Ölpreise vor OPEC-Meeting stabil | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.11.2017

um 08:09 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Wie bereits schon am Montag haben sich die Ölpreise auch am gestrigen Dienstag unterschiedlich entwickelt. So gab die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT auf Mittwoch um 0,7 $/b nach und stand am Morgen bei 63,2 Dollar/Barrel. Die US-Ölsorte WTI wurde am Mittwochmorgen hingegen unverändert bei 57,7 Dollar/Barrel gehandelt.

In den Tagen zuvor hatte sich WTI deutlicher bewegt als BRENT, weil das amerikanische Leichtöl zunächst durch den Ausfall der Öllieferungen aus der Keystone-Ölpipeline gestützt wurde. In dieser Woche wurde die Preiserhöhung dann jedoch wieder zurückgenommen, weil das entstandene Leck in der Pipeline, die von den Ölsandfelder im kanadischen Alberta zu den US-Raffinerien im Mittleren Westen führt, wieder geschlossen wurde. Damit kann der Betrieb bald wieder vollständig aufgenommen werden und das Rohöl-Angebot in den USA normalisiert sich wieder.

Aufgrund des Ausfalls der Keystone-Pipeline hatten Analysten erwarten, dass bei den heute zur Veröffentlichung anstehenden, offiziellen US-Öllagerbestandsdaten ein Rückgang zu verzeichnen sein wird. Gestern Abend hatte das American Petroleum Institute (API) auf Basis seiner Zahlen jedoch einen Anstieg der US-Öllager in Aussicht gestellt. Dies übte leichten Druck auf die Ölpreise aus, allerdings warten die meisten Händler auf die Impulse, die von den heutigen Zahlen des US-Energieministeriums ausgehen.

Das beherrschende Thema am Ölmarkt bleibt aber weiterhin das am Donnerstag stattfindende OPEC-Meeting. Die Erwartungen am Markt sind groß, dass die OPEC bereits in dieser Woche bekannt gibt, dass die aktuell laufende Förderkürzung bis Ende 2018 verlängert wird. Nachdem sich Russland zunächst geweigert hatte schon in diesem Jahr eine Zusage zu geben, kamen aus Moskau zuletzt zustimmende Äußerungen.

Ölpreis an der Börse

 

Das Ölkartell soll sich mit dem wichtigen Nicht-OPEC-Förderland Russland bereits auf Grundzüge einer Verlängerung der Förderbegrenzung bis Ende 2018 geeinigt haben. Bis Ende der Woche müssen nun noch die Details der neuen Vereinbarung ausgearbeitet werden. Sollte dies gelingen, so steht einem Beschluss zur Verlängerung der aktuellen Förderobergrenzen, bereits auf dem anstehenden OPEC-Meeting nichts im Wege.

Auch wenn man der US-Schieferölindustrie damit eine hohe Planungssicherheit für den Ausbau der Ölförderung gibt, so ist eine Beibehaltung der bestehenden Förderobergrenzen für die OPEC und Russland sinnvoll. So macht sich die vor ziemlich genau einem Jahr beschlossene Förderreduzierung erst jetzt bemerkbar. Erst in diesem Monat hat das Ölkartell das angestrebte Ziel erreicht, den OPEC-Basketpreis, der aktuell bei gut 61 Dollar/Barrel liegt, stabil über die 60-Dollar-Marke zu heben. Ein Ende der laufenden Förderkürzung würde wieder zu deutlich fallenden Ölpreisen führen und die Anstrengungen des vergangenen Jahres wären für das Ölkartell und Russland umsonst gewesen.

Daher bleibt die wahrscheinlichste Entwicklung in den kommenden Monaten, dass die OPEC-Allianz ihre Förderkürzung beibehalten wird und die US-Schieferölindustrie auf die höheren Ölpreise mit einem Anstieg der Ölförderung reagieren wird. Dadurch werden die Ölpreise nach oben gedeckelt und der US-Ölmarkt wird seiner neue preisregulierende Rolle auf dem Weltölmarkt gerecht, die er in den letzten Jahren durch die Schieferölförderung eingenommen hat.

Gleichzeitig haben jedoch auch die OPEC und Russland ihr Ziel erreicht, die Ölpreise auf ein Level zu heben, mit dem die meisten Kartellmitglieder auskommen können. Damit könnte das aktuelle Preisniveau am Ölmarkt eines sein, an das man sich im Jahr 2018 gewöhnen könnte. Nach einigen unruhigen Jahren am Weltölmarkt, in denen sich die preisbestimmenden Ölförderländer auf den Schieferöl-Boom in Nordamerika einstellen mussten, wäre ein Ölpreis von 60 bis 65 Dollar/Barrel zumindest einer, der den Interessen aller Beteiligten gerecht werden und somit ein neues Gleichgewicht darstellen könnte.

Am Devisenmarkt gab der €uro gestern einen Teil seiner jüngsten Gewinne gegen die Ölwährung Dollar ab, notierte jedoch mit 1,186 Dollar/€uro am Mittwochmorgen weiterhin auf einem der höchsten Stände der zurückliegenden zwei Monate.

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