Ölpreise steigen zum Wochenstart kräftig | Aktuelle Ölmarkt-News vom 10.11.2020

um 11:07 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Auch wenn der amtierende Präsident Donald Trump sich die Niederlage nicht eingestehen möchte und bereits angekündigt hat, weiterhin rechtlich gegen die Wahlentscheidung vorgehen zu wollen, hat Herausforderer Joe Biden nach Auszählung aller Stimmen die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen und wird der 46. Präsident der Vereinigten Staaten. Nachdem die „Hängepartie“ um die Entscheidung der Wahl Ende letzter noch eine preisdrückende Wirkung auf die Entwicklung der Rohölpreise hatte, konnten die Rohölpreise zum Wochenstart vom Ausgang der Wahl profitieren.

Nach der regelrechten Preis-Rallye am Vortag haben die Rohölpreise im heutigen frühen Handel zunächst leicht nachgeben und der Preis der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) rutschte am Morgen wieder unter die für viele Marktteilnehmer so wichtige 40-Dollar-Marke, bevor bereits kurz darauf eine Gegenbewegung folgte , die die Preise wieder deutlich hat steigen lassen. Die für Europa relevante Rohölsorte Brent notierte heute im frühen Vormittagshandel bei 42,6 $/b und die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete 40,5 $/b. Die Preise beider Sorten stiegen somit im Vergleich zum Marktaustritt am Vortag um rund 0,2 Dollar/Barrel.

Während die Entwicklung der Rohölpreise bereits durch die Entscheidung der US-Wahl entscheidend beeinflusst wurde und dadurch der Übergang in eine deutliche Aufwärtsbewegung eingeleitet werden konnte, wurde diese durch die gestrige Mitteilung in Bezug auf einen Corona-Impfstoff nochmals verstärkt. Gestern haben die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer bekannt gegeben, dass die eigenen Forschungsergebnisse durchweg positiv sind und eine 90 prozentige Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte. Es wird nun ein kurzfristiges Zulassungs- verfahren eingeleitet, sodass der Corona-Impfstoff voraussichtlich noch in diesem Jahr zugelassen werden dürfte. Die Erfolgsaussichten führten gestern sowohl am Rohölmarkt, allen voran aber an den internationalen Finanzmärkten zu einem regelrechten „Kursfeuerwerk“.

Die Aussicht auf einen wirksamen Impfstoff wurde auch vom deutschen Gesundheitsminister Spahn als wichtigen Durchbruch bezeichnet. In einer Pressekonferenz wurde mitgeteilt, dass zunächst Menschen aus Risikogruppen und Berufsgruppen die mit genau diesen Risikogruppen in Kontakt stehen primär geimpft werden sollen. Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass es Monate dauert, bis sowohl bundesweit, als auch weltweit ein ausreichend hoher Impfschutz besteht, um an eine Rückkehr in das „Leben vor Corona“ zurückzukehren.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

Bis dahin muss sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite mit weiteren Auswirkungen gerechnet werden. Außerdem ist mit weiteren „Nachwirkungen“ der Corona-Pandemie zu rechnen, da die stellenweisen harten Maßnahmen zur Verlangsamung der Pandemie aktuell noch nicht den erhofften Erfolg zeigen und die Anzahl von Neuinfektionen in zahlreichen Industriestaaten zuletzt neue Rekord-Zahlen hervorgebracht haben. Die Hoffnung von Politik und Wissenschaft in Bezug auf die weitere Ausbreitung liegt aktuell jedoch noch darin, dass sich der momentane Lockdown und die damit verbundenen Maßnahmen zeitnah Wirkung zeigen und eine weitere Verschärfung der Einschränkungen (vorerst) verhindert werden kann.

Auf der Angebotsseite sorgte gestern die Aussage des saudischen Ölministers bin Salman für weitere preistreibende Argumente. So bestätigte er gestern erstmals, dass beim nächsten Treffen der ölfördernden Länder der Opec+ - Gruppe über eine weitere Verschärfung der bereits reduzierten Förderquoten gesprochen werden soll und eine weitere Reduzierung in der aktuellen Situation als realistisch eingeschätzt werden kann. Aufgrund der speziell in Europa umgesetzten neuen Lockdowns und der zuletzt deutlich gestiegenen Exportmengen Libyens ist die ursprünglich für Anfang nächsten Jahres geplante Lockerung der Fördermengenbeschränkungen aktuell nicht im geplanten Rahmen möglich.

Auch wenn die Entwicklung der Rohölpreise in den letzten Tagen gleich von mehreren marktrelevanten Meldungen profitieren konnte, bleibt ein gewisser Restzweifel in Bezug auf die Nachhaltigkeit der aktuellen Aufwärtsbewegung. Zu oft gab es an den internationalen Finanzmärkten in der jüngeren Vergangenheit eine kurzfristige Gegenbewegung, die die am Ölmarkt über mehrere Tage aufgebauten Gewinne innerhalb kürzester Zeit wieder haben „verschwinden“ lassen. Aus unserer Sicht lässt sich dennoch festhalten, dass die Möglichkeit einer mittelfristigen Stabilisierung des Ölmarktes aufgrund der neusten Vorgaben der Finanzmärkte berechtigterweise als realistischer eingestuft werden kann als noch vor wenigen Tagen.

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