Ölpreise steigen erneut auf März-Niveau | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.08.2020

um 12:18 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird deutlich, dass die Entwicklungen des heimischen Heizölpreises und des Preises der Rohölsorte Brent in den letzten Wochen unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben. Während die Koppelung des Heizölpreises an den internationalen Ölmarkt in der Vergangenheit für einen nahezu parallelen Kurvenverlauf im Chart sorgte, wurde zuletzt deutlich, dass sich die Preise seit Anfang Juli konträr zueinander entwickeln und sich die Grafen immer weiter voneinander entfernen. Eine konträre Entwicklung der beiden Preise gab es auch in der Vergangenheit und überrascht daher auch nur wenig, jedoch muss der Zeitraum von mehr als sechs Wochen als ungewöhnlich lang eingestuft werden.

Nachdem die beiden Preise im Juni noch parallel verliefen, war bei der Entwicklung des heimischen Heizölpreises Anfang Juli der Übergang in eine Seitwärtsbewegung mit tendenziell sinkenden Heizölpreisen ersichtlich, wohingegen die Rohölpreise die konträre Richtung eingeschlagen haben. Auch wenn die Entwicklungen zusammenfassend unterschiedlich waren, so haben sie doch gemeinsam, dass sich die Preisausschläge im Vergleich zu den Vorwochen äußerst übersichtlich ausfielen. Die Preisbewegungen waren stellenweise so marginal, dass der Wert zum Start in den Handelstag mit dem Preis zum Handelsaustritt übereinstimmte.

Die Rohölpreise haben ihre Aufwärtsbewegung der letzten Monate auch in der zurückliegenden Woche weiter fortgesetzt. Nachdem die Notierungen in den letzten 14 Tagen bereits mehrmals neue Höchststände erreichten und diese dann im Laufe des Handelstages oder spätestens am Folgetag wieder verließen, war diese Entwicklung auch am gestrigen Handelstag ersichtlich, da die Notierungen einen Teil der Gewinne im späten Handel wieder abgaben. Heute Morgen „marschierten“ die beiden Rohölpreise wieder im Gleichschritt und stiegen um 0,2 Dollar/Barrel. Die für Europa relevante Rohölsorte BRENT notierte im frühen Handel bei 45,1 $/b und die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg auf 42,4 $/b.

Für Auftrieb sorgte am Mittwoch im Nachmittags- handel vor allem die Veröffentlichung des wöchentlichen Berichtes der amerikanischen Energiebehörde Department of Energy (DOE). Bereits am Vortag hat der Interessenverband American Petroleum Institute (API) in Ihrer Einschätzung von deutlich sinkenden Rohölbeständen gesprochen. Diese Einschätzung wurde seitens der US-Energiebehörde bestätigt, da die Lagerbestände mit einem Minus von 4,5 Millionen Barrel auf 514,1 Millionen Barrel die dritte Woche in Folge deutlich nachgaben. Die US-Bestände sinken somit auf den niedrigsten Stand seit Ende März 2020, sodass am Markt berechtigterweise von einem Vor-Corona-Niveau gesprochen wird.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Zu einem preisdrückenden Impuls führte hingegen der gestrige OPEC-Monatsreport, aus dem eine Anpassung der Prognose in Bezug auf die globale Rohölnachfrage des aktuellen und auch des nächsten Jahres hervorgeht. Infolge der Corona-Krise und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen, wurde die Nachfrage-Prognose für dieses Jahr bereits mehrmals nach unten korrigiert. Eine preisbelastende Wirkung ist laut dem Report jedoch nicht nur auf der Nachfrager-Seite zu finden, sondern gleichzeitig auch auf der Angebotsseite, denn für das laufende Jahr wird mit weiteren Steigerungsraten gerechnet, sodass insgesamt eine Überversorgung am Ölmarkt droht.

Das in den letzten Wochen nahezu konstant und in aller Tiefe beschriebene Thema der aktuellen Corona-Entwicklung fand in den zurückliegenden Tagen nur wenig Aufmerksamkeit und dementsprechend war die themenbezogene Wirkung auf die Rohölpreise nur übersichtlich. Auch wenn die Infektionszahlen in Deutschland aktuell vergleichsweise deutlich ansteigen und bereits jetzt über mögliche neue Restriktionen debattiert wird, so hat sich die Lage in Bezug auf die weltweite Situation zuletzt vergleichsweise entspannt. Durchaus sind die in der jüngeren Vergangenheit mehrmals erwähnten Hotspots weiterhin vorhanden, jedoch scheint der Status der Pandemie in den meisten betroffenen Ländern aktuell zu stagnieren.

Anders als in den Vorwochen, als zahlreiche markt- relevante Meldungen zu immer neuen Richtungs- wechseln am Ölmarkt führten, ist die Anzahl dieser Meldungen in der letzten Woche merklich rückläufig gewesen. Auch wenn zuletzt viele Berichte, Reportings und Statistiken veröffentlicht wurden, so fehlte es in den letzten Tagen an entscheidenden Impulsen, sodass die Rohölpreise an ihre tendenzielle Aufwärtsbewe- gung anknüpften konnten. Da auch zum Start in die neue Woche vorerst keine relevanten Meldungen zu erwarten sind, spricht aktuell wenig für deutlichere Preisbewegungen am Markt. Die Preisbewegungen werden somit voraussichtlich auch in der neuen Woche vorerst nur von den Stimmungsschwankungen spekulativer Anleger beeinflusst, sollte die Einflussnahme der Corona-Pandemie in den nächsten Tagen nicht unerwartet wieder „an Fahrt gewinnen“-

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