Ölpreise vor erneutem Anstieg? | Aktuelle Ölmarkt-News vom 12.03.2019

um 10:26 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Stillstand ist an den Börsen ein nicht gerne gesehener Zustand, weshalb sich die Kurse auch am Ölmarkt nach einer Phase mit stabilen Preisen zumeist spürbar nach oben oder unten bewegen. Zurzeit stehen die Vorzeichen für den Ölmarkt eher auf Preisanstieg. Zwar werden die Ölpreise weiterhin durch Konjunktursorgen belastet, doch zunehmend rückt das sinkende Angebot in den Fokus. Auch weil die Prognosen für die Nachfrage keinen Rückgang der selbigen zeigen, sondern lediglich ein schwächeres Wachstum.

Der Nachrichtenlage entsprechend legten die Ölpreise zum Wochenbeginn zu und bauten ihre Gewinne auch am Dienstagvormittag weiter aus. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT auf den heutigen Dienstag um 0,7 $/b und wurde am Morgen bei 66,7 Dollar/Barrel gehandelt. Auch die US-Ölsorte WTI legte um 0,6 $/b zu und notierte am Dienstagmorgen bei 56,9 Dollar/Barrel.

Die Preisentwicklung am Weltölmarkt befindet sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen einem sinkenden Angebot und einem hinter den Erwartungen bleibenden Nachfrageanstieg. Nachdem in der Vorwoche die deutliche Abkühlung der Weltkonjunktur und somit die Nachfrageseite dominiert hatte, rückte zum Start der neuen Handelswoche wieder die Angebotsseite in den Fokus.

Zuvor hatten schwache Konjunkturdaten aus China die Ölpreise belastet. So wird die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr wohl das schwächste Wachstum seit fast 30 Jahren erleben. Auch jetzt schon gingen die Exporte des Landes so stark zurück wie seit drei Jahren nicht mehr und die Importe waren ebenfalls rückläufig. Zudem verstärkten die Arbeitsmarktdaten aus den USA die Konjunktursorgen und auch der bevorstehende Brexit trägt grundsätzlich nicht zur Beruhigung der Märkte bei.

 

Unter anderem hatte die OECD ihre Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum daher in diesem und dem nächsten Jahr nach unten korrigiert und auch die Europäische Zentralbank (EZB) geht von einem geringen Wirtschaftswachstum in der Eurozone aus und unterstrich diese Einschätzung mit der Ankündigung, dass man in diesem Jahr keine Anhebung der Leitzinsen vornehmen werde. Dies ließ den €uro in der Vorwoche auf den tiefsten Stand seit Juni 2017 sinken und auch wenn die Gemeinschaftswährung zum Wochenstart wieder etwas gewinnen konnte, so notiert der €uro mit 1,126 Dollar/€uro weiterhin auf einem niedrigen Stand, was die Ölpreise ebenfalls tendenziell belastet.

Auf der anderen Seite gehen viele Anleger weiterhin davon aus, dass es im Handelskonflikt zwischen den USA und China bald zu einer Einigung kommen wird, was die Stimmung an den Aktienmärkten und auch die Ölpreise beflügeln könnte. Zudem steht auf der Angebotsseite weiterhin eine deutliche Produktionskürzung des OPEC+ Verbundes zu Buche. Vor allem Saudi-Arabien  hat seine Ölförderung deutlich heruntergefahren und will diese auch im April unter der zugesagten Marke von 10 Mio. Barrel pro Tag halten. Dies wird Saudi-Arabien zwar Marktanteile kosten, dafür könnten die Ölpreise wieder über die 70-Dollar-Marke steigen.

Dem Angebotsrückgang des OPEC+ Verbundes entgegen wirkt der Ausbau der Schieferölförderung in den USA. Laut dem gestern veröffentlichten Report der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die US-Ölförderung in den kommenden fünf Jahren weiter steigen. Somit werden die USA ihren Status als größtes Ölförderland der Welt weiter ausbauen, was die Ölpreise unter Druck halten wird. Dennoch weißt auch die IEA darauf hin, dass ein Ende des Anstiegs der globalen Ölnachfrage nicht in Sicht ist und geht davon aus weltweite Ölnachfrage in den kommenden fünf Jahren im Durchschnitt um etwa 1,2 Mio. Barrel pro Tag ansteigen wird.

Zurück