Ölpreise setzen zur Erholung an | Aktuelle Ölmarkt-News vom 14.02.2020

um 11:42 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Entwicklung der Rohölpreise im aktuellen Jahr, wird aufgrund von fünf aufeinanderfolgenden Wochen- verlusten von vielen Marktteilnehmern als außergewöhnlich bezeichnet. Somit empfinden viele Experten die aktuelle Erholungspause mit leicht steigenden Notierungen auch als längst überfällig, obwohl der maßgebliche Belastungsfaktor gerade erst gestern zu einem neuen Rückschlag an den Börsen geführt hat. Denn nach zwischenzeitlicher leichter Entwarnung, ist die Corona-Angst zurück.

Aktuell sind die Auswirkungen des Coronavirus‘ auch bei gleich zwei Großveranstaltungen zu spüren. Nachdem in den zurückliegenden Tagen bereits eine Vielzahl von namhaften Unternehmen ihre Teilnahme bei der weltgrößten Mobilfunkmesse MWC in Barcelona zurückzogen, hat sich der Veranstaltung der „Mobile World Congress“ für eine Absage der Messe entschieden. Und auch der für den 19. April geplanten Formel 1 Grand Prix in Shanghai wurde kürzlich virusbedingt abgesagt.

Neben den Absagen der beiden Veranstaltungen, hat die Corona-Krise weiterhin gravierende Auswirkungen am Ölmarkt. Auch wenn sich die Notierungen am Donnerstag von den zwischenzeitlichen Preisrück- gängen wieder erholt haben, so bleibt festzuhalten, dass die Rohölpreise in den letzten sechs Wochen um bis zu 23 Prozent sinken lassen und die amerikanische Rohölsorte WTI zu Wochenbeginn erstmals seit Januar 2019 unter die 50 Dollar-Marke rutschte.

Auch aufgrund der fast kontinuierlichen Rohölpreis – Rückgänge ist es umso überraschender, dass die Notierungen auf die neusten Meldungen aus China zur Wochenmitte nicht mit einem erneuten Preisrutsch reagiert haben. Durch 15.000 gemeldete Neuinfektionen an einem Tag, die Gesamtzahl der mit der neuartigen Lungenkrankheit Infizierten schlagartig auf über 60.000 angestiegen. Nach offiziellen Angaben der chinesischen Regierung ist auch die Anzahl der Todesfälle um rund 23 Prozent auf rund 1.400 gestiegen. Die aktuelle Entwicklung weckt jedoch Zweifel an den Statistiken.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen

Die US-Energiebehörde EIA informierte gestern in ihrem wöchentlichen Bericht über die siebte Woche in Folge mit steigende US-Lagerbestände. Während sich die Heizöl- und Kraftstoffbestände leicht rückläufig zeigten, sind die der Rohölläger auf den höchsten Stand des aktuellen Jahres gestiegen. Für vergleichbare Gesamtbestände mussten wir in unseren Statistiken sogar bis Anfang Juni letzten Jahres zurückgehen. Vergleichbare Mengenzuwächse hatten in der Vergangenheit eine belastende Wirkung auf die Rohölpreise, sodass die ausbleibende Reaktion am Ölmarkt überrascht.

Weiterhin häufen sich am Ölmarkt Zweifel über die Geschlossenheit der zukünftigen Fördermengenpolitik des OPEC + Verbundes. Eine Experten-Kommission hat dem Kartell nach einer dreitägigen Sitzung in Wien zu weiteren Fördermengenkürzung geraten, um kurzfristig auf die gesunkenen Rohölpreise zu reagieren. Da die beiden „Schwergewichten“ Saudi-Arabien und Russland weiterhin unterschiedlicher Auffassung bezüglich der künftigen Fördermengen- politik sind, wird von vielen Marktteilnehmern nicht von einer zeitnahen Einigung gerechnet.

Und auch wenn sich in den letzten Tagen eine Stabilisation der Rohölpreise andeutete, sollte diese aus unserer Sicht nur als kurzfristige Gegenbewegung wahrgenommen werden. Aktuell überwiegen preisdrückenden Faktoren am Ölmarkt, insbesondere die weiterhin nicht abzuschätzenden Folgen der „Corona-Krise“ für die Weltwirtschaft. Selbst wenn es kurzfristig zu einer Entscheidung zur Fördermengenanpassung seitens des OPEC-Kartells kommt, bleiben ernsthafte Zweifel bzgl. des erhofften preisstabilisierende Effektes vorhanden.

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