Ölpreise tendieren nach Rücksetzter wieder aufwärts | Aktuelle Ölmarkt-News vom 01.09.2020

um 11:24 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Rohölpreise bereits zum Start in die neue Woche auf ein neues Langzeithoch kletterten, konnten die Gewinne im Laufe des gestrigen Vormittagshandels weiter ausgebaut werden. Nachdem der Preis für ein Barrel der Ölsorte Brent am Mittag bis auf 46,5 Dollar gestiegen war und somit den höchsten Stand seit dem historischen Corona-Crash im März erreichte, wurde ein Teil der zwischenzeitlichen Gewinne bis zum Handelsaustritt wieder abgegeben. Am Dienstagvor- mittag zeigen die Kurse beider Rohölsorten jedoch wieder deutlich nach oben, sodass die gestern Mittag erreichten Höchststände im heutigen Tagesverlauf erneut erreicht werden könnten.

Die Rohölpreise konnten heute Morgen unter anderem vom weiterhin schwächelnden Dollar profitieren. Erstmals seit Anfang Mai 2018 ist der Kurs bis auf 1,199 Dollar/Euro gestiegen und konnte somit die nahezu konstante Aufwärtsbewegung der letzten Tage weiter fortsetzen. Da Rohöl an den internationalen Finanzmärkten bevorzugt in der US-Währung gehandelt wird, sorgt ein sinkender Dollar-Kurs in der Regel für eine erhöhte Nachfrage außerhalb des Dollarraumes. Der Euro steht somit weiterhin auf der Gewinnerseite und ein kurzfristiges Erreichen der für viele Anleger so wichtigen 1,20 Dollar – Marke wird in der Zwischenzeit als durchaus realistisch eingeschätzt.

Mit Blick auf unseren Preischart wird deutlich, dass die Richtung bei der Preisentwicklung beider Rohölsorten auch zum Start in den heutigen Handelstag eindeutig bleibt und klar nach oben zeigt. Ein Barrel (159 Liter) der amerikanischen Sorte WTI (West Texas Intermediate) kostete am Dienstagmorgen 43,1 Dollar und somit 0,4 Dollar/Barrel mehr als am Montagabend. Noch deutlicher fiel die Preissteigerung mit 0,5 Dollar/Barrel bei der für Europa relevanten Sorte Brent aus, die im frühen Handel bei 45,8 $/b notierte. Trotz der jüngsten Gewinne liegen die Preise der beiden Rohölsorten allerdings noch immer mehr als ein Drittel unter dem Preisniveau vom Jahresanfang.

Grundsätzlich ist die derzeit nahezu ungebremste Aufwärtsbewegung der Rohölpreise als unerwartet zu bezeichnen, da sich der Markt aktuell in einem Spannungsfeld zwischen wieder steigenden Nachfragesorgen infolge der Corona-Krise und seit rund vier Wochen wieder steigenden Angebotsmengen befindet. Da der Opec+ Verbund die bis Ende Juli laufenden Fördermengenbremse nicht verlängerte, können die Mitgliedsstaaten wieder deutlich mehr Rohöl fördern und auf dem Markt anbieten. Die Entscheidung der Fördermengenerhöhung wurde seitens des Verbundes in der Hoffnung auf eine zeitnahe Beruhigung der Corona-Pandemie getroffen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Neben den täglich rund 1,5 Mio. Barrel zusätzlich geförderten Mengen durch die Mitgliedsstaaten der Opec+, laufen auch die Exporte Libyens langsam wieder an, wenn auch aktuell auf einem äußerst niedrigen Niveau. Die Entscheidung des Ölverbundes könnte sich mit Blick auf die aktuelle Marktsituation bereits rund einen Monat nach dem Ende der Produktionsminderung als zu voreilig „entpuppen“. Auf der Nachfrageseite sind aktuell keine marktrelevanten Impulse zu erwarten und die Auswirkungen der Corona-Krise sind aktuell in vielen Wirtschaftsnationen wieder deutlicher zu spüren als zuletzt.

Nach einem vergleichsweise ruhigen Wochenstart, sind auch im Laufe des heutigen Handelstages keine allzu deutlichen Preisschwankungen zu erwarten. Eine Vielzahl von Marktteilnehmern wartet wie so häufig in den letzten Wochen auf die aktuelle Einschätzung des American Petroleum Institute (API) in Bezug auf die aktuelle Entwicklung der US-Ölbestande, bevor morgen Nachmittag die offiziellen Zahlen der US-Energiebehörde Department of Energy (DOE) veröffentlicht werden. Sollten sich die Bestände in der zurückliegenden Woche erneut verringert haben, wäre dies die vierte Minderung in Folge. Vier aufeinanderfolgende Wochen mit rückläufigen Bestandsmengen konnten wir in unseren Statistiken zuletzt vor über einem Jahr feststellen.

Anders als in den Vorwochen, als zahlreiche markt- relevante Meldungen teilweise täglich zu mehreren Richtungswechseln am internationalen Ölmarkt führten, ist die Anzahl vergleichbarer Meldungen in den letzten Tagen merklich rückläufig gewesen. Da auch zum Start in die neue Woche vorerst keine relevanten Nachrichten zu erwarten sind, spricht aktuell nur wenig für eine Fortsetzung der deutlichen Preissteigerungen der letzten Woche. Die kurzfristigen Entiwcklung der Rohölpreise wird somit voraussichtlich in den nächsten Tagen vorerst nur von den Bestandentwicklungen in den USA, sowie den Stimmungsschwankungen spekulativer Anleger an den Finanzmärkten beeinflusst werden, sollte die Einflussnahme der Corona-Pandemie nicht wieder unerwartet „an Fahrt aufnehmen“.

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