Ölpreise stabilisieren sich auf niedrigem Niveau | Aktuelle Ölmarkt-News vom 30.11.2018

um 08:23 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Im Verlauf der aktuellen Handelswoche haben sich die Ölpreise auf einem sehr niedrigen Level stabilisiert. Mit 59,7 Dollar/Barrel notiert die Nordsee-Ölsorte BRENT am Freitagmorgen knapp unter der 60-Dollar-Marke, welche in dieser Woche zum ersten Mal seit Oktober 2017 wieder unterschritten wurde. Auch der OPEC-Korbpreis stand in dieser Woche zumeist unter 60 Dollar/Barrel und die US-Ölsorte WTI wurde am Freitagmorgen mit 51,5 Dollar/Barrel nur knapp über der 50 Dollar-Marke gehandelt.

Seit Anfang Oktober sind die Ölpreise nun bereits um massive 30 Prozent eingebrochen. Vor allem in dieser Höhe kam der Rückgang der Ölpreise für Marktbeobachter sehr überraschend, denn vor zwei Monaten hatten sich die Ölpreise noch in Richtung 90 Dollar bewegt und die einhellige Meinung war, dass die 80 Dollar-Marke wohl nicht mehr so schnell unterschritten werden wird. Doch wie es an einem hoch spekulativen Markt wie dem Ölmarkt vorkommen kann, drehte die Stimmung in den vergangenen Wochen so deutlich, dass sich auch spekulative Anleger im großen Umfang zurückzogen, was die Talfahrt der Ölpreise noch verstärkte.

In den kommenden Tagen stehen nun richtungsweisende Entscheidungen für die Ölpreisentwicklung der kommenden Monate an. Der Fokus der Händler liegt dabei zunächst am dem G20-Gipfel und im weiteren Wochenverlauf dann auf dem anstehende OPEC-Meeting. Das Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ist für den Ölmarkt gleich in mehrfacher Hinsicht spannend. Einerseits wurden die Ölpreise zuletzt nicht nur durch die Angebotsseite sondern auch durch die Nachfrageseite unter Druck gesetzt. Daher blicken Anleger gespannt auf mögliche Signale, die es im Handelskonflikt zwischen den USA und China geben könnte. Zuletzt waren wichtige Konjunkturdaten weltweit mäßig ausgefallen und allgemein herrscht die Hoffnung, dass ein Ende im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt eine Trendwende bringen könnte.

Neben dem Zusammentreffen von US-Präsident Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping, stehen am Ölmarkt zudem Gespräche zwischen Russlands Präsident Putin und dem saudischen Kronprinzen Bin Salman im Fokus. Beide Länder fördern zurzeit mit 11,3 bzw. 11,4 Mio. Barrel pro Tag auf Rekordniveau Rohöl an die Erdoberfläche, wollen nun aber über ihre aktuelle Förderpolitik und eine mögliche Kürzung der Ölförderung sprechen, um die Preise am Weltölmarkt zu stabilisieren. Russland hatte zuletzt allerdings wenig Interesse an einer Förderkürzung gezeigt, denn das Land benötigt die Einnahmen aus dem Ölgeschäft dringend für zuletzt getätigte Investitionen in neue Ölfelder und den Staatshaushalt.

 

 

OPEC-Leader Saudi-Arabien befindet sich hingegen in einer Zwickmühle, denn die Politik und der Weltölmarkt sind stark miteinander verwoben. Obwohl sich Saudi-Arabien zuletzt für eine spürbare Förderkürzung der OPEC ausgesprochen hatte, wird der saudische Kronprinz seinen Verbündeten Trump zurzeit wohl kaum verprellen wollen, denn als nahezu einziger gibt der US-Präsidenten dem saudischen Monarchen zurzeit demonstrativ Rückendeckung im Fall des ermordeten Journalisten Khashoggi.

Trump macht jedoch auch keinen Hehl daraus, dass er als Gegenleistung eine ungebremste Förderung und sogar noch weiter fallende Ölpreise sehen will. So dankte der US-Präsident dem Königreich zuletzt via twitterte für die gesunkenen Ölpreise und forderte dazu auf, den Ölpreis als Konjunkturprogramm für die Weltwirtschaft noch weiter nach unten zu treiben. Dafür ist er offensichtlich auch bereit politische und moralische Bedenken hinten an zu stellen.

Insgesamt sieht es daher so aus als ob sich die drei größten Ölproduzenten der Welt, die insgesamt rund 40% des globalen Ölbedarfs stellen, darauf verständigen könnten, dass man die Ölpreise zurzeit nicht durch übermäßige Markteingriffe beeinflussen will. Ins Bodenlose wird man die Ölpreise aber wohl auch nicht fallen lassen, denn dann könnten die US-Fracking-Industrie und auch einige Staatshaushalte wieder in Schieflage geraten. Eine Einigung könnte somit eine Stabilisierung der Ölpreise auf dem aktuellen Level sein.

Sollte auf dem G20-Gipfel eine solche Einigung erreicht werde, so könnte die OPEC auf ihrem Treffen in der kommenden Woche die im Raum stehende moderate Förderkürzung um rund eine Million Barrel pro Tag verkünden, was dann in etwa nur die Rücknahme der jüngsten Fördererhöhung von Saudi-Arabien wäre, die sich im Zuge der US-Sanktionen gegen den Iran ergeben hatten. Für eine Stabilisierung der Ölpreise wird diese Förderkürzung, nach dem jüngsten Sturzflug der Ölpreise wohl ausreichen, zu deutlich steigenden Ölpreisen wird dies aber wohl nicht führen.

Aus den USA, das sich im Jahr 2018 mit aktuell 11,7 Mio. Barrel/Tag wieder zum größten Ölförderland der Welt aufgeschwungen hat, kamen in dieser Woche preisdrückende Impulse für den Ölmarkt. So meldete das dortige Energieministerium einen erneuten Aufbau der gesamten Öllagerbestände in Höhe von 5,5 Mio. Barrel. Dabei legten die Rohöllager um 3,6 Mio. Barrel zu und die Lager der Ölprodukte (Heizöl, Diesel und Benzin) wuchsen um 1,9 Mio. Fass an. Mit aktuell 797 Mio. Barrel befinden sich die US-Öllager zurzeit auf dem höchsten Stand der vergangenen acht Monate und sind seit dem Tiefststand im Juli dieses Jahres um knapp 40 Mio. Barrel gestiegen.

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