Ölpreise steigen wieder – EU-Embargo für russisches Rohöl immer wahrscheinlicher | Aktuelle Ölmarkt-News vom 29.04.2022

um 09:39 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise bleiben volatil und haben sich in dieser Woche eher seitwärts bewegt. Zuletzt sind die Ölpreise jedoch deutlich gestiegen und notieren auch heute deutlich höher. Auslöser sind verschiedene Berichte über ein mögliches EU-Embargo für russisches Rohöl und Gas aufgrund des Ukraine-Krieges. Russland hat Spekulationen darüber zuletzt selbst angeheizt, indem es einen Lieferstopp für Gas nach Polen und Bulgarien beschlossen hat. Nun scheint es Bewegung zu geben. Ein Fass der leichten US-Sorte WTI notiert aktuell bei 105,44 $ und Brent kostet 108,01 $ je Fass.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte bei seinem Besuch in Polen erklärt, eine Unabhängigkeit von russischem Rohöl sei handhabbar geworden. Bei einem Auftritt in der Fernsehsendung „Maybritt Illner“ wurde Habeck noch deutlicher und erklärte, dass sich Deutschland einem Öl-Embargo nicht mehr komplett verweigert. Dadurch wird ein EU-weites Embargo für russisches Rohöl immer wahrscheinlicher. Auch das Umschwenken der Bundesregierung bei der Frage nach Waffenlieferungen für die Ukraine deuteten bereits eine Umkehr der bisherigen politischen Positionen an.

Ein Öl-Embargo dürfte die Preise für Rohöl, sollte es wirklich kommen, weiter steigern. Bereits die Spekulationen haben zu einem Preisaufschlag geführt. Unterdessen ist davon auszugehen, dass Russland seine Produktion anpassen und weiter runterfahren wird, weil die Nachfrage aus dem Westen deutlich sinkt. Rohöl dürfte damit ein weiterhin hohes Preisniveau beibehalten. Alternativen zum schweren russischen Rohöl sind global wenig vorhanden. Technische Umbauten, auch an deutschen Raffinerien, könnten eine Lösung für mehr Alternativen sein.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die chinesische No-Covid-Strategie wirkt sich unterdessen gegenteilig auf die Ölpreise aus. Nachdem bereits Shanghai im Lockdown verharrt, zeichnet sich ähnliches auch für die Metropole Peking ab. Experten gehen davon aus, dass die chinesische Strategie dazu führen wird, dass deutlich weniger Rohöl auf dem globalen Ölmarkt nachgefragt wird. Bereits jetzt sind die Auswirkungen der Lockdowns in China auf dem Ölmarkt spürbar. Zuletzt hatte die chinesische Führung bereits angedeutet, die heimische Wirtschaft stützen zu wollen. Ein Zeichen dafür, dass womöglich eine Rezession bevorsteht. China gehört zu den größten Ölimporteuren der Welt.

Die DOE-Daten zu den Ölbeständen in den USA sind unterschiedlich ausgefallen. Bei den Rohölbeständen wurde ein leichter Aufbau von 0,7 Mio. Barrel gemeldet, während es bei den Mitteldestillaten (- 1,4 Mio. Barrel) und Benzin (- 1,6 Mio. Barrel) zu unerwartet höheren Abbauten gekommen ist. Die Daten wurden auf dem Markt unterschiedlich aufgenommen. Extreme Wetterverhältnisse in North Dakota könnten jedoch dazu führen, dass in der kommenden Woche die Rohölbestände deutlich höher ausfallen. Das Ölfeld in Bakken (North Dakota) wurde vorsorglich geschlossen.

Die Inflationsrate in Deutschland ist im April auf 7,4 Prozent angestiegen. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (destatis) gestern mit. Zwar sind die Zahlen vorläufig, aber es ist die höchste Inflationsrate seit 1981 für Deutschland. Kommende Woche sollten dann die Inflationsdaten für den gesamten Euroraum vorliegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich dann einer Zinserhöhung nicht mehr verweigern können, weil sonst zweistellige Inflationsraten drohen könnten.

Für Verbraucher bleiben die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise bleiben auf hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise bleiben teuer. Hohe Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben mit dazu beitragen, dass die Inflationsrate in Deutschland auf 7,4 Prozent gestiegen ist. Auch die Lebensmittelpreise sind zuletzt deutlich angestiegen.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,0547 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell so stark, wie zuletzt vor zwanzig Jahren. Hier spielt auch eine Rolle, dass die USA bereits die Zinswende vollziehen. Außerdem hat der Dollar als Krisenwährung deutlichen Zulauf. Der Euro hingegen notiert auf einem schwächeren Niveau wie zuletzt vor fünf Jahren.  Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch aktuell stark belastet.

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