Ölpreise steigen trotz FED-Entscheidung – Ukraine-Krise im Fokus | Aktuelle Ölmarkt-News vom 28.01.2022

um 11:06 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche haben die Ölpreise noch einmal leicht zugelegt und notieren wieder im Plus. Daran konnte auch die Ankündigung der US-Notenbank FED, die Leitzinsen früher und schneller zu erhöhen, nicht viel ändern. Zwar setzte die Ankündigung die Ölpreise unter Druck, allerdings hielt dieser Druck den Gegenbewegungen nicht stand. Neben bullischem Verhalten an den Ölmärkten spielt vor allem auch die Ukraine-Krise eine wichtige Rolle. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 87,28 $. Brent kostet 90,04 $ je Fass. Im Vergleich zur Vorwoche hat Rohöl damit rund 3 $ je Fass zugelegt. Brent hat erneut die Marke von 90 $ überschritten.

Die Ukraine-Krise ist das beherrschende Thema auf dem globalen Ölmarkt. Sollte die Situation weiter eskalieren, droht ein heftiger Ausfall in Richtung Westeuropa, was die Gas- und Öl-Versorgung betrifft. Russland könnte im Falle eines Einmarsches mit Sanktionen belegt werden, dies hätte massive Ausfälle zur Folge, die die Ölpreise deutlich über 100 $ je Fass verteuern könnten. Wie ernst die Auseinandersetzung ist, zeigt auch der jüngste Schritt der USA. Diese haben den Sicherheitsrat angerufen, um über die aktuelle Lage zu beraten und zu diskutieren.

Die US-Bestandsdaten fielen übrigens negativer aus, als erwartet wurde. Trotzdem konnten auch die Lagerbestände kaum zu niedrigeren Ölpreisen beitragen. Laut US-Behörde DOE haben sich die Lagerdaten wie folgt verändert: Rohöl (+2,4 Mio. Barrel), Mitteldestillate (- 2,8 Mio. Barrel), Benzin (+1,3 Mio. Barrel). Die Aufbauten bei Benzin waren so erwartet worden, da aktuell keine Fahrtsaison ist und die Nachfrage zuletzt wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante deutlich nachgelassen hatte. Dennoch sind die Aufbauten nicht in der Lage gewesen, nachhaltig die Ölpreise zu drücken.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Die Entscheidung der US-Notenbank FED ihre Anleihekäufe schneller zu beenden und die Leitzinsen mehrfach in diesem Jahr anzuheben, nehmen langsam immer mehr Kontur an. Jerome Powell gab am Mittwoch-Abend eine langersehnte Erklärung ab, die allerdings nicht dazu taugte, die Märkte zu beruhigen. Es wird aktuell davon ausgegangen, dass die FED bereits Mitte März ihre erste Zinserhöhung tätigen wird. Außerdem gehen viele Experten von fünf Zinserhöhungen aus. Die Finanzmärkte reagierten zunächst mit einem deutlichen Ausverkauf von Werten. Aktuell hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Dennoch notieren viele Indizes weltweit im Minus. Das belastet auch die Ölpreise, allerdings nur in geringem Maße, da die Ukraine-Krise stärker wiegt.

Hinzu kommen die seit Wochen andauernden Probleme bei der Versorgungslage. Viele Analysten und Experten bezweifeln mittlerweile, dass die OPEC+ ihre eigenen Fördererhöhungen und Quoten für die Förderungen erfüllen kann. Hintergrund sind häufig fehlende Investitionen in die Infrastruktur. Zuletzt konnten die Quoten nicht mehr erfüllt werden. Andere Länder könnten rein theoretisch zwar die Quoten der OPEC-Partner übernehmen, doch rentiert sich das für viele Länder mehr, wenn die Ölpreise aufgrund eines Mangels ansteigen. Grundsätzlich bleibt der Mix aus höherer Nachfrage und geringerem Angebot bestehen und stärkt die Ölpreise.

Für Verbraucher sind die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau und haben diese Woche wieder die Marke von 100 €uro überschritten, die Spritpreise und Benzinpreise haben hingegen nur wenig von ihren Höchstwerten abgegeben. Die Dieselpreise notieren auf einem Allzeithoch. Auf lange Sicht betrachtet, sind die Preise weiterhin sehr hoch. Dies steigert auch die Inflation in Deutschland, die im Jahr 2021 mit 3,1 % ihren höchsten Stand seit 1993 erreicht hat.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1135 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell etwas stärker geworden und belastet damit die Importe. Die Nachfrage nach Rohöl sinkt.

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