Rohöl BRENT erneut unter 70 Dollar-Marke | Aktuelle Ölmarkt-News vom 09.05.2019

um 08:38 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am gestrigen Handelstag sind die Ölpreise leicht gesunken, nachdem die Kurse im bisherigen Wochenverlauf, entsprechend der Nachrichtenlage eine Berg- und Talfahrt hingelegt hatten. Nach deutlichen Preisrückgängen zum Wochenstart, legten die Ölpreise auf Dienstag kräftig zu um dann zur Wochenmitte wieder spürbar nachzugeben. Insgesamt sind die Ölpreise in den vergangenen Tagen nun leicht gesunken. So wurde die Nordsee-Ölsorte BRENT am Donnerstagmorgen mit 69,9 Dollar/Barrel knapp unter der 70-Dollar-Marke gehandelt und die US-Ölsorte WTI notierte bei 61,8 Dollar/Barrel.

Die Entwicklung der Ölpreise ist zurzeit stark von politischen Entscheidungen abhängig und wird von zwei gegenläufigen Faktoren bestimmt. Auf der einen Seite sorgt die die überraschende Eskalation im Handelsstreits zwischen den USA und China dafür, dass die Ölpreise unter Druck stehen und auf der anderen Seite hat die Verschärfung im Konflikt zwischen den USA und dem Iran das Potential die Ölpreise stark steigen zu lassen. Bisher blieb eine starke Preisreaktion auf beide Entwicklungen aus, denn auch für Börsenhändler ist die Situation unübersichtlich, weshalb man sich in Zurückhaltung übt.

Die plötzliche Kehrtwende im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, hat viele Investoren verunsichert, weil beide Konfliktparteien zuvor stets davon gesprochen hatten auf einem guten Weg zu sein und kurz vor einer Einigung zu stehen. Dementsprechend sorgte die jüngste Ankündigung der US-Regierung, die Strafzölle auf chinesische Importe nun doch erhöhen zu wollen, für einen Einbruch an den Aktienmärkten. Auch die Ölpreise wurden durch die jüngsten Entwicklungen belastet, weil riskante Anlagen wie Rohöl gemieden wurden und im Falle einer konjunkturellen Abkühlung mit einer schwächeren Ölnachfrage gerechnet werden muss.

Vor dem Beginn der heute anstehenden Gesprächsrunde warf US-Präsident Trump China vor, sich nicht an getroffene Vereinbarungen gehalten zu haben, weshalb man mit den Handelsgesprächen unzufrieden sei. Unklar bleibt zurzeit ob die schärfere Rhetorik nur ein Verhandlungsmittel ist um kurz vor dem Abschluss noch strittige Punkte in die eigene Richtung zu drücken oder ob die überraschende Eskalation auch mit dem Standpunkt Chinas zusammen hängen könnte, dass man trotz der US-Sanktionen weiterhin Erdöl aus dem Iran importieren will. Abgerissen ist der Gesprächsfaden zwischen China und den USA nicht, weshalb viele Händler gespannt auf das heutige Gesprächsergebnis warten.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Am Ölmarkt stehen dem preisdrückenden Handelsstreit aktuell einige Risiken auf der Angebotsseite gegenüber, welche die Ölpreise tendenziell stützen. Zu nennen ist hier aktuell vor allem der sich verschärfende Konflikt zwischen den USA und Iran, aber auch die anhaltende Förderkürzung des OPEC+ Verbundes und ungeplante Förderausfälle in Krisenländern wie Venezuela, Libyen oder dem Irak. Zudem bleibt Ungewiss, ob die OPEC einen Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren wird.

Nachdem die USA den politischen und wirtschaftlichen Druck auf den Iran massiv erhöht hatten und der iranische Präsident Ruhani einen Teilausstieg aus dem Atomabkommen bekannt gegeben hatte, stehen aktuell besonders die Entwicklungen im Iran im Fokus des Ölmarktes. Darüber hinaus hatte das islamische Land mehrfach damit gedroht, die für den Öltransport wichtige Seestraße von Hormuz zu blockieren. Daraufhin gab die US-Regierung bekannt, dass man einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in den Mittleren Osten verlegen werde.

Beinahe untergangenen sind bei der aktuellen Marktlage die neuen Daten vom US-Ölmarkt. Nachdem in der Vorwoche erstmals wieder klar preissenkende Impulse vom US-Ölmarkt gekommen waren, konnte diese Tendenz gestern nicht bestätigt werden. So meldete das US-Energieministerium einen leichten Rückgang der Ölförderung und zudem wurden in dieser Woche auch wieder sinkende US-Öllagerbestände bekannt gegeben, was als Zeichen für ein zu geringes Angebot angesehen werden kann und somit die Ölpreise tendenziell stützt. In Summe gingen die US-Öllager um 4,7 Mio. auf aktuell gut 818 Mio. Barrel zurück. Dabei verzeichneten die Rohöllager einen Rückgang von 4,0 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) sanken um 0,7 Mio. Barrel.

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