OPEC-Beschluss kann Ölpreise nicht stützen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.04.2020

um 10:52 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Wie in unser aller Leben ist die Corona-Pandemie auch am Ölmarkt das bestimmende Thema. Das weitestgehend zum Erliegen gekommene öffentliche und wirtschaftliche Handeln hat zu einem erheblichen Rückgang der globalen Ölnachfrage geführt und die Prognose für die Nachfrage im zweiten Quartal des laufenden Jahres sind sogar noch dramatischer. So gehen Analysten davon aus, dass die Ölnachfrage um weitere 15 Mio. Barrel am Tag sinken wird. Der Einbruch der Ölnachfrage, gepaart mit massiv fallenden Aktienmärkten und dem dadurch bedingten Rückzug von Finanzanlegern aus dem Ölmarkt, hat die Ölpreise in den vergangenen Wochen auf historische Tiefststände rauschen lassen.

Seit Jahresbeginn sind die Rohölpreise um 60% (BRENT) bis 70% (WTI, OPEC-Öl) gesunken. Nach einer kurzen Erholungsphase ist die Nordsee-Ölsorte BRENT am heutigen Mittwochmorgen mit 29,4 Dollar/Barrel wieder unter die 30-Dollar-Marke gefallen. Die US-Ölsorte WTI fiel zur Wochenmitte um weitere zehn Prozent auf aktuell 20,2 Dollar/Barrel und OPEC-Rohöl wurde im Mittel sogar nur noch für 19,7 Dollar/Barrel gehandelt. Und dies obwohl der OPEC + Verbund zum Wochenstart mit einer beispiellosen Förderkürzung auf die aktuelle Situation reagierte hatte. So werden im Mai und Juni die Mitglieder des Ölkartells und ihre Partner insgesamt täglich 9,7 Millionen Barrel (1,4 Milliarden Liter), weniger fördern. Dies entspricht in etwa 10% des weltweiten Ölbedarfs.

Doch trotz dieser historischen Einigung, der Tatsache, dass sich auch die USA an der Förderkürzung beteiligen und zuletzt überraschend positiven Handelsdaten aus China, konnte der Verfall der Ölpreise nicht gestoppt werden. Und auch in Zukunft erwarten Marktbeobachter weiterhin keine nachhaltige Erholung der Ölpreise, weil man sich weitestgehend einig ist, dass die massive Förderkürzung lediglich ein unausweichlicher Schritt war. Denn wer soll die aktuellen Fördermengen überhaupt noch abnehmen?

Der Verbrauch ist gering und auch die Öllager sind auf der ganzen Welt bereits sehr gut gefüllt. Letztlich erscheint der Schritt des Ölkartells daher nicht der „große Wurf“ sondern eher der „Tropfen auf dem heißen Stein“ zu sein, denn insgesamt rechnen Analysten damit, dass der Nachfrage-Einbruch durch die Corona-Krise in etwa zwei bis dreimal so hoch ausfallen wird, wie die beschlossene Förderreduzierung.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

 

Ein Indikator, der in den kommenden Wochen, vermutlich immer wieder herangezogen werden wird, um die Wirksamkeit der Förderkürzung bzw. die tatsächliche Ölnachfrage zu dokumentieren, wird der US-Öllagerbestand sein. Dieser wird transparent veröffentlicht und lässt Rückschlüsse auf das weltweite Geschehen zu, denn die USA sind nicht nur die größte Volkswirtschaft der Welt sondern auch der weltweit größte Ölförderer und einer der größten Ölverbraucher.

Steigende Öllager werden die Ölpreise weiter unter Druck setzen und davon muss man aktuell ausgehen. So meldete das US-Energieministerium am Mittwoch sogar den stärksten Wochenanstieg der US-Öllagerbestände, den es je gegeben hat. Dabei kletterten die Rohöllager um 19,2 Mio. Barrel und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) legten um 11,2 Mio. Barrel zu. Insgesamt verzeichneten die US-Öllager somit ein Plus von 30,4 Mio. Barrel und sind somit in nur vier Wochen um rund 10 Prozent auf aktuell 895 Mio. Barrel gestiegen. Das Rekordhoch liegt derzeit bei rund 950 Mio. Barrel.

Im Verlauf der Woche bestätigten auch die Internationale Energieagentur (IEA) und der Internationale Währungsfonds (IWF) die schlechten Aussichten für den Ölmarkt. So rechnet der IWF damit, dass die weltweite Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um rund drei Prozent zurückgehen wird. Damit hätte die Corona-Pandemie die schwerste globale Rezession seit fast hundert Jahren zur Folge. Die IEA geht zudem davon aus, dass der weltweite Ölverbrauch aktuell auf dem niedrigsten Stand seit rund 25 Jahren ist. Beides übt zusätzlichen Druck auf die Ölpreise aus und lässt für die Heizölpreise hierzulande nicht erwarten, dass wir in naher Zukunft preistreibende Impulse vom internationalen Ölmarkt sehen werden.

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