Ölpreise stoppen Erholungstour vorerst | Aktuelle Ölmarkt-News vom 06.11.2020

um 11:03 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auch wenn die Entwicklung der Rohölpreise in den zurückliegenden Wochen und Monaten von nur übersichtlichen Preisschwankungen geprägt war, konnten die Preise beider Rohölsorten Mitte Oktober neue Langzeit-Höchststände erreichen. Kurz darauf folgte der Übergang in einen nahezu ungebremsten Abwärtstrend, der durch immer neue marktrelevante Meldungen anhielt, bevor zu Beginn dieser Woche ein erneuter Richtungswechsel mit wieder steigenden Preisen stattfand. Da die Phasen mit eindeutigem Preisentwicklung in den zurückliegenden Tagen deutlich kürzer wurden, sollte aktuell weniger von Trends, sondern von aktuellen Ausschlägen oder Bewegungen gesprochen werden.

Während die Rohölpreise gestern Morgen im Vergleich zum Vortag mit nur marginalen Rückgängen fast unverändert in den Handelstag starteten und sich auch im Laufe des Tages nur wenig bewegten, folgte im heutigen frühen Handel die erste deutliche Abwärtskorrektur dieser Woche. Die für Europa relevante Rohölsorte Brent notierte heute Früh bei 39,9 $/b und die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete 37,7 $/b. Die Preise beider Sorten sanken im Vergleich zum Vortag somit um rund einen Dollar/Barrel. Auch wenn die Preise beider Rohölsorten heute Morgen um rund zwei Prozent nachgaben, bleibt auf Wochensicht weiterhin ein deutliches Plus bestehen.

In den USA hat auch drei Tage nach der Wahl weiterhin keiner der beiden Kandidaten die notwendige Anzahl von Wahlmännern erreicht, um sich im Amt bestätigen zu lassen bzw. im Falle von Joe Biden zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigen zu lassen. Im Falle eines Wahlsieges des Herausforderers Biden hat der bisherige Amtsinhaber Trump bereits angekündigt, weitere rechtliche Schritte einleiten zu lassen. Bisher hat Trump über seine Anwälte bereits in mehreren Bundesstaaten die erneute Auszählung der Wahlstimmen beantragt. Zudem sind bereits diverse Anträgen abgelehnt worden, die eine Auswertung der noch offenen Wahlzettel hätten verhindern sollten.

Welchen Einfluss das Ergebnis der Präsident- schaftswahlen auf die kurzfristige Entwicklung der Rohölpreise haben wird, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt vorerst unklar. Da in der Nacht zu Freitag die Chancen auf einen Wahlsieg des Herausforderers Biden gestiegen sind, reagiert der Ölmarkt mit deutlich sinkenden Preisen. Zurückzuführen sind die Preisrückgänge auf den Fokus Bidens auf alternative Energien, der von Marktteilnehmern als negativ für den internationalen Ölmarkt und die damit zusammenhängen Branchen ausgelegt wird. Ob und in welchem Umfang der mögliche neue Präsident Biden Maßnahmen einleiten wird, die die Ölbranche in den USA nachhaltig verändern wird, bleibt abzuwarten.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

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Während die Entscheidung der US-Wahl weiterhin aussteht und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Ölpreis noch völlig offen sind, hält sich das Thema Corona-Virus und dessen Einfluss hartnäckig am Ölmarkt. Nachdem die Ankündigung eines zweiten Lockdowns zahlreicher Industriestaaten Mitte letzter Woche die Rohölpreise über mehrere Tage hat absacken lassen, haben die jüngsten Preissteigerungen einen Großteil der vorherigen Verluste bereits wieder ausgeglichen. Ob die teilweise harten Maßnahmen zur erwünschten Verlangsamung der weiteren Ausbreitung beitragen können, kann frühestens Anfang nächster Woche eingeschätzt werden. Gerade heute Morgen wurden in Deutschland und anderen europäischer Staaten vorerst neue Höchststände in Bezug auf die Neuinfektionen bekannt gegeben.

Aufgrund der Vielzahl von marktrelevanten Faktoren ist in dieser Woche der Einfluss eines sonst als äußerst relevant eingestuften Faktors fast „untergegangen“, nämlich die Entwicklung der Lagerbestände in den USA. In der zurückliegenden Woche sind die Rohöl-Lagerbestände um kräftige 8 Mio. Barrel gesunken, sodass die Bestände auf den niedrigsten Stand seit Ende März dieses Jahres gefallen sind. Vor der Veröffentlichung der offiziellen Daten durch die US-Energiebehörde sind Analysten noch von einem übersichtlichen Anstieg von 0,8 Mio. Barrel ausgegangen, sodass der kräftige Anstieg um so überraschender ist.

Da die Entwicklung der Rohölpreise in den zurückliegenden Tagen gleich von einer Vielzahl von marktrelevanten Meldungen beeinflusst wurde, fällt eine Prognose über die kurzfristige Entwicklung der Rohölpreise schwer. Auch wenn aktuell noch nicht sichergestellt werden kann, dass die US-Wahlen zeitnah entschieden werden, sollten die Einflussnahme dieses Themas spätestens nach der Ernennung des neuen US-Präsidenten merklich nachlassen. Sicher ist jedoch bereits jetzt, dass die neuen Corona-Maßnahmen zu einem weiteren globalen Nachfrage- rückgang führen werden und die Rohölpreise erneut unter Druck geraten könnten. Wann und in welchem Umfang bleibt jedoch abzuwarten.

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