Ölpreise steigen weiter – Mögliche Energiesanktionen sorgen für Schub | Aktuelle Ölmarkt-News vom 08.03.2022

um 14:00 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben in dieser Woche neue Rekordwerte seit 2008 erreicht, notieren aber mittlerweile deutlich darunter. Dennoch haben die Ölpreise aufgrund der Angst vor einem möglichen Importstopp von russischem Rohöl deutlich zugelegt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind die Ölpreise damit um mehr als 20 $ je Fass gestiegen. Zwar lehnt Deutschland Sanktionen im Energiebereich gegen Russland ab, jedoch könnte Russland selbst den Export von Öl und Gas einstellen. Der Ölmarkt bleibt daher angespannt und die Ölpreise klettern zunächst weiter nach oben. Ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert bei 122,82 $. Brent-Öl aus der Nordsee kostet aktuell 127,13 $ je Fass. Der Ölmarkt bleibt sehr volatil.

Nachdem bereits Finanzsanktionen gegen Russland verhängt wurden und diese sogar verschärft wurden, hat am Wochenende US-Außenminister Blinken einen Importstopp für russisches Rohöl ins Spiel gebracht. Blinken wollte hierzu mit seinen EU-Partnern beraten. In der Frage ist die EU jedoch uneins. Unter anderem lehnt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf die Energieversorgung einen solchen Schritt ab. Deutschland sei nicht in der Lage, einen Stopp aus Russland zu kompensieren, so die herrschende Meinung. Ein Importstopp könnte daher nur für die USA umgesetzt werden.

Der Fall ist auch deshalb heikel, weil die OPEC nicht in der Lage sein dürfte, einen Ausfall von russischem Rohöl zu kompensieren. Selbst, wenn der Iran auf den Ölmarkt zurückkehren sollte, würde sich ein größeres Defizit ergeben. Entsprechend warnte auch OPEC-Generalsekretär Mohamed Barkindo vor einem Importstopp von russischem Rohöl. Der Chef der Internationalen Energie-Agentur (IEA), Fatih Birol, erklärte hingegen, dass zusätzliche Ölreserven freigegeben werden könnten, um den Ausfall zu kompensieren. Die letzte Freigabe von Ölreserven konnte jedoch den deutlichen Preisanstieg nicht verhindern.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Wie schwierig es Öl fördernden Ländern fällt, ihre Quoten zu erfüllen, zeigt sich am Beispiel Libyen. Hier gibt es aktuell deutliche Schwierigkeiten bei der Ölförderung in zwei wichtigen Ölfeldern. Libyen hat seine Förderung um 330.000 Barrel pro Tag gekürzt. Das ist nur leicht unter dem Wert, den die OPEC+ eigentlich mehr fördern wollte. Entsprechend ist auch jetzt schon absehbar, dass die OPEC und ihre Verbündeten die angestrebten Fördermengen nur schwierig erreichen werden. Das Angebotsdefizit dürfte laut Experten weiter zunehmen.

Die Rückkehr des Iran auf den Ölmarkt verzögert sich unterdessen weiter. Während die Gespräche zuletzt eher positiv verliefen, gibt es nun Ärger um Sicherheitsgarantien für Russland. Russland fordert vom Iran, bei Abschluss einer neuen Vereinbarung, Handelsgarantien trotz Sanktionen. Entsprechend sind die Gespräche über das iranische Atomprogramm zunächst ins Stocken geraten. Die Außenminister wollen sich über die russischen Forderungen austauschen und dann soll es weitergehen. Die Verzögerung kommt unerwartet und hat dazu beigetragen, dass die Ölpreise weiter gestiegen sind.

Russland selbst warnte mittlerweile vor Gegenmaßnahmen, sollten die Sanktionen gegen das Land weiter verschärft werden und der Ton der europäischen Politik sich nicht ändern. Als Gegenmaßnahme brachte Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak die Abschaltung von Nord Stream 1 ins Gespräch. Von einer Abschaltung wäre insbesondere Deutschland betroffen. Die Pipeline dient zur Belieferung von Gas. Es wäre auch eine Reaktion auf den Stopp von Nord Stream 2, so Nowak. Europa ist stark abhängig von russischem Öl und Gas. Eine Abschaltung würde zwangsläufig zu teureren Energiepreisen führen.

Bereits jetzt leiden Verbraucher unter den explosionsartig gestiegenen Energiepreisen. Die Preise für Heizöl sind auf Rekordniveau. Die Spritpreise zogen unterdessen nach. Die Benzinpreise und Dieselpreise bleiben in einer starken Aufwärtsbewegung und Diesel kostet erstmals mehr als Superbenzin E10. Auch die Inflation dürfte angesichts der horrenden Energiepreise weiter steigen. Der Ukraine-Krieg belastet insgesamt die Weltwirtschaft und verschärft die Energiekrise.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,0902 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere US-Dollar verteuert die Rohöl-Importe, was zu einer weltweit niedrigeren Nachfrage für Rohöl führt. Aufwertung erhält der Dollar aktuell auch als sog. Krisen-Währung wegen des Ukraine-Kriegs.

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