Ölpreise stabilisieren sich nach Preisrücksetzer | Aktuelle Ölmarkt-News vom 16.07.2018

um 09:10 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise in der zurückliegenden Handelswoche spürbar nachgeben hatten, zeichnet sich zum Start der neuen Handelswoche eine Stabilisierung an. Zumindest erholten sich die Ölnotierungen am Freitag von dem jüngsten Preisrücksetzer und auch wenn die Ölpreise heute Morgen im frühen etwas nachgeben, so blieb unterm Strich ein Plus bei den Rohöl-Leitsorten stehen. Die Nordsee-Ölsorte BRENT legte um gut 0,7 $/b zu und wurde am Montagmorgen bei 74,9 Dollar/ Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI kletterte um 0,4 $/b und notierte am Morgen bei 70,6 Dollar/Barrel.

Nach der Zuspitzung im Handelsstreit zwischen den USA und China zeichnete sich zuletzt eine Entspannung der Lage ab. Nicht US-Präsident Trump sorgte für versöhnlichere Töne sondern sein Finanzminister. So signalisierte Mnuchin, dass US-Vertreter für Verhandlungen in dem Konflikt bereitstünden. Dies wurde in China positiv aufgenommen und Peking signalisierte ebenfalls Gesprächsbereitschaft. Für eine wirklich entspannte Stimmung an den Börsen sorgte die Nachricht jedoch nicht, denn niemand weiß ob es sich nur um ein Zwischenhoch im Zuckerbrot und Peitsche-Spiel des US-Präsidenten handelt.

Die Zahlen vom US-Ölmarkt waren zuletzt eindeutig preistreibend ausgefallen, was den Rohstoffbörsen jedoch erstaunlich unbeachtet blieb. So waren die gesamten US-Öllagerbestände mit 766 Mio. Barrel auf ein neues dreieinhalb-Jahrestief gefallen und die US-Ölproduktion stagnierte erneut auf dem aktuellen Rekordstand von 10,9 Mio. Barrel pro Tag. Zudem wurde am Freitag bekannt, dass die Ölbohraktivitäten in den USA nicht zugenommen haben.

Dafür hatte jedoch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass die US-Regierung möglicherweise auf die nationalen Öl-Notreserven zurückzugreifen will, um weiter steigende Ölpreise zu verhindern. Der Grund für eine solch drastische Maßnahme ist darin zu finden, dass in den USA noch in diesem Jahr die Kongresswahlen anstehen. Steigende Benzinpreise werden von den Amerikanern nicht gerne gesehen und sorgen besonders bei den republikanischen Wählern für schlechte Stimmung. Diesem Umstand könnte es auch geschildet sein, dass sich Trump zuletzt häufiger über zu hohe Ölpreise beschwert und Unterstützung aus Saudi-Arabien eingefordert hat.

Marktentwicklung Ölpreise, Ölnotierungen

 

Saudi-Arabien hat seine Ölexporte zuletzt auch spürbar erhöht und fördert mit rund 10,7 Mio. Barrel pro Tag zurzeit so viel Rohöl wie noch nie. Zudem soll das Königreich einigen Handelspartnern zurzeit Extra-Rohöllieferungen anbieten, die über die vertraglich festgesetzten Mengen hinaus angehen und für die Saudi-Arabien wohl auf seine eigene Reserve zurückgreifen muss.

Auch wegen dieser Maßnahmen haben die Ölpreise zuletzt etwas nachgegeben. Allerdings handelt es sich hierbei wahrscheinlich nur um einen kurzfristigen Erfolg und nicht um einen nachhaltigen Preisrückgang. So geht die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten Monatsreport davon aus, dass das Ölangebot weiterhin beschränkt bleiben wird. Einige OPEC-Staaten müssen laut Einschätzung der IEA bald wohl an ihre maximale Förderkapazität herangehen, um die Defizite andere Mitglieder ausgleichen zu können.

Trotz des jüngsten Preisrückgangs bleibt die angespannte Angebotslage somit ein zentraes Thema am Ölmarkt. Neben dem schwächelnden US-Ölmarkt und Lieferausfällen in Kanada, stehen vor allem Venezuela, Libyen und der Iran im Fokus. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Iran. Zwar hat Saudi-Arabien angekündigt, dass man den Weltölmarkt, im Falle eines Ölembargos gegen den Iran, durch Reservekapazität stabilisieren werde, doch ob diese ausreichen werden ist mehr als fraglich. Sollten alle Länder den Forderungen von US-Präsident Trump nachkommen und ihre Ölimporte aus dem Iran bis November dieses Jahres vollständig einzustellen, so würde dies wohl zu einer Unterversorgung den Weltölmarktes führen.

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