Ölpreise stürzen nach kurzer Erholung wieder ab | Aktuelle Ölmarkt-News vom 31.05.2019

um 08:28 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Nachdem die Ölpreise zum Beginn der aktuellen Handelswoche zunächst einen Erholungskurs eingeschlagen hatten und leicht gestiegen waren, kehrten sie im weiteren Wochenverlauf wieder zu ihrem vorherigen Abwärtstrend zurück und fielen am Mittwoch und Donnerstag deutlich. So ist die Nordsee-Ölsorte BRENT zwischen Dienstag- und Freitagmorgen um 4,1 $/b gesunken und wurde am Freitag mit 66 Dollar/Barrel auf dem tiefsten Stand seit Anfang März gehandelt. Die US-Ölsorte WTI brach ebenfalls um 3,2 $/b ein und notierte am Freitagmorgen mit 56 Dollar/Barrel auf einem Drei-Monatstief.

Zum Wochenstart hatten die Ölpreise, in einem impulsarmen Handel, zunächst keine klare Richtung gefunden. Dann machte sich jedoch auch bei den Ölpreisen wieder die allgemein, eingetrübte Stimmungslage an den Finanzmärkten bemerkbar, die dazu führt, dass sich Händler stärker auf sichere Anlageoptionen konzentrieren und riskantere Investments wie Rohöl meiden. Begründet wird die schlechte Börsenstimmung hauptsächlich mit der Sorge vor einem weiteren Abflauen der Weltwirtschaft, die sich aus dem eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China herleitet. Am Ölmarkt sorgt jedoch nicht nur der Rückzug der Anleger in sichere Investments für fallende Preise, hinzu kommt, dass eine schwächere Weltwirtschaft auch einen Rückgang der Ölnachfrage erwarten lässt, was dazu geführt hat, dass die Ölpreise in den zurückliegenden zehn Tagen um beachtliche neun Prozent gefallen sind.

Und im Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ist derzeit auch keine Lösung in Sicht. Im Gegenteil wird der Streit mit immer härteren Bandagen geführt. So geht es aktuell nicht mehr nur um Strafzölle für Waren aus dem jeweils anderen Land, es wird auch versucht über andere Wege Duck auf den Konkurrenten auszuüben. Zunächst hatte die US-Regierung den chinesischen Technologie-Konzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und ihn somit von großen Aufträgen und Technologiezulieferungen abgeschnitten.

 

 

 

Nun bringt China den Export von Seltenen Erden als Druckmittel ins Spiel, denn diese sind unverzichtbar für die Herstellung einiger Schlüsseltechnologien, die für die USA wichtig sind. China hat in den vergangenen Jahren eine starke Marktmacht bei den Seltenen Erden aufgebaut und sich zusätzlich zu dem eigenen, hohen Vorkommen auch Zugang zu den Rohstoffen in anderen Ländern, besonders in Afrika, gesichert. Dadurch ist China zum weltweit führende Produzent und Quasi-Monopolist bei der Herstellung von Seltenen Erden geworden, die im übrigen auch in allen Batterien zukünftiger Elektroautos eine große Rolle einnehmen werden.

Vom US-Ölmarkt kamen in dieser Woche kaum preisbewegenden Impulse. Zwar hatten Analysten damit gerechnet, dass die US-Öllagerbestände fallen würden, nachdem diese in der Vorwoche deutlich gestiegen waren. Dieser Rückgang blieb jedoch aus, was die Ölpreise tendenziell stützte. In Summe legten die US-Öllager jedoch auch nur um minimale 0,3 Mio. Barrel zu. Dabei entfiel auf die Rohölbestände ein Abbau von 0,3 Mio. Barrel während die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) um insgesamt 0,6 Mio. Barrel anstiegen. Mit aktuell gut 832 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager in etwa auf dem Durchschnittswert des laufenden Jahres. Die US-Ölförderung legte hingegen auf ein neues Rekordhoch von 12,3 Mio. Barrel pro Tag zu, dafür ist bei den US-Ölbohraktivitäten in diesem Jahr ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Auch wenn die Börsenstimmung und die Nachfrageseite am Ölmarkt zurzeit stärker im Fokus stehen, bestehen auf der Angebotsseite dennoch weiterhin nicht unerhebliche Risiken. So bleibt die Lage im Nahen Osten angespannt, auch wenn das mediale Interesse zuletzt abgenommen hat. Zudem sieht es aktuell nicht danach aus, dass das neu formierte Ölkartell OPEC+ seine Ölförderung erhöhen wird. Im Gegenteil hatte sich OPEC-Leader Saudi-Arabien zuletzt wieder klar dafür ausgesprochen, die laufende Förderkürzung in die zweite Jahreshälfte hinein zu verlängern. Sollten die Ölpreise im Juni nicht spürbar steigen, so gehen Analysten davon aus, dass es zu einer Verlängerung des Kürzungsabkommens bis zum Jahresende kommen wird. Hinzu kommen ungeplante Förderausfälle in Krisenländern wie Venezuela, Libyen, Iran und anderen.

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