Ölpreise stabilisiert sich auf hohem Preis-Niveau | Aktuelle Ölmarkt-News vom 20.11.2020

um 10:37 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Mit dem Blick auf unseren Preis-Chart wird deutlich, dass die Entwicklung der Rohölpreise in der zurückliegenden Woche deutlich weniger Preis- schwankungen unterlag als noch in den ersten beiden November-Wochen. Auch wenn die Notierungen heute Morgen nachgaben, befinden sich die Preise tendenziell in einer anhaltenden Aufwärtsbewegung. Die für Europa relevante Rohölsorte Brent notierte im frühen Handel bei 44,1 $/b und die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete 41,8 $/b. Die Preise beider Sorten stiegen somit auf Wochensicht um jeweils rund 1,0 Dollar/Barrel. Somit sind die Notierungen bereits die dritte Woche in Folge gestiegen. Aktuell verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass der Aufwärtstrend ein zeitnahes Ende finden könnte.

Der designierte Präsident Joe Biden fordert vom aktuellen US-Präsidenten Trump weiterhin eine schnelle Übergabe der Amtstätigkeiten, um schnellstmöglich Schritte zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den USA einleiten zu können. Präsident Trump erkennt jedoch seine Niederlage bis heute nicht an und hat in mehreren Staaten rechtliche Schritte gegen das offizielle Ergebnis der Wahlauszählungen eingeleitet. Die gerichtlich angeordnete händische Neuauszählung der Wahlstimmen im Bundesstaat Georgia hat ergeben, dass die vorherige Auszählung korrekt war und Joe Biden eine deutliche Mehrheit erhalten hat. Trump spricht weiterhin von Unregel- mäßigkeiten bei der Wahl ohne für seine Behauptungen Beweise vorlegen zu können.

Die Notwendigkeit einer schnellstmöglichen Übergabe der Amtstätigkeiten zeigt sich auch in der Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA. Zuletzt wurden in vielen Ländern in Europa und auch in den USA neue Höchststände erreicht. In den Vereinigten Staaten wurde ein weiterer negativen Rekord erzielt, da es alleine gestern in den USA zu mehr als 2.200 Todesfällen durch den Coronavirus kam und die Gesamtzahl der Todesfälle auf mehr als 250.000 gestiegen ist. Die jüngste Entwicklung hat dazu geführt, dass mit dem Bundesstaat Kalifornien auch wieder in den USA ein teilweiser Lockdown für einen Monat verhängt wurde. Nicht essenzielle Arbeit sind ab morgen verboten und darüber hinaus wurde eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr veranlasst.

Doch nicht nur die Auswirkungen der Corona-Krise haben Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte und die Entwicklung des Rohölpreises. Der Fokus vieler Marktteilnehmer hat sich zuletzt auch wieder in Richtung des Opec + Verbundes gerichtet. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise auf zunehmende Spannungen innerhalb des Kartells. Insbesondere zeigten sich Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate unzufrieden mit der Aufteilung der verabredeten Produktionsmengen, sodass im Extremfall sogar über einen Austritt aus dem weltweit größtem Ölverbund gesprochen werden müsste.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Nicht nur die Unzufriedenheit seitens der Vereinigten Arabischen Emirate sorgte zuletzt für Unruhe innerhalb des Verbundes. Den wohl größten Anteil an der Stimmungslage hat die Disziplinlosigkeit von gleich mehreren Produktionsländern. Auch wenn nicht bekannt ist um welche Mitglieder es sich handelt, wurde zuletzt betont, dass sich diese trotz mehrfacher Aufforderung die zugesagten Kürzungen im vereinbarten Umfang nicht umgesetzt haben. Die erlaubten Produktionsmengen wurden infolge der Corona-Krise festgesetzt, um den Ölmarkt zu stabilisieren und den Ölpreis deutlich zu steigern. Nach aktuellem Stand sollen zu Beginn des kommenden Jahres die Mengen steigen, jedoch weiterhin deutlich unter dem „Vor-Corona-Niveau“ bleiben.

Auch wenn sich zum Ende der aktuellen Woche wieder marktrelevante Meldungen häufen, die eine belastende Wirkung auf die Rohölpreise haben sollten, können die preisstabilisierenden Meldungen der letzten Tage die Impulse der jüngsten Nachrichten „abfedern“. An erster Stelle ist die Hoffnung auf eine zeitnahe Zulassung eines wirksamen Corona-Impfstoffes zu nennen. Zu Beginn der Woche wurden seitens der beiden Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer weitere vielversprechende Daten vorgelegt, die nach dem Abschluss letzter Analysen bei der Erprobung ihres Corona-Impfstoffes ermittelt wurden. Außerdem wurde am Mittwoch vom US-Unternehmen Moderna bestätigt, dass auch sie einen wirksamen Impfstoff entwickelt haben, der zeitnah zur Verfügung steht.

Wie die deutsche Kanzlerin Merkel bereits vor mehreren Monaten betonte, steht Deutschland und die Welt vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Aussichten auf die baldige Zulassung eines wirksamen Impfstoffes könnte nicht nur zu einer weiteren Stabilisierung der Rohölpreise führen, sondern nachhaltige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die damit verbundenen Rohölnachfrage haben. In Bezug auf die kurz- bis mittelfristige Prognose zur weiteren Entwicklung der Rohölpreise stehen die Chancen auf eine Stabilisierung und einer anhaltenden Aufwärtsbewegung der Preise dementsprechend deutlich besser als noch vor wenigen Wochen. Eine Garantie auf eine konstante Fortsetzung ist jedoch nicht zu geben, da der Faktor Zeit nur äußerst schwer einzuschätzen ist. Sowohl in Bezug auf die Erholung der Rohölpreise, als auch auf weltweit zur Verfügung stehende Impfmöglichkeiten.

Zurück