiführen.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen


Gestützt wurden die Ölpreise zudem durch die erkennbare Umsetzung der beschlossenen Förderkürzung des OPEC+ Verbundes. Vor allem Saudi-Arabien hat eine weitreichende Reduktion der Ölförderung vorgenommen, aber auch andere OPEC-Mitglieder und Russland scheinen ihren Zusagen im Januar nachzukommen. Bereits im Dezember hatte der OPEC+ Verbund seine Ölproduktion deutlich runtergefahren. Gleichzeitig war jedoch die US-Ölförderung auf ein neues Rekordhoch von rund 11,9 Mio. Barrel pro Tag gestiegen.

Grundsätzlich ist US-Ölmarkt zuletzt wieder stärker in den Fokus der Händler gerückt, denn in die USA haben im Jahr 2018 Saudi-Arabien und Russland überholt und sind zum größten Ölförderland der Welt aufgestiegen. Es wird daher erwartet, dass sich die USA in absehbarer Zeit nicht nur autark mit Rohöl versorgen können sondern sogar zu einem Netto-Ölexporteur werden. Laut der amerikanischen Energiebehörde (EIA) dürfte sich die US-Ölfördermenge in den kommenden Monaten allerdings abschwächen. Unterdessen sind die gesamten US-Öllagerbestände mit 847 Mio. Barrel auf den höchsten Stand seit Juli 2017 angewachsen, was weiterhin auf ein Überangebot auf dem Weltölmarkt hindeutet und die Ölpreise unter Druck hält.

Belastet werden die Ölpreise zudem durch eine insgesamt wieder pessimistischere Stimmung an den Finanzmärkten. Von den beiden größten Volkswirtschaften und Ölverbrauchern der Welt waren zuletzt schwache Konjunkturdaten gekommen. In den USA hatten schwache Unternehmensdaten die Stimmung eingetrübt und die Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Und auch in China, dem globale Konjunkturmotor, schwächt sich das Wirtschaftswachstum beständig ab. So ist die chinesische Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr mit 6,6 Prozent erneut schwächer gewachsen als im Vorjahr. Die schlechten Aussichten für die Weltwirtschaft dämpfen die Ölnachfrage und belasten somit die die Ölpreise.

Hoffnung für einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung verbinden Börsenhändler jedoch weiterhin mit einem Ende des Handelskonfliktes zwischen den USA und China. Laut Medienberichten nähern sich beide Seiten weiter an. Die USA wollen die Zölle auf chinesischen Waren wieder senken und China bietet einen Ausgleich der Handelsbilanz beider Länder an. Ob und wie es tatsächlich gelingen soll den enormen Handelsüberschuss von jährlich 323 Milliarden Dollar bis 2024 auszugleichen ist zwar fraglich, dennoch lassen die anstehenden Gespräche auf höchster Ebene auf eine Beilegung des Handelsstreites hoffen.

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