Ölpreise suchen nach einem neuen Taktgeber | Aktuelle Ölmarkt-News vom 11.09.2020

um 10:58 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt


Nachdem die Rohölpreise Ende August noch die höchsten Stände seit dem Beginn der Corona-Krise erreicht hatten, ist die Entwicklung der Rohölpreise seit gut zwei Wochen von nahezu konstant sinkenden Rohölpreisen geprägt. Bereits vor dem Erreichen der Höchststände kamen unter Marktteilnehmern erste Zweifel auf, wie nachhaltig der Aufwärtstrend sein wird. Zurückzuführen war die damalige Skepsis auf die Tatsache, dass bereits in der letzten August-Woche die Meldungen mit preisdrückenden Impulsen deutlich zunahmen, deren Auswirkungen auf die Preis- entwicklung jedoch zunächst nur kurzfristig zu spüren waren oder komplett ausblieben.

Wie auch schon häufig in den Vorwochen, wurde die Entwicklung am Rohölmarkt auch in dieser Woche maßgeblich von der Stimmung an den internationalen Finanzmärkten beeinflusst. Während die Stimmung an den Finanzmärkten bis Ende August von einem regelrecht uneingeschränkten Optimismus geprägt wurde und speziell an den Aktienmärkten einem Hoch das Nächste folgte, hat sich die Stimmung zuletzt „gedreht“. Seit mehreren Tagen hat die mehrheitlich skeptischer Stimmung an den Finanzmärkten zur Folge, dass neben den Kursen an den Aktienmärkten auch der Ölmarkt belastet wurde und die Rohölpreise fast ungebremst sanken.

Auch wenn sich zur Wochenmitte zwischenzeitlich eine Stabilisierung am Ölmarkt andeutete und der vorherige Trend somit zunächst gestoppt werden konnte, folgte mit dem Start in den heutigen Handelstag bereits wieder der Übergang zurück in die Abwärtsbewegung. Anders als an den Vortagen, an denen die Preisschwankungen teilweise recht kräftig ausfielen, sind die heutigen Preisrückgänge mit 0,2 Dollar/Barrel bei beiden Rohölsorten nur noch übersichtlicher. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank am Morgen auf 37,2 $/b und die für Europa relevante Rohölsorte Brent rutschte wieder unter die für viele Marktteilnehmer wichtige 40 Dollar-Marke und notiert bei 39,9 $/b.

Ein Faktor der aktuell wieder mehr Stellenwert am Ölmarkt einnimmt als in den letzten Wochen, ist die Entwicklung der Corona-Pandemie. Während weltweit rückläufigen Corona-Fallzahlen im August noch die Hoffnung auf eine schnelle konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft aufkommen ließen, hat sich die Corona-Situation zuletzt wieder verschärft. Neben den bekannten Hotspots wie den USA und Indien, in denen die Zahl der Neuinfektionen weiterhin deutlich zunehmen, geraten aktuell auch Länder wie Israel und Frankreich in den Fokus, da hier die Fallzahlen zuletzt neue Höchststände erreichten. Sollte die derzeitige Zunahme zu einer erneuten Verschärfung der globalen Corona-Restriktionen führen ist davon auszugehen, dass die Auswirkungen unmittelbar an den Finanz- märkten und am Ölmarkt zu spüren sein werden.

Konstant rückläufigen US-Reserven haben in der Vorwoche noch dazu geführt, dass der tiefste Stand seit April erreichen wurde. Aufgrund dieser Entwicklung prognostizierte eine Vielzahl von Analysten, dass die Bestandsmengen in dieser Woche erneut sinken würden. Zur Wochenmitte wurde jedoch seitens des privaten American Petroleum Institute (API) mit einer Mengensteigerung von rund zwei Mio. Barrel eine entgegengesetzte Einschätzung abgegeben. Diese Einschätzung wurde einen Tag später von der amerikanischen Energiebehörde (EIA) bestätigte, sodass die Lagermengen erstmals seit Mitte Juli anstiegen. Ähnlich wie schon in der Vorwoche, hatte die Entwicklung der US-Rohölbestände jedoch nur wenig Einfluss auf die Preisentwicklung am Ölmarkt.

Eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Rohölpreise fällt aktuell vergleichsweise schwer. Nachdem die Notierungen in den Vorwochen noch von zahlreichen marktrelevanten Meldungen geprägt wurde und dem Ölpreise dementsprechend häufig eine eindeutige Richtung vorgegeben wurde, wird die Entwicklung des Ölmarktes aktuell maßgeblich von den Stimmungsschwankungen an den internationalen Finanzmärkten bestimmt. Da zudem die Sorge vor den Auswirkungen der Corona-Krise einen weiteren Rückgang der globalen Rohölnachfrage befürchten lässt, spricht aktuell nur wenig für eine kurzfristige Stabilisierung des Ölmarktes.

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