Ölpreise weiter auf Stabilisierungskurs | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.09.2019

um 09:55 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am Ölmarkt ist auch nachdem fast 14 Tage verstrichen sind, weiterhin der Angriff auf die größte Raffinerie in Saudi-Arabien und die daraus resultierenden Folgen, das beherrschende Thema mit dem größten Einfluss. Nach dem, in einer vergleichbaren Höhe, fast beispielslosen Preissprung von zwischenzeitlich mehr als 20 Prozent, sind die Ölnotierungen anhaltend auf Stabilisierungskurs. Zwar sind bereits zu Beginn letzter Woche Montag bereits die Hälfte der Preissteigerung wieder abgegeben worden, doch das deutliche Plus hat dem Ölmarkt einen „Schock“ verpasst, von dem er sich bis jetzt erholen muss.

Ein maßgeblicher Grund für den massiven Preisanstieg, ist auf die von den Marktteilnehmern nach den Anschlägen, befürchtete langwierige Produktionsminderung zurückzuführen. Ein längerer Zeitraum mit Produktionsrückgängen hätte aus Sicht der Marktteilnehmer kurz- bis mittelfristig zu einer Unterversorgung des Marktes führen können. Somit wurden die Ölnotierungen mit zusätzlichen „Risiko – Aufschlägen“ am Ölmarkt gehandelt.

Nachdem Saudi-Arabien bereits Ende letzter Woche von einer vollständigen Reparatur bis Ende September gesprochen hat, wurde die Zielsetzung als unrealistisch eingeschätzt und die Euphorie blieb zunächst übersichtlich. Zuletzt wurde am Ölmarkt jedoch verstärkt darüber spekuliert, dass die Reparatur der Raffinerie bereits zeitnah, und somit deutlich schneller als erwartet abgeschlossenen sein könnte. Somit könnten die zwischenzeitlichen Produktionsrückgänge innerhalb eines äußerst kurzen Zeitraumes wieder vollständig kompensiert werden.

Die Ölnotierungen sind auch heute im frühen Handel wieder der vorherigen Bewegung gefolgt und haben weiter nachgegeben. Bei der für Europa relevante Sorte Brent notiert der Preis für ein Barrel (159 Liter) bei 62,3 $/b und somit rund 0,5 Dollar/Barrel niedriger als am Donnerstag. Der Preisrückgang bei der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) ist mit rund 0,2 Dollar/Barrel auf 58,0 $/b im Vergleich um rund die Hälfte geringer. Beide Rohölsorten sind somit bereits den fünften Tag in Folge gefallen, sodass auch weiterhin von einer anhaltenden Korrekturbewegung gesprochen werden kann.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Obwohl die Lage im Nahen Osten weiterhin als angespannt beschrieben werden muss, kann aktuell von ein wenig Beruhigung gesprochen werden. Die Schuldzuweisungen im Konflikt zwischen den USA und Saudi-Arabien auf der einen Seiten, sowie dem Iran auf der anderen Seite, halten auch nach fast zwei Wochen weiterhin an. Eine zeitnahe Klärung der Umstände ist unwahrscheinlich und die daraus möglicherweise resultierenden Konsequenzen schwer einschätzbar. Der „Worst Case“ anhand der Möglichkeit eines Kriegsausbuchs, ist nach dem Kräftemessen der letzten beiden Wochen weiterhin nicht ausgeschlossen.

Anhand der Ausführlichkeit der bereits mehrmals beschriebenen Umstände und Auswirkungen bezüglich des Themas „Drohnen-Angriff“, wird die Relevanz am Ölmarkt deutlich. Neben der voraussichtlich schnellen Wiederherstellung der Förderanlagen in Saudi-Arabien, wird auch weiterhin die Entwicklungen am Devisenmarkt von uns im Augen behalten. So musste der Euro im Vergleich zum US-Dollar weitere Verluste hinnehmen und der aktuelle Kurs von 1,0922 notiert somit auf einem Niveau, dass zuletzt im Mai 2017 zu verzeichnen war.

Die anhaltende Abwärtsbewegung in den letzten Tagen hat dazu geführt, dass die Preise der beiden Rohölsorten auf dem Weg sind, zeitnah wieder die Preise von vor dem Drohnen-Attentat zu erreichen. Es fällt weiterhin schwer einzuschätzen, ob die kurzfristige Abwärtsbewegung bereits in einen Trend übergegangen ist, der auch mittelfristig für sinkende Ölnotierungen sorgt, oder ob es sich weiterhin „nur“ um einen Teil der Gegenbewegung auf den Preissprung von letzter Woche handelt.

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