Ölpreise steigen deutlich – Finanzmärkte ziehen Ölpreise nach oben | Aktuelle Ölmarkt-News vom 27.05.2022

um 09:57 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben sich auf Wochensicht mit starken Gewinnen zurückgemeldet und in dieser Woche um rund vier Prozent zugelegt. Heute früh halten die Ölpreise das hohe Preis-Niveau. Auf dem Ölmarkt werden dafür die positiven Entwicklungen auf den weltweiten Finanzmärkten verantwortlich gemacht. Gleichzeitig haben Indikatoren ebenfalls zu einer positiven Entwicklung beigetragen. Unsicherheiten herrschen weiterhin aufgrund des Ukraine-Krieges, der No-Covid-Strategie Chinas, aber auch dem weiterhin möglichen Embargo für russisches Rohöl durch die EU. Ein Fass der leichten US-Sorte WTI notiert aktuell bei 114,05 $ und Brent kostet 117,44 $ je Fass.

Die Finanzmärkte sind im Aufwind. Auslöser sind ausgerechnet schlechtere Konjunkturdaten aus den USA. Diese belasten auch den US-Dollar, der deutlich nachgegeben hat. Die schlechten Daten sorgen auf dem Parkett jedoch für Entspannung, da weitere extreme Zinserhöhungen in den USA von Analysten und Experten nicht mehr kurzfristig erwartet werden. Die US-Notenbank FED dürfte keine größeren Zinsschritte mehr einleiten, damit die Wirtschaft nicht komplett unter der Zinsbelastung leidet. So werden die geplanten Zinsschritte um eine teilweise Erhöhung um je einen halben Punkt als gesetzt gesehen. Das sorgt für positive Stimmung an den Finanzmärkten und hilft den Ölpreisen.

Unterdessen spielen auch neuere Spekulationen um ein EU-weites Embargo für russisches Rohöl eine wichtige Rolle bei der Preisgestaltung. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte vor ein paar Tagen im ZDF heute journal davon gesprochen, dass ein Embargo in „greifbare Nähe“ gerückt sei. Zuletzt hatte das Vorhaben vor allem am Widerstand Ungarns keine Zustimmung erhalten. Einem EU-weiten Embargo müssen alle Mitgliedsstaaten zustimmen. Ungarn ist massiv abhängig von russischem Rohöl. Auch eine Ausnahmelösung hatte die Regierung von Ministerpräsident Orban abgelehnt. Jetzt könnte es längere Ausnahmen für Ungarn geben. Sollte das Embargo kommen, könnten die Ölpreise zumindest kurzfristig noch einmal einen Sprung nach oben machen.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Russland scheint sich bereits auf ein solches Embargo einzustellen. So gibt es erste Hinweise darauf, dass die Förderung von Rohöl gedrosselt werden könnte. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak erklärte, dass die Förderung von russischem Rohöl um über 8 Prozent im Jahr 2022 sinken könnte. Damit würde ein Effekt eintreten, vor dem auch Habeck gewarnt hat. Durch die Verknappung von Rohöl könnten die Rohölpreise so steigen, dass Russland ohne die EU dennoch genügend Geld mit weniger Rohöl einnimmt. Der Effekt eines Embargos wäre sehr gering und die EU hätte dabei künstlich die Preise nach oben getrieben.

Problematisch dürfte ein Embargo für russisches Rohöl auch mit Blick auf die USA werden. Dort gibt es ernsthafte Überlegungen für einen Exportstopp eigener Ölprodukte. Hintergrund sind die sehr stark angestiegenen Benzin- und Diesel-Preise. Für US-Verhältnisse sind die Preise für Benzin und Diesel ziemlich hoch. Ein Exportstopp könnte die US-Autofahrer deutlich entlasten. Gleichzeitig würde ein Exportstopp vor allem die EU-Länder sehr hart treffen. Diese hatten sich zuletzt deutlich stärker an die USA gebunden. Das Angebot für Diesel und Benzin würde bei einem Exportstopp global deutlich verknappt werden und dürfte zu noch teureren Spritpreisen führen.

Für einen weiteren Auftrieb hat auch die Meldung über die aktuelle Bestandsentwicklung in den US-Lagern gesorgt. Die US-Energiebehörde (DOE) meldete erneut einen deutlichen Abbau bei Rohöl (- 1 Mio. Barrel). Bei den Mitteldestillaten gab es hingegen Aufbauten (+ 1,7 Mio. Barrel). Benzin nahm hingegen ebenfalls weiter ab (- 0,5 Mio. Barrel). Mittlerweile haben die Benzinreserven der USA einen mehrjährigen Tiefststand erreicht. Dabei beginnt die US-Fahrsaison erst zum 31. Mai. Entsprechend dürfte die Nachfrage nach Benzin und Diesel noch einmal steigen und sowohl die Rohölnachfrage steigern als auch die Produktion von Rohölprodukten weiter reizen.

Für Verbraucher bleiben die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise bleiben auf hohem Preisniveau. Die Spritpreise und Benzinpreise bleiben teuer. Die hohen Preise für Diesel, Benzin und Heizöl haben mit dazu beitragen, dass die Inflationsrate in Deutschland auf 7,4 Prozent gestiegen ist. Auch die Lebensmittelpreise sind zuletzt deutlich angestiegen. Unabhängig davon zeichnet sich aber auch ab, dass neben Lebensmittel und Energie auch alles andere deutlich teurer geworden ist. Deutsche Zentralbanker fordern daher eine schnelle Anhebung der Zinsen. Die EZB wird vermutlich ab September umschwenken. Darauf deuten die jüngsten Äußerungen der EZB-Chefin Christine Lagarde hin.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,0749 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell deutlich schwächer als in den vergangenen Wochen. Die Nachfrage nach Rohöl wird dadurch deutlich gesteigert.

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