Ölpreise werden von Virusangst belastet | Aktuelle Ölmarkt-News vom 24.01.2020

um 10:44 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zu Beginn der Woche haben Meldungen von Ereignissen in gleich zwei OPEC – Staaten noch zu deutlich steigenden Notierungen geführt. So kam es zur Schließung einer wichtigen Pipeline in Libyen, die das größte Ölfeld des Landes mit Verladeanlagen am Mittelmeer verbindet. Darüber hinaus sorgte die Meldung über eine zwischenzeitliche Förderungs- unterbrechung auf einem iranischen Ölfeld für nervöse Stimmung am Ölmarkt. Auch wenn es im Kräftemessen zwischen dem Iran und den USA zuletzt keine neuen Meldungen gab, kann von einer vollumfänglichen Entwarnung keine Rede sein.

Seit unseren letzten Rohölpreise – News haben die Notierungen die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen und sind bis gestern kontinuierlich gesunken. Im Wochenverlauf hatten Meldungen über die Ausbreitung des "Coronavirus“ in China einen preisdrückenden Effekt, der die Kurse der beiden Rohölsorten seit Montag um mehr als fünf Prozent hat sinken lassen. Während die Nordsee-Ölsorte BRENT um deutliche 3,4 $/b auf 62,2 Dollar/Barrel fiel, sind die Preisrückgänge bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit 3,5 $/b auf 55,8 Dollar/Barrel sogar noch kräftiger. Der leichte Preisanstieg von 0,2 Dollar/Barrel von gestern zu heute ist auf Wochensicht dementsprechend kaum beachtenswert.

An den internationalen Finanzmärkten und dementsprechend auch am Ölmarkt, verstärkt die rasante Ausbreitung des „Coronavirus“ die Sorgen vor den Folgen der neuen Lungenkrankheit. Speziell am asiatischen Finanzmarkt kam es in den letzten Tagen zu kräftigen Kursverlusten, sodass auch der Ölpreis mit nach unten gezogen wurde. Am Ölmarkt steigt aktuell die Sorge, dass die weitere Ausbreitung des Virus den Handel im asiatischen Raum kurz- bis mittelfristig belastet und daraus weiter fallende Ölpreise resultieren könnten.

Die chinesische Regierung hat inzwischen massive Maßnahmen gegen eine weitere Verbreitung des Virus ergriffen. Nachdem festgestellt wurde, dass die Lungenkrankheit ihren Ursprung auf einem Lebensmittelmarkt in der Stadt Wuhan hatte, wurde die Millionenmetropole praktisch abgeriegelt. Hierfür wurden in Wuhan seit gestern Morgen sämtliche Züge, Fähren, Fernzüge und auch Flüge gestoppt.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Da trotz der umfangreichen Maßnahmen die Zahl der Infektionen auf über 900 gestiegen ist und inzwischen auch 26 Menschen an den Folgen der Lungenkrankheiten gestorben sind, wurden die Maßnahmen nochmals verstärkt. So wurde in den Städten Tianmen und Yichang, mit 1,7 bzw. vier Millionen Einwohnern, sowie mehreren weiteren Millionenstädten, ebenfalls der öffentliche Nahverkehr zum Erliegen gebracht. Durch die Ausdehnung der Sicherheitsmaßnahmen sind aktuell bereits mehr als 43 Millionen Menschen von der Isolierung betroffen. Die chinesische Regierung will mit diesen drastischen Mitteln die weitere Ausbreitung verhindern.

Aufgrund eines nationalen Feiertages am Montag dieser Woche, hat die amerikanische Energiebehörde (EIA) den wöchentlichen Bericht zur Entwicklung der US-Rohölbestände mit einem Tag Verzögerung erst gestern veröffentlicht. Während Analysten vor der Veröffentlichung noch von deutlich steigenden Beständen ausgegangen sind, kam es entgegen der Prognosen zu sinkenden Vorräten. Die Meldung über die rückläufigen Rohölbestände ist vor allem überraschend, da laut Energiebehörde zuletzt eine neue rekordhohe Ölproduktion erzielt werden konnte.

Trotz der aktuellen Zunahme von marktrelevanten Meldungen, muss weiterhin von einem impulsarmen Handel an den internationalen Finanzmärkten gesprochen werden. Dennoch muss festgehalten werden, dass die Mischung aus anhaltender Nachfrageschwäche, einem unerwartet kräftigen Anstieg der US-Lagerbestände in den letzten Wochen, sowie einer noch nicht abzuschätzenden Auswirkung des „Coronavirus“ auf die Rohölnachfrage, zu den kräftigen Kursverlusten bei den Rohölpreisen geführt hat. Von der preisstützenden Wirkung einzelner Meldungen von Anfang der Woche, ist im aktuellen Handel nicht mehr viel zu spüren. Aktuell führen die preisdrückenden Meldungen am Ölmarkt dazu, dass kurzfristig nicht von einer Stabilisation der Rohölpreise ausgegangen werden kann.

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