Ölpreise weiterhin in Nähe der Talsohle | Aktuelle Ölmarkt-News vom 07.02.2020

um 12:04 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nach den teils massiven Preisbewegungen im zurückliegenden Januar, waren die Schwankungen der Rohölpreise in den letzten beiden Januarwochen vergleichsweise übersichtlich. So bewegten sich die Preise beider Rohölsorten in diesem Zeitraum nur in einem Preiskanal von maximal 1,3 Dollar/Barrel. Zu Beginn der aktuellen Woche folgte ein Preisrutsch, der mit weiteren Preisrückgängen bis Mittwochnachmittag fortgesetzt wurde und die ohnehin vorhanden Kursverluste der Vorwochen nochmals verstärkte.

Die über vier Wochen anhaltende Abwärtsbewegung konnte erst gestern durch eine überfällige Gegenbewegung gestoppt werden. So kam es am Donnerstagmorgen zu einem Preissprung von rund vier Prozent bei beiden Rohölsorten, der die Kursverluste der vorherigen drei Tage vollumfänglich ausglich. Die gestrige Aufwärtsbewegung hatte jedoch nur eine kurze Haltbarkeit, sodass beide Rohölpreise zum heutigen Wochenausklang um rund 0,3 Dollar/Barrel sanken. So notierte die US-Sorte WTI am Mittag bei 50,6 $/b und die Nordsee-Sorte BRENT sank auf 54,7 $/b.

Bei der rückblickenden Betrachtung der Rohölpreis – Entwicklung konnte unsere Redaktion in den letzten 14 Tagen ungewöhnliche Parallelen feststellen. So entspricht die Preisentwicklung der zurückliegenden Woche ziemlich genau der Entwicklung der Vorwoche. Nach kräftigen Verlusten zum jeweiligen Wochenbeginn, folgte bis zur Mitte der Woche eine Stabilisierung mit deutlichen Preissteigerungen und einer Stagnation zum Wochenausklang. Die Rohölpreise steuern somit aktuell auf den fünften Wochenverlust in Folge zu.

Auch wenn die Berichterstattung bzgl. des „Coronavirus“ zuletzt merklich nachgelassen hat, bleibt die rasante Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit und die Sorge vor den wirtschaftlichen Konsequenzen weiterhin am Ölmarkt präsent. Nach der aus der Thematik resultierenden Abwärtsbewegung der Rohölpreise in den letzten Wochen, folgte gestern erstmals positive Nachrichten, da aktuell die Hoffnung auf die zeitnahe Einführung eines Medikaments gegen das „Coronavirus“ besteht. Auch wenn heute ein Teil der gestrigen Kursgewinne von mehr als vier Prozent wieder abgegeben wurde, ist am Markt eine verbesserte Stimmung spürbar.



Neben der weiterhin preisdrückenden Wirkung des Virus‘ und der Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen, führen weitere Faktoren zu den aktuellen Kurverlusten. So litten die Notierungen jüngst unter den enttäuschenden Daten zur Industrieproduktion aus Frankreich, Spanien und auch Deutschland. Die konjunkturellen Schwächesignale haben die Befürchtungen vor einer weltweit rückläufigen Ölnachfrage nochmals verstärkt.

Mit Spannung blickten viele Marktteilnehmen zur Wochenmitte in Richtung Wien. Bei einem ursprünglich auf zwei Tage angesetztes Treffen einer Expertengruppe der Opec+ - Vereinigung, berieten sich die Fachleute wie auf die deutlichen Preisrückgänge der letzten Wochen am besten zu reagieren ist. Nachdem das Treffen auf einen dritten Tag verlängert wurde, lautet die Empfehlung der Experten die Produktionsmenge um weitere 0,6 Mio. Barrel pro Tag zu kürzen, um so auf die aus dem Coronavirus resultierende gesunkene Nachfrage zu reagieren.

Doch bereits kurz nach der Bekanntgabe der Empfehlung  wurde die unterschiedliche Haltung von zwei „Schwergewichten“ des Kartells deutlich. Während Saudi-Arabien wollwollend auf die Empfehlung der Expertengruppe reagiert und ebenfalls eine Kürzung befürwortet, hielten sich Vertreter Russlands zurück und äußerten sich bisher nicht zu dem Vorschlag. Auch wenn eine Antwort der russischen Seite noch aussteht, wird von vielen Marktteilnehmern davon ausgegangen, dass sich Russland gegen eine Fördermengenkürzung aussprechen wird.

Auch wenn es an einzelnen Tagen in den zurückliegenden beiden Wochen zu teils kräftigen Aufwärtsbewegungen kam, überwiegen weiterhin die preisdrückenden Faktoren am Ölmarkt. Speziell die Sorge vor den weiterhin nicht abzuschätzenden Folgen des „Coronavirus“ für die Weltwirtschaft, sorgt für eine „gedämpfte“ Stimmung an den Finanzmärkten. Auch wenn eine Entscheidung zur kurzfristigen Fördermengenanpassung des OPEC-Kartells aussteht, kann aktuell noch nicht garantiert werden, dass der erhoffte preisstabilisierende Effekt mittel- bis langfristig anhalten wird. Bei der Prognose über die weitere Entwicklung der Notierungen ist die aktuelle Zurückhaltung verständlich.

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