Ölsorte BRENT wieder unter 80-Dollar-Marke gefallen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 19.10.2018

um 08:42 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind in der zweiten Wochenhälfte spürbar gefallen und erholten sich auch zum Wochenausklang nur wenig. Dies führte dazu, dass die für Europa relevantere Rohölsorte BRENT im Wochenverlauf sogar wieder unter die 80 Dollar-Marke zurückfiel. Auch auf den heutigen Freitag war ein weitere Rückgang um 0,3 $/b zu verzeichnen, so dass die Nordsee-Ölsorte BRENT am Morgen bei 79,7 Dollar/Barrel gehandelt wurde. Die US-Ölsorte WTI fiel sogar um weitere 0,8 $/b und notierte am Freitagmorgen nur noch bei 69 Dollar/Barrel. Damit haben die Rohöl-Leitsorten nun bereits in zwei aufeinander folgenden Wochen nachgegeben und auch OPEC-Rohöl wurde mit rund 78 Dollar/Barrel zuletzt wieder klar unter der 80-Dollar-Marke angeboten.

Belastet werden die Ölpreise zurzeit vor allem durch die Entwicklungen an den Finanzmärkten. Der Einbruch der Aktienmärkte, der schwächere €urokurs und die gesunkenen Prognosen zum globalen Wirtschaftswachstum und der weltweiten Ölnachfrage, setzen die Ölpreise unter Druck. Dabei sorgen erneut der Handelskonflikt zwischen den USA und China, aber auch anziehende Leitzinsen in den USA, der Abzug von Kapital aus Schwellen- und Entwicklungsländern, ein hoher Schuldenstand und politische Unsicherheiten, für schlechte Konjunkturaussichten und somit auch fallende Ölpreise.

Hinzu kamen auch in dieser Woche wieder preisdrückende Meldungen vom US-Ölmarkt. Dort waren die offiziellen US-Öllagerbestände laut DOE um 3,5 Mio. Barrel und somit zum vierten Mal in Folge gestiegen. Mit aktuell gut 783 Mio. Barrel befinden sich die gesamten US-Öllager auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni dieses Jahres. Dabei sind zuletzt vor allem die Rohöllager deutlich gestiegen, während die Lagerbestände der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) gesunken sind.

Die aktuellen US-Öllagerdaten müssen lauf Marktbeobachtern jedoch mit Zurückhaltung interpretiert werden, denn einerseits spiegeln diese auch die Folgen des zuletzt über die USA hinweggezogenen Hurrikans Micheal wieder. Darüber hinaus haben die USA auch wieder mehr Öl importiert während die Ölförderung in den USA gesunken ist. Es ist daher zu früh um aus den Daten Rückschlüsse auf eine gute Angebotslage am Ölmarkt zu ziehen, dennoch wurden die Ölpreise im Wochenverlauf auch durch diese Zahlen weiter unter Druck gesetzt.

 

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Das vielleicht wichtigste Thema für die weitere Preisentwicklung am Weltölmarkt ist zurzeit in den Hintergrund gerückt, wird aber ab November vermutlich wieder stärker in den Fokus geraten. Denn ab November treten die US-Sanktionen gegen den iranischen Energiesektor in Kraft. Weiterhin könnte es in Folge der Sanktionen gegen das drittgrößte OPEC-Ölförderland zu Angebotsengpässe auf dem Weltölmarkt kommen. Zwischen April und Anfang Oktober sind die Ölexporte des Iran zwar schon von 2,5 auf 1,1 Mio. Barrel pro Tag gesunken, dennoch können weitere Rückgänge nicht ausgeschlossen werden. Zudem könnten sich, bei der aktuell knappen Angebotslage, Probleme in anderen, kriselnden Förderländern in Zukunft stärker preistreibend am Ölmarkt auswirken.

Wie immer, wenn das Angebot am Weltölmarkt knapp zu werden droht, schlägt die Stunde des Ölkartells OPEC und dabei nimmt vor allem OPEC-Leader Saudi-Arabien eine zentrale Rolle ein. Zuletzt hatte der saudische Kronprinz Ruhe in den Ölmarkt gebracht, in dem er bekräftigte, dass Saudi-Arabien in der Lage sei die Ölförderung wenn nötig um 1,3 Mio. Barrel pro Tag zu erhöhen, um weitere Ölexportausfälle des Iran zu kompensieren. Viele Händler bleiben jedoch skeptisch, ob die OPEC bei weiteren Angebotsausfällen schnell reagieren kann und will.

Erschwert wird die Situation zudem durch den zuletzt aufgekommenen Streit zwischen den USA und Saudi-Arabien. So fordern die USA eine Klärung im Fall eines jüngst in der Türkei verschwundenen Journalisten, der sich kritisch zum saudischen Regime geäußert und zuletzt in den USA gelebt hatte. Obwohl sich die Indizien einer Ermordung Khashoggis verhärten, hat sich US-Präsident Donald Trump noch nicht von seinem wichtigen Bündnispartner im Nahen Osten distanziert. Allerdings hat US-Finanzminister Mnuchin seine Teilnahme an einer großen Konferenz in Saudi-Arabien nun auch abgesagt. Bisher reagiert der Ölmarkt kaum auf den Konflikt, doch Anleger halten die Entwicklung im Streit zwischen Washington und Riad genau im Blick und werden die Ölpreise umgehend mit Risikoaufschlägen versehen, wenn es zu einer Eskalation kommen sollte.

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