Ölpreise wieder deutlich im Plus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 31.05.2018

um 08:34 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Ölpreise, Ölnotierungen, Ölförderung, Ölimport

Die Ölpreise haben am gestrigen Handelstag deutlich zugelegt. Besonders die Nordsee-Ölsorte BRENT stieg mit rund 2,0 $/b kräftig an und notierte am Donnerstagmorgen bei 77,2 Dollar/Barrel. Aber auch die US-Ölsorte WTI kletterte um spürbare 1,3 $/b und wurde am Morgen bei 68 Dollar/Barrel gehandelt. OPEC-Rohöl steht zurzeit bei rund 73 Dollar/Barrel.

Als Grund für den Preisanstieg wurde von Händlern eine befürchtete Eskalation in den Handelskonflikten zwischen den USA, der EU und China genannt. Allerdings hat ein Handelskonflikt zwischen den größten Wirtschaftsräumen der Welt eher das Potential die Ölpreise fallen zu lassen, weil sich durch diesen die globale Konjunktur eintrüben und die Nachfrage nach Rohöl zurückgehen würde. Der Grund für den Preisanstge scheint daher eher darin zu liegen, dass Börsenhändler den jüngsten Preisrückgang genutzt haben um auf dem niedrigeren Preislevel wieder mit Wetten auf einen Ölpreisanstieg einzusteigen.

Gestützt wurden die Ölpreise zudem dadurch, dass sich die Lage an den Finanzmärkten gestern insgesamt beruhigt hatte, nachdem aus Italien positive Impulse gekommen waren. Zuvor hatte die Regierungskrise in der drittgrößten Volkswirtschaft in der EU für Turbulenzen an den Aktienmärkten gesorgt und auch die Ölpreise belastet. Zudem war der €uro in der Folge auf ein 10-Monats-Tief gefallen, konnte sich jedoch gestern auch etwas erholen und stand am Donnerstagmorgen bei 1,168 Dollar/€uro.

In den schwelenden Handelskonflikten zwischen den USA und der EU sowie China geht US-Präsident Trump weiter auf Konfrontationskurs. In einem Krisengespräch zwischen der EU-Handelskommissarin und dem US-Handelsminister konnte keine Lösung gefunden werden, so dass allgemein erwartet wird, dass die EU nicht mehr von den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen wird und daher Gegenmaßnahmen ergreifen wird. Auch in Bezug auf China will Trump an seinen Plänen von milliardenschweren Strafzöllen festhalten, obwohl es zuletzt nach Entspannung ausgesehen hatte. Welche Auswirkungen der wohl kommende Handelskonflikt auf den Ölmarkt haben wird, bleibt abzuwarten.

 



Dominiert wird das Geschehen am Ölmarkt weiterhin durch die Frage ob die OPEC und Russland ihre aktuellen Förderobergrenzen anheben werden um das Angebot auf dem Weltölmarkt zu erhöhen und somit die Ölpreise in Schach zu halten. Zuletzt hatten Aussagen von OPEC-Leader Saudi-Arabien und Russland darauf hingedeutet, dass die Ölförderung in der zweiten Jahreshälfte steigen könnte.

Besonders für Saudi-Arabien, das die Hauptlast der Förderkürzungen trägt und seine Ölförderung zudem schnell und umfangreich hochfahren kann, wäre ein solcher Schritt wirtschaftlich und politisch sinnvoll, denn neben steigende Staatseinnahmen kann das Land auch seinen Erzrivale Iran schwächen. So hatte Saudi-Arabien bereits direkt nach dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran angekündigt einen möglichen Rückgang der iranischen Ölexporte kompensieren zu wollen.

Ob es bei der nächsten OPEC-Sitzung am 22. Juni jedoch tatsächlich zu einem Beschluss zur Lockerung der aktuellen Förderobergrenzen kommt ist noch fraglich. Im April wurde die Förderkürzung deutlich übererfüllt, so dass zunächst lediglich die unplanmäßigen Ölförderrückgänge in Staaten wie Venezuela ausgeglichen werden könnten. Zudem wird Saudi-Arabien einen preisdämpfenden Eingriff in die Ölpreisentwicklung wohl davon abhängig machen, ob es zu einem sanktionsbedingten Rückgang der Ölexporte beim Erzrivalen Iran kommen wird.

Insgesamt rechnen Marktbeobachter damit, dass das Ölkartell die Preise auf dem jetzigen Niveau stabilisieren wird, aber wohl keinen deutlichen Rückgang der Ölpreise, durch eine übermäßige Ausweitung des Ölangebotes, riskieren will. So wies der saudische Energieminister bereits darauf hin, dass eine Lockerung der Förderobergrenzen nur gering ausfallen könne, um einen Marktschock zu vermeiden und Investitionen in neue Ölförderprojekte nicht zu gefährden. Zurzeit soll eine Steigerung der Ölproduktion um bis zu eine Million Barrel pro Tag im Raum stehen.

Mit einem Tag Verspätung richten sich die Blicke der Händler heute in Richtung USA, wo am Abend die aktuellen Daten vom dortigen Ölmarkt bekannt gegeben werden. Zuletzt hat die Bedeutung des US-Ölmarkt für die Preisfindung am Ölmarkt allerdings abgenommen. Zu langsam nimmt die US-Schieferölindustrie bei den zurzeit vergleichsweise hohen Ölpreisen an Fahrt auf, obwohl zuvor stets davon gesprochen wurde wie schnell und umfangreich die Schieferölförderung in den USA wachsen würde sobald die Ölpreise über 60 Dollar/Barrel steigen würden.

Zurück