Ölpreise stabilisieren sich nach Aufwärtsbewegung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.01.2020

um 10:47 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Am Montag kam es im Laufe des Handelstages zu kräftigen Preisanstiegen bei den Notierungen. Für die deutlichen Gewinne waren Meldungen von Ereignissen in gleich zwei OPEC - Staaten verantwortlich. Vor dem Hintergrund des seit über zwei Wochen anhaltenden Kräftemessens zwischen dem Iran und den USA, sorgte die Meldung über eine Förderungsunterbrechung auf einem iranischen Ölfeld für nervöse Stimmung am Ölmarkt. Außerdem kam es in Libyen zur Schließung einer Pipeline, die das größte Ölfeld des Landes mit Verladeanlagen am Mittelmeer verbindet.

Bereits vor den deutlichen Preisanstieg von gestern, bewegten sich die Notierungen in einem schmalen Preiskanal leicht nach oben. Bei einer Preissteigerung von unter 0,5 $/b innerhalb von einer Woche, konnte jedoch lediglich von einer übersichtlichen Aufwärtsbewegung innerhalb des anhaltenden Seitwärtstrends gesprochen werden. Der kurzfristige Ausbruch nach oben, wurde durch die Gegen- bewegung von heute wieder ausgeglichen. Während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) am Morgen um deutliche 0,4 $/b auf 58,2 Dollar/Barrel fiel, waren die Preisrückgänge bei der Nordsee-Ölsorte BRENT mit 0,6 $/b auf 64,6 Dollar/Barrel noch kräftiger.

Auch wenn es im Kräftemessen zwischen dem Iran und den USA in den letzten Tagen verhältnismäßig ruhig geworden ist, bleibt die angespannte Lage im Nahen Osten weiterhin ein Thema am Ölmarkt. Nach dem Anschlag vor zwei Wochen auf einen hochrangigen iranischen General kam es zu massiven Risikoaufschläge, deren Großteil jedoch bis gestern wieder abgegeben wurden. Die Nervosität des Ölmarktes wurde am Preisanstieg als Folge eines zwischenzeitlichen Förderungsstopps auf einem iranischen Ölfeld deutlich. Auch wenn die Angst vor einer neuen Eskalation abgenommen hat, so kann von einer vollumfänglichen Entwarnung keine Rede sein.

Der Fokus der Marktteilnehmer liegt im Moment jedoch vielmehr auf die aktuelle Entwicklung in Libyen. Seit Jahren tobt in dem Land ein Bürgerkrieg, der bereits in der Vergangenheit immer wieder für Produktionsausfällen gesorgt hat. Aufgrund der aktuellen Schließung einer der wichtigsten Pipelines der nordafrikanischen Nation, kam es am Wochende zur zwangsläufigen Senkung der üblichen Produktions- mengen. Durch die Schließung wurde die Verbindung zwischen wichtigen Verladeanlagen am Mittelmeer und dem größten Ölfeld des Landes unterbrochen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen



Am Ölmarkt wird aktuell davon ausgegangen, dass die Lieferungen aus dem Sharara-Ölfeld bald wieder aufgenommen werden können und somit kurzfristige Lieferengpässe ausbleiben. Die Schließung der Pipeline wird von einigen Marktteilnehmern als taktisches Druckmittel in den Friedensverhandlungen von libyschen General Haftar interpretiert. Auf einem internationalen Gipfeltreffen in Berlin versuchten Diplomaten und Politiker am Sonntagt einen einheitlichen Weg zum Frieden in Libyen zu finden.

Nach über 18 Monaten Handelsstreit mit gegenseitig erhobenen massiven Sanktionen, kam es letzte Woche zur Unterzeichnung eines Teilabkommens zwischen den beiden größten Volkswirtschaften China und USA. Marktteilnehmer haben die Unterzeichnung der Vereinbarung als für beide Seiten zufriedenstellende Momentaufnahme verstanden und nicht als vollumfängliche Lösung des umfangreichen Disputs. Die Einigung der beiden Wirtschaftsmächte wurde am Markt zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, jedoch bleibt abzuwarten, ob die Vereinbarung sowohl die „lahmende“ Weltwirtschaft stärkt und infolgedessen auch die weltweite Ölnachfrage kurz- bis mittelfristig steigt.

Allgemein muss weiterhin von einem impulsarmen Handel an den internationalen Finanzmärkten gesprochen werden. Am Beispiel der zwischenzeitlichen Förderungsunterbrechung im Iran wird deutlich, dass die Aufmerksamkeit des Ölmarktes auch auf vergleichsweise kleine Meldungen gerichtet ist. Die Reaktionszeit auf marktrelevante Meldungen bleibt kurz und führt am Ölmarkt immer häufiger zu kurzfristigen Preisanpassungen. Zusammenfassend lässt sich eine eindeutige Tendenz am Ölmarkt nicht ablesen, da sich preisdrückende und preis- stabilisierende Impulse aktuell neutralisieren. Kurfristig sollte davon ausgegangen werden,  dass die Notierungen im Seitwärtstrend verbleiben. Eine mittel- bis langfristig Prognose bleibt weiterhin schwierig.

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