Ölpreise setzen Erholungstour fort | Aktuelle Ölmarkt-News vom 03.04.2020

um 11:14 Uhr von Benjamin Stelse

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Rohölpreise haben am heutigen Freitag die frühmorgendlichen Verluste wettgemacht und sind im Laufe des Vormittags in die Gewinnzone gedreht. Die Notierungen führen somit die sich bereits gestern andeutende Erholungstour weiter fort. Mit Blick auf die letzten Wochen muss jedoch von einer Entwicklung am Ölmarkt gesprochen werden, bei der ein Vergleich zu vorherigen Preisbewegungen schwerfällt. Während in der Vergangenheit auf kurz- bis mittelfristige Abwärtstrends eine Gegenbewegung mit wieder steigenden Rohölpreisen folgte, blieben in den letzten Wochen vergleichbare Ansätze zur Erholung erfolglos.

Doch die aktuelle Aufwärtsbewegung könnte der Ansatz für eine Gegenbewegung sein, die von vielen Marktteilnehmern als längst überfällig empfundene wird. Während in den letzten Wochen bereits mehrere kurzfristige Preissteigerungen innerhalb von wenigen Tagen, oder teilweise sogar innerhalb von wenigen Stunden ausgeglichen wurden, könnte die jüngste Aufwärtsbewegung länger anhalten. Die Hoffnung der Marktteilnehmer ist auf die deutlich bessere Stimmung am internationalen Ölmarkt, sowie auf gleich mehreren preisstützenden Faktoren zurückzuführen.

Die anhaltende Erholungstour wird auch an der Preisentwicklung der Notierungen innerhalb der letzten beiden Tage deutlich. Während ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) heute Morgen mit einem Plus von 0,1 Dollar/Barrel nahezu unverändert bleibt und der Preis der US-Rohölsorte bei 25,1 $/b notiert, ist die Aufwärtsbewegung bei der Sorte BRENT viel deutlicher. Denn der Preis für ein Barrel der für Europa relevanten Nordseesorte BRENT liegt aktuell bei 31,0 $/b und somit rund 1,1 Dollar/Barrel höher als am Vortag.

Zuvor haben wir bereits auf preisstützende Faktoren hingewiesen, die zu einer deutlichen Aufwärtsbewegung führten und die Rohölprise aktuell auf den höchsten Stand der letzten drei Wochen haben steigen lassen. Neben der aus der Corona-Krise resultierenden globalen Nachfrageschwäche, hat auch der Preiskrieg zwischen den beiden Förderländern Saudi-Arabien und Russland die Rohölpreise unter Druck gesetzt. Saudi-Arabien hat aufgrund des Konfliktes zuletzt die eigene Produktion erhöht und auch Russland wollte zeitnah nachziehen.

Entwicklung Ölpreise, Rohölpreise, Ölnotierungen


Während die Fronten im Preiskrieg bis zur Mitte der aktuellen Wochen noch so verhärtet waren, dass eine Fortführung der zuvor gescheiterten Verhandlungen von beiden Seiten ausgeschlossen wurde, scheint eine Annäherung aktuell nicht mehr ausgeschlossen. Der russische Präsident Putin hat gestern mitgeteilt, dass angesichts des jüngsten Ölpreisverfalls ein dringender Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus wolle Russland zunächst auf die angekündigte Förder- mengenerhöhung verzichten.

Ebenfalls gestern teilte US-Präsident mit, dass er nach einem Gespräch mit dem saudi-arabischen Kronprinzen hofft, dass sowohl Saudi-Arabien als auch Russland ihre Fördermengen um bis zu 15 Millionen Barrel pro Tag kürzen würden, um den Preisverfall zu stoppen und den internationalen Ölmarkt zu stabilisieren. Auch wenn die Aussage Trump’s seitens russischer Vertreter noch am selben Tage zurückgewiesen wurden, so lässt eine aktuelle Nachricht die Hoffnung der Marktteilnehmer auf eine Annäherung im Konflikt deutlich steigen.

So wurde heute bekannt, dass die im sogenannten "Opec+ Verbund" organisierten Förderländer des Ölkartells und weitere führender Ölstaaten, zu denen auch Russland gehört, ein Treffen am kommenden Montag planen. Im zuletzt festgefahrenen Preiskrieg könnte somit zeitnah wieder Bewegung beraten. Sollte es zwischen den Parteien auf dem Treffen zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung kommen, so könnte die jüngste Aufwärtsbewegung erst der Anfang sein. Wenn jedoch erneut keine Einigung erzielt werden kann, so würden die zuletzt erzielten Gewinne vermutlich innerhalb kürzester Zeit wieder abgegeben werden.

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