Ölpreise wieder im Minus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 04.06.2018

um 08:46 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise sind am Freitag unter Druck geraten und haben auch am heutigen Montag im frühen Handel weiter nachgegeben. Insgesamt gab die Nordsee-Ölsorte BRENT um 1,1 $/b nach und wurde am Montagmorgen bei 76,4  Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI ging mit 1,3 $/b erneut kräftiger zurück und notierte am Morgen mit 65,7 Dollar/Barrel auf einem Acht-Wochen-Tief.

Der Preisunterschied zwischen den beiden Rohöl-Leitsorten BRENT und WTI liegt mit fast elf Dollar je Barrel aktuell auf einem Langzeithoch. Dies liegt vor allem an den zuletzt stärker gesunkenen WTI-Notierungen, die aufgrund eines lokalen Überangebots an der US-Golfküste unter Druck geraten waren. Zuletzt kam es zu Pipeline-Engpässen, so dass die in Texas stetig steigende Schieferölförderung nicht vollständig abtransportiert werden konnte.

Insgesamt kommt der US-Ölmarkt noch nicht so in Schwung wie dies von vielen Analysten bei den aktuellen Ölpreisen erwartet wurde. Seit acht Wochen halten sich die gesamten US-Öllagerbestände recht stabil zwischen 780 und 790 Mio. Barrel. Die Ölförderung in den USA klettert jedoch von einem Rekordhoch zum nächsten und liegt aktuell bei knapp 10,77 Mio. Barrel/Tag. Auch die US-Ölbohraktivitäten haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. So meldete der Ölfirmen-Ausrüster Baker Hughes am Freitag, dass die Zahl der aktiven Ölbohrlöcher in der vergangenen Woche mit 861 Förderanlagen auf den höchsten Stand seit März 2015 gestiegen war.

Für den stärksten Preisdruck hatte am Freitag jedoch die Nachricht gesorgt, dass Saudi-Arabien seine Rohölausfuhren im Mai auf ein Halbjahres-Hoch gesteigert hat. Damit ist der OPEC-Leader seiner Ankündigung nachgekommen und hat seine Ölexporte erhöht, genau wie dies direkt nach dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran bekannt gegeben wurden war. Die politische Gegenleistung für die harte Vorgehensweise der USA gegen den saudischen Erzrivalen Iran könnte somit bereits erfolgt sein. Ob es nach der am 22. Juni anstehende OPEC-Sitzung zu einer weiteren Erhöhung der Ölförderung des Kartells kommen wird, ist somit erst recht fraglich.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Zuletzt hatten Aussagen von OPEC-Leader Saudi-Arabien und Russlands zwar darauf hingedeutet, dass die Ölförderung in der zweiten Jahreshälfte steigen könnte. Die Frage ist nun aber, ob mit diesen Aussagen lediglich ein Ende der Übererfüllung der OPEC-Kürzungsquote gemeint war oder ob auch darüber hinaus gehende Maßnahmen ergriffen werden. Aktuell soll eine Steigerung der Ölproduktion um bis zu eine Million Barrel pro Tag im Raum stehen, was etwas mehr wäre als der Ausgleich der Übererfüllung und der unplanmäßigen Ölförderrückgänge in Venezuela und anderen Staaten.

Saudi-Arabien wird einen weiteren, preisdämpfenden Eingriff in die Ölpreisentwicklung wohl stark davon abhängig machen, ob es zu einem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte beim Erzrivalen Iran kommen wird. Dies scheint jedoch im Widerspruch zu den russischen Zielen zu stehen, so dass es schwer werden könnte eine gemeinsame Linie zu finden. Nachdem Saudi-Arabien seine Ölförderung bereits erhöht hat könnte auf dem OPEC-Meeting beschlossen werden, dass das Ölkartell seine Ölförderung nicht ausweitet, dafür aber das an der Förderkürzung beteiligt Nicht-OPEC-Mitglied Russland. Insgesamt rechnen Marktbeobachter jedoch weiterin nicht damit, dass es im Sommer zu einem deutlichen Rückgang der Ölpreise, durch eine übermäßige Ausweitung des Ölangebotes, kommen wird.

Im zweiten Anlauf wurde in Italien doch noch die eurokritische Regierung gebildet. Zunächst stabilisierte sich der €uro, denn selbst eine Regierung, die dem €uro kritisch gegenübersteht, wird an den Börsen wohl als besser angesehen als eine lange und unsichere Hängepartie mit Neuwahlen. Es bleibt abzuwarten ob die neue Regierung in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU noch für weitere Turbulenzen an den Aktien- und Devisenmärkten sorgen wird, die sich dann auch auf die Ölpreise auswirken werden.

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