Ölsorten zogen unterschiedlich stark an | Aktuelle Ölmarkt-News vom 25.06.2018

um 08:49 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben am Freitag zunächst deutlich zugelegt, am Montagmorgen im frühen Handel ging es dann jedoch wieder nach unten. Dabei gab die Nordsee-Ölsorte BRENT kräftig nach, während die US-Ölsorte WTI nur leicht ins Minus rutschte. Unterm Strich verzeichnete die für Europa relevantere Leitsorte BRENT somit zwischen Freitag- und Montagmorgen einen leichten Anstieg von rund 0,4 $/b und notierte bei 74,2 Dollar/Barrel. Das amerikanische Leichtöl WTI kletterte hingegen um deutliche 2,2 $/b und wurde bei 68,4 Dollar/Barrel gehandelt.

Das mit Spannung erwartete Meeting der OPEC und anderer Ölförderländer brachte letztlich kaum neue Impulse für den Ölmarkt. Zwar beschlossen die 24 Ölförderländer, die seit gut eineinhalb Jahren das Angebot auf dem Weltölmarkt künstlich knapp halten, in den kommenden Wochen die Ölförderung zu erhöhen. Mit etwa einer Million Barrel pro Tag reicht die Erhöhung jedoch nicht aus um die Ölpreise spürbar unter Druck zu setzen, denn rund 60% des Anstieges entfallen lediglich auf den Ausgleich von zuvor ungeplanten Förderrückgänge innerhalb des Ölkartells.

Durch den Förderrückgang im krisengeschüttelten Venezuela, dem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte im Iran und anschlagsbedingten Förderausfällen bei anderen OPEC-Mitgliedern, hatte das Ölkartell zuletzt deutlich weniger Rohöl auf dem Weltmarkt angeboten als beschlossen war. Mit dem jetzigen Beschluss werden diese ungeplanten Förderausfälle innerhalb der OPEC kompensiert und durch die Anhebung der Ölförderung in Russland wird wohl ein leichtes Angebotsplus auf  den Ölmarkt kommen.

Insgesamt werden die Ölpreise durch die Entscheidung der OPEC jedoch nur stabilisiert anstatt einen Rückgang der Ölpreise auszulösen. Dies ist für die Heizölpreise und für die Benzinpreise an den Tankstellen jedoch weniger schlecht als es sich zunächst anhört, denn immerhin wird einem Anstieg der Ölpreise zunächst ein Riegel vorgeschoben. Vor allem Russland und Saudi-Arabien werden ihre Ölförderung anheben, was die beiden Ölriesen jedoch auch schon vor dem OPEC-Meeting getan hatten.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Erwartungsgemäß wird sich durch den OPEC-Beschluss die Angebotslage in Europa und Asien verbessern, was dementsprechend vor allem die Rohöl-Leitsorte BRENT fallen ließ. Auf die Ölpreise in den USA hat die Entscheidung weniger Einfluss, denn dort wird man mehr und mehr zum vollständigen Selbstversorger. Mit aktuell knapp elf Millionen Barrel pro Tag war die US-Ölförderung zuletzt wieder auf ein Rekordhoch geklettert. Die Ölbohraktivitäten und Öllagerbestände in den USA können jedoch seit einigen Woche eher als stabil bezeichnet werden.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, sowie der EU, Kanada hängt weiterhin wie ein Damokles-Schwert über der Weltwirtschaft und somit auch den Ölpreisen. Besonders die befürchtete Spirale von Strafzöllen und Gegenzöllen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hat das Potential die Ölpreise fallen zu lassen. Bisher reagierten die Ölnotierungen jedoch sehr viel weniger als die Aktienmärkte auf mögliche Risiken.

Insgesamt scheint der aktuelle Ölpreis von gut 70 Dollar/Barrel für alle Akteure angemessen zu sein. OPEC-Öl liegt ziemlich genau in dieser Größenordnung, BRENT steht leicht darüber und US-Öl kostet etwas weniger. Das zuvor vom Ölkartell angestrebten Preislevel von 60 $/b ist schon lange überwunden und der zwischenzeitliche Höchststand von 80 $/b wurde zumeist als übertrieben angesehen. Nun also die goldene Mitte von 70 $/b, ein Preislevel was uns zumindest noch im Sommer länger begleiten könnte. Im Herbst und Winter könnten sich die Ölpreise jedoch schon wieder nach oben bewegen.

Zurück