Ölpreise stabilisieren sich auf 5-Monats-Hoch | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.04.2019

um 09:10 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Nachdem die Ölpreise zum Wochenbeginn zunächst gesunken waren, bewegten sich die Ölnotierungen am gestrigen Handelstag wieder nach oben. Auch am heutigen Mittwochmorgen knüpften die Ölpreise an die Vortagesgewinne an und legten in einem insgesamt ruhigen Handel weiter zu. So kletterte die Nordsee-Ölsorte BRENT zur Wochenmitte um 1,1 $/b und wurde am Morgen bei 72 Dollar/Barrel gehandelt. Die US-Ölsorte WTI stieg ebenfalls um 1,2 $/b und notierte am Mittwochmorgen bei 64,5 Dollar/Barrel. OPEC-Rohöl kostete in der bisherigen Woche gut 70 Dollar/Barrel.

Insgesamt scheinen sich die Ölpreise zurzeit auf ihren fünfmonatigen Höchstständen zu stabilisieren. Zwar werden die Ölnotierungen weiterhin durch die knappere Angebotslage gestützt und tendenziell spricht aktuell auch mehr für steigende als für fallende Ölpreise, dennoch hat die jüngste Aufwärtsbewegung zunächst eine Verschnaufpause eingelegt, weil an den Börsen weiterhin kritisch auf die globale Konjunkturentwicklung geschaut wird.

Als gestern jedoch überraschend gute Konjunkturdaten aus China über den Ticker liefen, drehten auch die Ölpreise umgehend nach oben. Trotz der negativen Auswirkungen durch den Handelskonflikt mit den USA wuchs die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal mit 6 ,4 Prozent stärker als erwartet wurde. Damit bleibt das Wachstumstempo in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft stabil, obwohl allgemein davon ausgegangen wurde, dass die Wirtschaftsleistung Chinas zurückgehen wird.

Sollte es im Handelsstreit zwischen den USA und China bald auch noch zu einem Ende kommen, dann deutet sich aktuell eine Belebung der Weltwirtschaft an, was nicht nur die Aktienkurse beflügeln wird sondern auch eine stärker steigende Ölnachfrage wahrscheinlich macht. Diese Aussichten stützen die Ölpreise tendenziell und machen zudem auch das spekulative Handelsprodukt Erdöl für Anleger interessanter, wenn sich die Stimmung an den Börsen aufhellt. Und dies kann zurzeit grundsätzlich festgestellt werden, denn auf breiter Front waren in den vergangenen Wochen Kursgewinne an den Aktienmärkten zu verzeichnen.

 

 

 

Am Ölmarkt bleibt zudem die angespanntere Versorgungslage ein zentrales Thema. Einerseits setzt das neu formierte Ölkartell OPEC+ seine beschlossene Förderkürzung strikt um sorgt somit für ein knapperes Angebot. Darüber hinaus drohen auch noch ungeplante Förderausfälle, die sich durch politische Unsicherheiten ergeben. Zu nennen sind hier vor allem die anhaltende, politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela, die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran und die Eskalation im libyschen Bürgerkrieg. Obwohl die Ölförderung Libyens bisher nicht durch den militärischen Konflikt zwischen der international anerkannte Regierung und dem einflussreichen General Haftar beeinträchtigt wurde, könnte der Konflikt in dem afrikanischen Land, dass pro Monat etwa eine Millionen Barrel Rohöl auf den Weltmarkt bringt, vor allem in Europa zu steigenden Ölpreisen führen.

Unabhängig von der Angbeotslage gehen OPEC und Internationale Energieagentur (IEA) aktuell davon aus, dass die Ölnachfrage spätestens in der zweiten Jahreshälfte die Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag übersteigen wird. Erst recht wenn der OPEC+ Verbund seine derzeitige Förderkürzung, gegen die Kritik von US-Präsident Trump, bis in die zweite Jahreshälfte hinein verlängert, wird sich am Weltölmarkt in der zweiten Jahreshälfte ein spürbares Angebotsdefizit ergeben.

Neue Impulse für die Ölpreise könnten kurz vor Ostern noch vom US-Ölmarkt kommen. Zuletzt hatte die Zunahme der aktiven Ölbohrlöcher etwas Druck auf die Ölpreise ausgeübt, allerdings war die Anzahl der Bohrlöcher in den Vorwochen auch gesunken, was die jüngste Entwicklung relativiert. Die US-Ölförderung befindet sich zwar weiterhin auf einem Rekordhoch von 12,2 Mio. Barrel pro Tag, doch auch diese Zahl hatte sich zuletzt nur wenig nach oben bewegt. Wie immer zur Wochenmitte richtet sich auch heute Nachmittag die Aufmerksamkeit der Händler wieder auf die neuen US-Öllagerdaten. Mit knapp 814 Mio. Barrel hatten sich auch die US-Öllagerbestände in den vergangenen vier Wochen stabil gezeigt, nachdem sie zuvor kräftig eingebrochen waren.

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