Ölpreise stabilisieren sich – OPEC+ reagiert auf unsichere Situation | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.12.2021

um 11:28 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Die Ölpreise haben sich nach den starken Turbulenzen der vergangenen Tage wieder einigermaßen stabilisiert. Heute früh legten die Ölpreise leicht zu, mittlerweile ist der Anstieg deutlicher geworden. Das Treffen der OPEC und die Einigung mit ihren Verbündeten (OPEC+) konnte den Markt etwas beruhigen. So werden die Förderanhebungen fortgesetzt, aber auch der Blick auf Entwicklungen zielgerichteter. Die OPEC versprach zeitnah bei Änderungen des Geschehens reagieren zu wollen. Doch die Unsicherheiten auf dem Ölmarkt wegen der Corona-Mutante Omikron bleiben bestehen. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 68,23 $. Brent kostet 71,57 $ je Fass. Im Vergleich zur Vorwoche hat WTI um rund 5 $ und Brent um rund 7 $ nachgegeben.

Die in Südafrika von Wissenschaftlern entdeckte und mittlerweile stark verbreitete Variante B.1.1.529 des Coronavirus (Omikron) gilt als hochansteckend und könnte sogar gegen Impfungen Resistenzen aufweisen. Vorsorglich haben mehrere Länder, darunter auch Deutschland, Reisen aus Südafrika und benachbarten Ländern einschränkt. Mittlerweile ist jedoch klar, dass die Variante längst die EU und transatlantische Länder erreicht hat. Entsprechend wird in Deutschland aktuell über eine Impfflicht diskutiert. Auch Anpassungen an den bisherigen Impfstoffen sind notwendig. Hier hatte der moderna-Chef in dieser Woche die Börsen und die Ölpreise auf Talfahrt geschickt.

Mittlerweile notieren auch die Finanzbörsen stabiler und positive Konjunkturdaten aus den USA stützen die Ölpreise mit. Aufgrund der neuen Situation wollen sich die USA ihre Freigabe von strategischen Reserven (Notreserven) noch vorbehalten und auf die weitere Entwicklung der Ölpreise reagieren. Dies wurde auch den OPEC-Ländern, allen voran Saudi-Arabien, teilweise über diplomatische Kanäle mitgeteilt. Die Sorgen, dass eine Auflösung der strategischen Reserven nicht nur zu einem Verfall, sondern zu einem Preiskrieg und einer Einschränkung der Verfügbarkeit von Rohöl sorgen könnten, haben deutlich zugenommen. Die Corona-Mutante Omikron ist dabei nur ein weiteres Signal für alle Beteiligten mehr zusammenzuarbeiten.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Für weitere Impulse könnten heute Nachmittag neue Marktdaten zur Arbeitslosigkeit in den USA liefern. Sollten sich die Voraussagen von Experten bestätigen und mehr als 500.000 neue Stellen in den USA außerhalb der Landwirtschaft aufgebaut worden sein, könnte dies ein Signal gegen die Ölpreise sein. Hintergrund ist, dass die US-Notenbank FED ihre Anleihe-Programme zurückfährt und so weniger Geld in den Markt pumpt. Außerdem steht eine Erhöhung der Leitzinsen an. Sollten die Daten auf dem US-Arbeitsmarkt positiv ausfallen, würde dies den Kurs der Notenbank stützen. Das Nachsehen haben in solchen Szenarien Anlagen, die als nicht sicher gelten. Anleger orientieren sich dabei am Öl vorbei.

Einen Nachteil müssten dann auch die Finanzbörsen fürchten, weil nicht mehr viel Spielraum für steigende Kurse vorhanden sind. Stärker würde hingegen der US-Dollar, der schon jetzt deutlich aufgewertet hat. Die Zinsen würden allerdings auch der starken Inflation Einhalt gebieten können. Die US-Politik steht daher unter genauerer Beobachtung. US-Präsident Joe Biden steht unterdessen innenpolitisch massiv unter Druck. Entsprechend versucht die US-Regierung mit ihren möglichen Mitteln bei der Preisschraube zu drehen. Vor allem setzt Biden aktuell auf günstigere Benzinpreise auf dem heimischen Markt.

Für Verbraucher sind die aktuellen Ölpreise Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau, trotz deutlich günstigerer Preise in den letzten Wochen. Die Spritpreise und Benzinpreise haben hingegen nur wenig von ihren Höchstwerten abgegeben. Sollten die Ölpreise weiter sinken, könnte dies zumindest kurzfristig für etwas Entlastung sorgen. Auf lange Sicht betrachtet, sind die Preise jedoch weiterhin sehr hoch. Dies steigert auch die Inflation in Deutschland, die zuletzt mit über 5,2 % im November ein neues Rekordhoch seit über 29 Jahren erreicht hat.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1300 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der aktuell deutlich stärkere und aufgewertete US-Dollar belastet die globale Rohöl-Nachfrage. Importe sind teurer geworden.

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