Ölpreise wieder knapp unter Jahreshoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.12.2017

um 09:27 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in der ersten Hälfte der vergangenen Woche überraschend deutlich ins Minus gedreht hatten und die Nordsee-Ölsorte BRENT zwischenzeitlich sogar auf den tiefsten Stand seit über einem Monat gefallen war, legten die Ölnotierungen im weiteren Wochenverlauf wieder kräftig zu. Die schnell einsetzende und deutliche Gegenbewegung zu den vorherigen Verlusten verdeutlicht, dass sich die Ölpreise zuvor auf einem Preislevel befunden haben, dass der derzeitigen Marktlage entspricht.

Besonders die europäische Leitsorte BRENT setzte den Anstieg von Donnerstag daher auch am Freitag fort und kletterte um weitere 1,2 Dollar/Barrel. Mit 63,3 $/b notierte BRENT am Montagmorgen somit nur noch rund einen Dollar unter dem aktuellen Jahreshöchststand. Der Anstieg der US-Ölsorte WTI fiel mit weiteren 0,7 $/b etwas leichter aus, so dass das amerikanische Leichtöl am Montagmorgen bei 57,3 Dollar/Barrel gehandelt wurde.

Bedingt durch die kräftigen Preisanstiege der vergangenen Monate und der Aussicht, dass die Ölförderung in den USA im kommenden Jahr steigen wird, haben die Ölpreise zurzeit nur wenig Potential nach oben. Zusätzlich zu dem jetzt höheren Niveau der Ölpreise, könnte auch die US-Steuerreform den dortigen Schieferölproduzenten Aufschwung geben. So will US-Präsident Trump die Körperschaftssteuer von 35 auf 20 Prozent senken, was die Ölförderung in den USA deutlich attraktiver machen wird.

Auf der anderen Seite sind die Ölpreise aber auch nach unten klar begrenzt, nachdem sich die Allianz aus 24 Ölförderländern, rund um die OPEC und Russland, dazu entschlossen hat, die bestehende Förderkürzung in Höhe von 1,8 Mio. Barrel pro Tag, bis Ende 2018 fortzusetzen. Zudem wird für das kommende Jahr eine anziehende Ölnachfrage erwartet.

 

Ölpreis an der Börse

 

Die guten Konjunkturaussichten in den Industrienationen und Schwellenländern könnten die globale Ölnachfrage im Jahr 2018 erstmals über 100 Mio. Barrel pro Tag stiegen lassen. China wird die USA dabei wohl als größter Ölimporteur der Welt ablösen. Bereits für den zurückliegenden November gab die chinesische Zollbehörde bekannt pro Tag rund 9 Mio. Barrel Rohöl importiert zu haben.

Vieles deutet daher zurzeit darauf hin, dass ein Ölpreis von 60 bis 65 Dollar/Barrel ein neues Gleichgewicht auf dem Weltölmarkt darstellen könnte. Zumindest scheint dieses Preislevel, nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, den Interessen aller wichtigen Akteure gerecht zu werden.

Die OPEC hat mit über 60 Dollar/Barrel ein Preisniveau erreicht, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können und die zuletzt stets unter enormen Preisruck arbeitende US-Schieferölindustrie kann wohl auch gut mit einem Ölpreis leben, der ein wenig Spielraum nach oben lässt. Die jüngsten Daten vom US-Ölmarkt zeigten bisher zumindest noch keine marktveränderten Entwicklungen.

Die US-Öllagerdaten befinden sich seit nunmehr sieben Wochen auf einem insgesamt recht stabil Level von rund 800 Mio. Barrel und auch die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher in den USA ist relativ konstant. Die US-Ölförderung liegt mit aktuell knapp 9,7 Mio. Barrel pro Tag zwar auf einem Rekordhoch und könnte schon bald die Marke von 10 Mio. Barrel übersteigen. Dies kann jedoch durch die weltweit steigende Ölnachfrage und die Förderkürzung der OPEC-Allianz ausgeglichen werden.

Aus fundamentaler Sicht könnten die Ölpreise daher eine stabile Seitwärtsbewegung einschlagen. Fraglich bleibt dabei nur wie Händler auf eine längere Phase ohne größere Preisbewegungen reagieren würden, denn eine Seitwärtsbewegung verspricht keine Gewinne, weshalb es aus Sicht von Börsenhändlern Sinn machen könnte Kontrakte abzustoßen und die ordentlichen Gewinne der letzten Monate mitzunehmen. Dies könnte die Ölpreise zwischenzeitlich fallen lassen.

Sollte sich die Nachrichtenlage jedoch nicht drastisch ändern, kann man sich in den kommenden Wochen und Monaten aber wohl auf eine Seitwärtsbewegung einstellen, die je nach Börsenstimmung mal mehr oder weniger volatil verlaufen wird.

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