Ölpreise steigen auf Mehr-Jahres-Hoch – Energiekrise verschärft Sorgen | Aktuelle Ölmarkt-News vom 15.10.2021

um 11:05 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Auch in dieser Woche setzen die Ölpreise ihren Höhenflug fort und notieren aktuell jeweils bei einem Mehr-Jahres-Hoch. Brent-Öl hat erneut ein Drei-Jahres-Hoch erreicht, während das US-Öl WTI einen neuen höchsten Wert seit sieben Jahren erreicht hat. Der aktuelle Grund bleibt dabei weiterhin die aktuelle Energiekrise. An unserem Preis-Chart sieht man die weitere Steigerung des Ölpreises deutlich. Auf dem globalen Ölmarkt herrscht eine Angebotsknappheit vor, die zu einer weiteren Preisrally beigetragen hat und sich auch bis ins nächste Jahr fortsetzen dürfte. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 81,93 $. Brent kostet 84,73 $ je Fass.

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sieht bis zum Ende des Jahres ein deutliches Rohöl-Defizit auf den Markt zukommen. Hintergrund sei das Fehlen von Erdgas in Asien und Europa. Rohöl und Rohölprodukte werden als Substitut benutzt, was die globale Nachfrage insgesamt steigert. Bereits jetzt trage die große Nachfrage nach Erdöl zu einem Engpass bei der Gesamtversorgung und auf dem Rohölmarkt bei. Bis zum Ende des Jahres dürfte der Markt laut IEA um etwa 700.000 Barrel pro Tag weniger Öl zur Verfügung haben. Auch die Ölbestände bei den OECD-Staaten seien mittlerweile so niedrig, wie zuletzt im Jahr 2015.

Dass sich die Lage auf dem Ölmarkt nicht entspannen wird, machten bereits einzelne wichtige OPEC-Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der OPEC+-Partner Russland deutlich. Forderungen nach einer Anhebung der Fördermengen wurden erneut zurückgewiesen. Dabei spielt Russland auch eine wichtige Rolle im Gaskonflikt. Das Defizit in Europa geht auf die Lieferungen von Russland zurück. Zwar könnte Russland mehr liefern, hat sich jedoch nur an die vereinbarten Mengen gehalten. Der russische Präsident Putin hatte in der Woche bereits angekündigt, dass die Versorgungsmenge mit Gas für Europa gesteigert werden soll.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Als Bremse für die Ölpreise traten gestern die Bestandsdaten aus den USA auf. Nachdem zuvor bereits die API höhere Bestände vermutet hatte, hat die US-Energiebehörde (DOE) deutlich mehr Aufbauten bei Rohöl vermeldet als von der API prognostiziert. Dagegen gab es einen Rückgang bei Mitteldestillaten und Benzin. Die Meldung sorgte zunächst für eine Abbremsung, allerdings reagierte der Ölmarkt heute früh eher unbeeindruckt und zeigte, dass die Zahlen der DOE eher in den Hintergrund gerückt sind.

Die konjunkturell bedingt höhere Nachfrage nach Erdöl und Erdölprodukten steigert die Angebotsknappheit auf dem Ölmarkt weiter. Hier hat sich die Corona-Pandemie in keiner Form so gezeigt, wie vor einigen Monaten von vielen Analysten erwartet. Stattdessen ist die weltweite Mobilität gestiegen, Reisewarnungen und Beschränkungen wurden aufgehoben, Lockdowns sind weniger geworden und die Impfkampagnen scheinen zumindest so gewirkt zu haben, dass in wichtigen Industrie- und Schwellenländern die Produktivität weiter zunehmen konnte.

Dennoch muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass es gerade weiterhin an wichtigen Dingen weltweit mangelt. So zeigt sich anhand des Chipmangels, wie anfällig die logistischen Lieferketten weltweit geworden sind. Die Auswirkungen sind verheerend. Die Energiekrise könnte dazu beitragen, dass die Erholung der weltweiten Konjunktur stark geschwächt wird. In diesem Szenario tragen die höheren Energiepreise zum Abwürgen der Wirtschaft bei. Hinzu kommen Sorgen an den Finanzmärkten vor einer noch stärkeren Inflation.

Für Verbraucher sind die aktuell hohen Ölpreise Gift. Die Heizölpreise sind auf einem Rekordniveau für dieses Jahr angelangt und notieren auf einem Mehr-Jahres-Hoch. Die Spritpreise und Benzinpreise sind sogar auf einem Allzeithoch angekommen. Die Inflation wird durch die hohen Kosten für Energie weiter angetrieben und könnte aufgrund der Energiekrise deutlich stärker werden, was zu Zinsanhebungen führen müsste. Ein Ende der lockeren Geldpolitik in vielen Nationen der Welt wäre die Folge.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1604 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell stärkere Dollar belastet weiterhin die Rohöl-Nachfrage.

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