Ölpreise ziehen zum Jahresende weiter an | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.12.2019

um 11:35 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

In der gesamten, zurückliegenden Handelswoche sind die Ölpreise kontinuierlich gestiegen. Auch auf den heutigen Freitag legte die Nordsee-Ölsorte BRENT um weitere 0,4 $/b zu und wurde am Morgen bei 66,7 Dollar/Barrel gehandelt. Abgesehen von einem kurzen Zwischenhoch von Mitte September befinden sich die europäische Rohölleitsorte somit auf einem 5-Monatshoch. Dies gilt auch für die US-Ölsorte WTI, die mit 61,2 Dollar/Barrel aktuell sogar auf einem sieben monatigen Höchststand notiert. OPEC-Rohöl wurde zum Wochenausklang bei rund 68 Dollar/Barrel verkauft.

Gestützt werden die Ölpreise zurzeit vor allem durch zwei Faktoren. Zum einen sorgt das Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China dafür, dass die Stimmung an den Börsen insgesamt spekulationsfreudiger geworden ist, wovon riskantere Anlagen wie Rohöl profitieren. Zudem hatte das Dauerthema Handelsstreit den globalen Ölmarkt in den vergangenen 17 Monaten stets belastet, weil immer weitere Zoll-Eskalationen die Prognosen für die Weltwirtschaft und die Ölnachfrage nach unten gedrückt hatten.

Immer wieder wurde im Handelsstreit zwar über mögliche Annäherungen spekuliert, doch diese relativierten zumeist nach kurzer Zeit. Auch die Marktteilnehmer haben die Spekulationen mit der Zeit besser einzuschätzen gewusst. Während in den ersten Wochen der Auseinandersetzung neue Mitteilungen teilweise noch zu massiven Preissprüngen geführt haben, blieben die Preisbewegungen aufgrund von Spekulationen in den letzten Monaten eher übersichtlich.

Auch jetzt ist das Teilabkommen noch nicht unterzeichnet, dennoch gehen Analysten zurzeit davon aus, dass es zur Unterschrift kommen wird, auch weil es zuletzt zu einer spürbaren Deeskalation zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen der Welt gekommen ist.

 

 

Der zweite preisstützende Faktor ist die zuletzt beschlossene Förderkürzung des OPEC+ Verbundes. Um die Ölpreise zu stützen hatte das Ölkartell OPEC zusammen mit Russland vor einigen Wochen eine Verschärfung der bereits bestehenden Förderkürzungen beschlossen. Auch wenn Analysten zurzeit nicht davon ausgehen, dass die Förderkürzung ausreicht um das global weiter steigende Ölangebot auszugleichen, so wird die OPEC-Entscheidung in einem spekulationsfreudigen Marktumfeld zurzeit gerne aufgegriffen.

Allerdings hatte kürzlich auch die Internationalen Energieagentur (IEA) darauf hingewiesen, dass die Förderkürzung des OPEC+ Verbundes wohl nicht ausreichen werde um den Weltölmarkt ins Gleichgewicht zu bringen. Weiterhin schätzt die IEA die Lage so ein, dass es ein Angebotsüberschuss geben wird, der vor allem auf das schneller steigende Ölangebot von Nicht-OPEC-Staaten, wie den USA, zurückzuführen sei.

Vom US-Ölmarkt waren in dieser Woche preisdrückende Impulse gekommen. Neben einer recht stabilen US-Ölförderung auf Rekordniveau, hatte das amerikanische Energieministerium erneut einen Anstieg der US-Öllagerbestände bekannt gegeben. Insgesamt war in der vergangenen Woche ein leichter Aufbau der Öllager in Höhe von 2,9 auf aktuell gut 809 Mio. Barrel zu verzeichnen. Dabei waren vor allem die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um 4,0 Mio. Barrel gestiegen, während die Rohöllager um 1,1 Mio. Barrel abgebaut wurden.

Zwischen den Feiertagen nehmen die Handelsumsätze am Ölmarkt stets ab, was dazu führen kann, dass es vor dem Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel zu stärkeren Kursausschlägen kommen kann. Heizölverbraucher sollte dies jedoch nicht beunruhigen, da sich diese Preisveränderungen zumeist als nicht nachhaltig herausstellen und somit auch die Heizölpreise in den ersten Wochen des neuen Jahres zumeist wieder bereinigt werden.

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