Ölpreise steigen erneut – alle Blicke auf OPEC+ gerichtet | Aktuelle Ölmarkt-News vom 02.07.2021

um 11:16 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben auf Wochensicht betrachtet deutlich zugelegt. Nach verhaltenem Start in die neue Woche haben die Ölpreise im Laufe der Woche deutlich zugelegt und gestern erneut ein Mehr-Jahres-Hoch eingenommen. Auslöser waren die vorsichtigen Entwicklungen bei den OPEC+ Gesprächen. Die OPEC+ konnte sich auf keine gemeinsame Linie einigen, weshalb die Gespräche weiter fortgesetzt werden sollen. Analysten werten das als vorsichtige Herangehensweise und Indiz für eine leichte Erhöhung der Ölförderung. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 75,15 $. Brent-Öl kostet 75,73 $ je Fass.

Der starke Anstieg bei WTI und die Annäherung an den Brent-Preis sind hier besonders hervorzuheben. Normalerweise ist der Abstand zwischen beiden Öl-Sorten noch deutlicher und beträgt mehrere US-Dollars. Aufgrund der aktuellen Situation hat sich WTI aber dem Preis von Brent deutlich angenähert und notiert nur noch leicht darunter. Der Abstand zwischen beiden Ölsorten ist geringer geworden und verändert auch die Import-Strategie der Länder. Der hohe Preis für WTI führt zu einer geringeren weltweiten Nachfrage. Sollte WTI sogar teurer werden als Brent, könnte dies gravierende Auswirkungen für den weltweiten Import von Rohöl aus den USA haben.

In dieser Woche war neben dem Treffen der OPEC+ auch die Entwicklung der US-Ölbestände in den Lagern sehr wichtig. Nachdem die Voraussagen und API mit deutlichen Abbauten bei Rohöl und Benzin gerechnet hatten, bestätigten die Zahlen der US-Energiebehörde (DOE) die erwarteten hohen Abbauten und übertrafen diese sogar bei Rohöl. Entgegen der Erwartung gab es allerdings bei Benzin einen deutlichen Aufbau. Dagegen nahmen die Bestände für Mitteldestillate leicht ab. Die Daten werden als Indiz für eine erhöhte Nachfrage gewertet. Sie geben auch einen Hinweis auf eine deutliche Erholung der US-Wirtschaft.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Sorgen bereitet dem Ölmarkt weiterhin die unklare Entwicklung bei der Corona-Pandemie. Die Delta-Variante setzt sich immer weiter durch und führte zuletzt in mehreren wichtigen Ländern zu Einschränkungen. Anleger fürchten, dass die Delta-Variante sich weiter ausbreiten und erneut zu Lockdowns führen könnte. In einem solchen Szenario wird mit einem deutlichen Nachfragerückgang gerechnet. Aktuell gibt es eher eine Versorgungslücke bei Rohöl. Sollte sich die Corona-Pandemie weiter stark entwickeln, würde es zu einem drastischen Ausfall bei der Nachfrage kommen.

Auch ist nicht klar, wie und ob sich die Verhandlungen mit dem Iran auf die Ölpreise auswirken werden. Aktuell gibt es in den Verhandlungen keine nennenswerten Entwicklungen. Sollten sich jedoch der Iran und die USA, wonach es aktuell nicht aussieht, auf eine Aufhebung der Sanktionen einigen, könnte der Markt deutlich mehr Öl aus dem Iran erhalten, was zu fallenden Preisen führen dürfte. Das Szenario wurde zwar in den letzten Monaten sehr gefürchtet, könnte aber laut einigen Analysten sogar für eine Entspannung auf der Nachfrageseite sorgen.

Für Verbraucher sind die aktuellen Ölpreise nicht besonders schön. Denn die Ölpreise treiben die Heizölpreise und Benzinpreise weiter nach oben. Auch eine höhere Inflation in den Wirtschaften ist die Folge. Die Preisschraube richtet sich immer mehr am Ölpreis aus. Entsprechend ist der Effekt auch höher bei privaten Haushalten.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1826 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Aktuell belastet der stärkere Dollar eher die Nachfrage.

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