Ölpreise ohne klare Richtung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 17.11.2017

um 09:09 Uhr von Stefan Schmellekamp

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

Die Ölpreise haben sich auf den heutigen Freitag uneinheitlich entwickelt. Während die europäische Rohöl-Leitsorte BRENT die Vortagesgewinne wieder abgab und um 0,7 $/b zurückging, bewegte sich die US-Ölsorte WTI kaum. Dementsprechend notierte WTI am Freitagmorgen unverändert bei 55,4 Dollar/Barrel und die BRENT wurde bei 61,3 Dollar/Barrel gehandelt. Zum ersten Mal seit Anfang Oktober verzeichnen die Ölpreise auf Wochensicht mal wieder Minus.

Nachdem die Ölpreise in den vergangenen zwei Monaten um fast 20 Prozent zugelegt hatten, ist dieser Höhenflug zunächst eindeutig beendet. Aber auch bei Preiskorrekturen nach unten sprechen Händler derzeit von klaren Grenzen. Dennoch hatten zur Wochenmitte die neuen Daten vom US-Ölmarkt die Ölpreise unter Druck gesetzt, weil die Ölproduktion in den USA mit 9,65 Mio. Barrel pro Tag zuletzt auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist. Zudem sind in auch die Öllagerbestände in der größten Volkswirtschaft der Welt zum ersten Mal seit über fünf Monaten wieder um leichte zwei Millionen Barrel auf aktuell gut 794 Mio. Barrel gestiegen.

Auf die guten Zahlen vom US-Ölmarkt reagierte Russland umgehend mit Aussagen, dass man die derzeit bestehende Förderkürzung, die Russland zusammen mit den meisten OPEC-Mitgliedern vorgenommen hat um die Ölpreise zu stabilisieren, nicht zwangsläufig verlängern muss. Auch Russland könne seine Ölförderung im kommenden Jahr auf ein neues Maximum hochfahren.

Ölpreis an der Börse



Inwiefern diese Aussagen nun tatsächlich die eigentlich schon als sicher geltende Verlängerung der Förderkürzung gefährden muss abgewartet werden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich nur um eine Drohung in Richtung der amerikanischen Schieferölindustrie handelt, die davor gewarnt wird die Produktion zu stark hochzufahren. Denn wenn die OPEC und Russland das Angebot auf dem Weltölmarkt nicht weiterhin künstlich verknappen, dann würde der Ölpreise wieder rapide fallen und somit die Wirtschaftlichkeit der US-Schieferölförderung gefährden.

Auch wenn es der OPEC laut Medienberichten noch nicht gelungen sein soll Russland zu einer Verlängerung der Förderbegrenzung zu bewegen, so gilt es doch weiterhin als sehr wahrscheinlich, dass die Verlängerung auf dem Ende November in Wien stattfindenden OPEC-Meeting beschlossen werden wird.

Allerdings zeigt die Reaktion Russlands auch das Dilemma in dem sich Russland zusammen mit dem Ölkartell befindet. In den letzten Jahren hat der US-Ölmarkt, aufgrund der auf Kosteneffizienz getrimmten und schnell hoch und runter zu fahrenden Schieferölförderung, eine neue preisregulierenden Rolle auf dem Weltölmarkt eingenommen hat. Das Potential der US-Schieferölförderung ist groß und wird die USA in den kommenden Jahren wohl zum größten Ölförderland der Welt machen.

Dementsprechend besorgt sind auch die großen OPEC-Förderländer, die ihre alleinige preisbestimmende Position auf dem Weltölmarkt verloren haben und nun in dem Dilemma stecken, dass selbst eine spürbare Verknappung des Ölangebotes nicht mehr zwangsläufig  zu steigenden Ölpreisen führen muss. Fällt eine Förderkürzung jedoch zu groß aus, so drohen Marktanteilsverluste und die stark vom Öl abhängigen Staatshaushalte vieler Ölförderländer geraten in Schieflage.

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