Ölpreise weiter im Seitwärtstrend | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.07.2020

um 11:01 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Zum Wochenstart blieben starke Impulse aus, sodass die Rohölpreise mit leichten Abschlägen in die neue Woche starteten, diese jedoch im Laufe des gestrigen Handelstages ausgeglichen werden konnten. Wie auch schon in der Vorwoche stehen sich am Ölmarkt gegenläufige Kräfte gegenüber, die aktuell verhindern, dass die Erholungstour der letzten Wochen und Monate fortgesetzt werden kann. Auch wenn aktuell durchaus täglich mehrere marktrelevante Meldungen auftauchen, gleichen sich die Effekte gegenseitig aus, sodass sich keine eindeutige Richtung ablesen lässt.

Und auch am Dienstagmorgen treten die Rohölpreise aufgrund von fehlenden Impulsen auf der Stelle und bewegen sich kaum. Im frühen Handel notiert die für Europa relevante Rohölsorte BRENT bei 43,4 $/b und die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 40,9 $/b. Beide Rohölsorten sind somit seit gestern zunächst um weniger als 0,1 Dollar/Barrel gestiegen, wobei am Ölmarkt bereits jetzt abzulesen ist, dass die Preissteigerungen im Vormittagshandel weiter ausgebaut werden könnten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Aufwärtsdrang anhält, da auch eine kurzfristige Gegenbewegung mit sinkenden Rohölpreisen aktuell nicht auszuschließen ist.

Auch wenn sich die Notierungen in den letzten zwei Wochen nur innerhalb eines äußerst schmalen Preiskorridors von maximal 1,6 Dollar/Barrel auf und ab bewegten, konnte sowohl die Sorte BRENT, als auch die amerikanische Sorte WTI ihr hohes Niveau halten und kletterten zuletzt immer wieder in die unmittelbare Nähe eines neuen Langzeithochs. Die Höchststände erreichten beide Rohölsorten vergangene Woche Mittwoch bzw. Donnerstag im frühen Handel. Beeinflusst wurde das Hoch von gleich mehreren preisstützenden Meldungen, deren Einflüsse jedoch bereits kurz darauf wieder nachgelassen haben.

Zum einen hat die seitens des Opec+ Verbundes letzte Woche Mittwoch bestätigte Erhöhung der Fördermengen ab Anfang August für einen stützenden Impuls gesorgt. Dem voraus ging eine Anpassung der Fördermengenpolitik Anfang Mai. Nachdem der Rohölpreise bis Ende April nahezu konstant gefallen sind, haben sich die Mitgliedsstaaten des Verbundes auf eine massive Mengendrosselung von zehn Mio. Barrel pro Tag geeinigt, um den regelrechten Verfall der Notierungen zu stoppen. Da es seitdem zu einer Erholungstour der Rohölpreise gekommen ist, kann die Maßnahme des Opec+ Verbundes als erfolgreich bezeichnet werden.

Auch wenn die Mengenerhöhung im August mit zwei Mio. Barrel pro Tag gedeckelt wurde und die vorherige Drosselung um rund 20 Prozent angepasst wurde, wird der Schritt seitens vieler Marktteilnehmer angesichts der weiterhin schwachen globalen Rohölnachfrage als zu früh eingeschätzt. Da die Mengenanpassung bereits vor der offiziellen Ankündigung der Opec erwartet wurde und das Plus geringer ausfällt als zuvor angenommen, wurde der Impuls auch vergleichsweise schnell eingepreist und hatte zum gestrigen Start in die neue Woche nur noch einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Entwicklung der Notierungen.

Neben der Produktionsanpassung des Opec+ Verbundes hat letzte Woche Donnerstag auch die Entwicklung der US-Lagerbestände zu den Höchstständen der beiden Rohölpreise geführt. Während die amerikanischen Lagerbestände in den letzten Monaten fast ununterbrochen anstiegen und Mitte Juni ein neues Rekordniveau erreichten, sind die Rohölbestände letzte Woche unerwartet deutlich um 7,5 Mio. Barrel gesunken. Mit den Daten der API wird bereits heute Abend ein erster Richtwert für die aktuelle Entwicklung erwartet. Auch wenn eine weitere Reduzierung nicht ausgeschlossen werden kann, so wird ein vergleichbares Minus zu letzter Woche als unwahrscheinlich eingeschätzt.

Belastet werden die Notierungen aktuell in erster Linie von der Entwicklung der Corona-Pandemie in Nord- und Südamerika. Darüber hinaus hat sich im Vergleich zu letzter Woche auch die Situation in einigen europäischen Ländern verschlechtert, wobei die Vereinigten Staaten weiterhin als „Hotspot“ bezeichnet werden müssen. Innerhalb der USA herrschen jedoch sowohl in Bezug auf die genannte Todesrate, als auch auf die steigenden Neuinfektionszahlen große Unterschiede zwischen den Bundesstaaten. Wie dramatisch die Lage in den USA ist, zeigen die jüngsten Zahlen. Alleine letzte Woche Mittwoch wurden mehr als 67.000 positive Corona-Test bestätigt.

Die von uns zuvor beschriebenen Meldungen stellen nur einen Ausschnitt aus den aktuell marktrelevanten Nachrichten dar. Anhand dessen wird nochmals deutlich, aus welchem Grund wir in der jüngeren Vergangenheit die Ruhe am Ölmarkt als „trügerisch“ eingeschätzt haben. Angesichts der sich wieder zuspitzenden Corona-Situation in immer mehr Ländern, wird aktuell befürchtet, dass die zuletzt preistreibenden Effekte bald nicht mehr ausreichen könnten, um den Markt mittelfristig zu stabilisieren. Eine kurzfristige Gegenbewegung mit wieder deutlich sinkenden Rohölpreisen kann aufgrund der aktuellen Marktlage nicht mehr ausgeschlossen werden.

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